Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition)
und schließlich einem Kopf mit zerzausten blonden Haaren. Als sie sich neben den Körper hockte, drehte sich ihr der Magen um. Verdammt. Diesen Teil ihrer Arbeit hasste sie, besonders wenn die Opfer schon eine Weile tot waren. Unbeholfen steckte sie sich die Taschenlampe zwischen Schulter und Kinn, schob das feine Haar aus dem Gesicht des Opfers und enthüllte glasige blaue Augen, die ins Nichts starrten.
Ein Kichern der Erleichterung entfuhr ihr, bevor sie etwas dagegen unternehmen konnte. Es war nur eine Puppe – lebensecht, aber eindeutig bloß eine Puppe.
Sie beschrieb mit der Taschenlampe einen weiten Bogen und erkannte weitere aufblasbare Sexpuppen, die verstreut inmitten des Unrats lagen.
Abschaum. Dieser Drenier war offenbar sexuell abartig veranlagt und hatte eine Vorliebe für Nekrophilie. Vermutlich benutzte er die Sexpuppen zwischen seinen Morden. Kein Wunder, dass sich die Ausbeute in der letzten Woche verdoppelt hatte. Aber war er noch hier? Oder hatte er sich bereits in sein nächstes Jagdrevier begeben?
Im Schein ihrer Taschenlampe durchsuchte Antoinetteden Abfall. Da es hier keinen Gestank von verwesendem Fleisch gab, behielt er seine Opfer wohl nicht, wie es einige andere taten. Vermutlich folterte er sie hier, worauf der Gestank von altem Blut und Kot hindeutete, und lud sie dann anderswo ab.
Plötzlich traf der Lichtstrahl einen Rucksack, halb im Unrat verborgen. Darin fand sie Kleidung und einiges andere, aber nichts wirklich Interessantes – bis ihre Finger gegen etwas Festeres stießen. Sie zog eine kleinere Tasche hervor, öffnete sie und fand ein dickes Bündel Geldscheine und einige Münzen. Vor allem aber fand sie Dinge, die zu den Beschreibungen der persönlichen Gegenstände passten, welche den Opfern der Zielperson gehört hatten. Seine Souvenirs.
Er würde zurückkehren – das hier würde er auf keinen Fall aufgeben. Sie legte den Rucksack dorthin zurück, wo sie ihn gefunden hatte, und wischte sich die Handflächen an ihrer Jeans ab. Ihre Haut prickelte vor Abscheu.
Jetzt konnte sie nichts weiter tun als abzuwarten. Aber nicht hier unten, nicht in der Dunkelheit, die zu ihm gehörte und ihm einen Vorteil verschaffte.
Als sie die Treppe wieder hochschritt, schien diese nicht mehr annähernd so lang zu sein wie vorher. Antoinette erreichte die Tür, blieb stehen und lauschte. Noch immer war nichts zu hören, aber er könnte durchaus da draußen sein und auf sie warten. Sie trat durch die Tür und schaute sich um, während sie mit ihrer Waffe in die Ecken, auf das Fenster und die Kartons zielte. Alles war sauber.
Die Dunkelheit verbarg die Ecken und Balken der hohen Decke. Sie schnupperte die faulige Luft und suchte nach einem frischen drenischen Geruch. Die Zeitungen hatten berichtet, dass heute Morgen wieder eine Leiche gefunden worden war. Das Opfer war gefoltert worden, bevor man ihm die Kehle durchgeschnitten und es vergewaltigt hatte – das Markenzeichen dieses kranken Bastards. Er würde kräftig nach diesem jüngsten Mord stinken.
Als sie sich umdrehte, richteten sich ihr die Nackenhaare auf, und sie wirbelte wieder herum. Etwas beobachtete sie von den Deckenbalken aus. Etwas … oder jemand. Sie spürte die Blicke, die auf ihr ruhten, trat näher und blinzelte in die Finsternis. Sie konnte nichts erkennen, aber …
Ein gläsernes Klirren ertönte von draußen, und sofort suchte sie Schutz hinter den Kartons. Als etwas Schweres auf dem Boden landete, spannte sich Antoinette an.
Da war er. Endlich.
Adrenalin schoss durch ihre Adern; sie spürte es in ihrem Blutstrom und hieß den klaren Blick willkommen, den es ihr verschaffte. Sie schlich in einem Kreis hinter den Drenier und hielt sich dabei im Schutz der Kartons. Er war viel größer, als sie erwartet hatte. Und er stellte sie vor ein weiteres Problem. Er war nicht allein.
◀ ▶
Christian entspannte sich ein wenig. Das Handgemenge draußen auf der Gasse hatte die Ankunft der Zielperson bereits angekündigt, lange bevor die Frau es gehört hatte. Der Drenier hatte ihn vor der Entdeckung bewahrt, gerade als die Venatorin in Christians Richtung gesehen hatte – als hätte sie seine Gegenwart irgendwie in der Finsternis gespürt. Dann war sie verschwunden, als der Drenier unbeholfen den Raum betreten hatte.
Nun wies der unverkennbare Gestank die Zielperson als das aus, was sie war – ein Nekrodrenier, die schlimmste Art der Aeternus-Rasse. Christian unterdrückte seinen Abscheu.
Diesem hier gefiel es,
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