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Aetherhertz

Aetherhertz

Titel: Aetherhertz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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es bei Hochdruck, wenn der Æther vielleicht auch unser Haus erreicht. Öffne dann die Türen und Fenster und verlasse den Raum. Ich möchte dir nicht zumuten, selbst mit Æther zu hantieren, wie ich es tun würde.
    Mein liebes Kind, ich bedauere, dass ich dir nicht mehr zur Seite stehen kann und hoffe, dass du immer jemanden hast, der für dich da ist. Denk daran, dass dein Patenonkel Karl sich auch um dich kümmert, solange es ihm möglich ist.
    Ich liebe dich und wünsche dir alles Glück dieser Welt,
    Dein Vater
     
    Sie ließ das Blatt sinken und sah zu Paul, der sich am Wohnzimmertisch mit seinem mechanischen Vogel beschäftigte. Sie weinte nicht. Nein, es gab keinen Grund. Vielmehr war sie gerade wütend: Ihr Vater hatte ihr etwas verheimlicht! Sie war sich noch nicht sicher, was sie davon halten sollte, aber es machte sie sauer. Sie fühlte sich wie ein kleines Kind, dem man etwas vom Weihnachtsmann erzählt, damit es brav ist und der übernatürlichen Macht gefallen will. Aber nun war die Welt übernatürlich, und ihr Vater hatte Geheimnisse vor ihr gehabt, und jetzt war er weg oder tot, oder ...
    Sie sah zu Paul, der schob sich gerade eine Brille mit seltsamen Linsen in die Stirn und rieb die Druckstellen. Er hatte einen kleinen Holzkasten mitgebracht, der um einen grün leuchtenden Glasballon gebaut war. In das Glas waren Drähte eingegossen, die an eine Batterie angeschlossen waren. Mit einer Metallspritze entnahm er nun ein wenig von der grünen Flüssigkeit und injizierte es dem Vogel. Dann setzte er die Brille wieder auf und drückte einen Knopf am Kontrollarmband. Das Käuzchen breitete seine Flügel aus. Erst jetzt fiel Annabelle auf, dass Paul die Federn entfernt hatte. Stattdessen entfaltete sich ein filigranes Drahtgeflecht, das schlagartig grün leuchtete. Die Maschine hatte jetzt Flügel aus Æther!
    Annabelle atmete schnell ein, sie war begeistert. Sie bewunderte die Maschine, aber auch ihren Erbauer. Sie spürte seine konzentrierte Energie, seine Fokussiertheit. Er war so mit sich selbst und seiner Tätigkeit im Reinen, ganz uneitel, aus der Lust am bloßen Schaffen.
    Er schob die Brille wieder nach oben und drehte sich zu ihr um. Die Begeisterung auf seinem Gesicht machte sie ganz warm und glücklich. Sie konnte nicht anders: Sie stand auf und küsste ihn, lachte und fuhr ihm durch die verstrubbelten Haare. Er griff nach ihr und zog sie auf seinen Schoss. Dann zog er die Brille ab und stellte den Vogel aus.
    „ Was schreibt er?“
    „ Mein Papa war ein Blödmann“, sagte sie und schmollte.
    Paul runzelte die Stirn. Annabelle schüttelte den Kopf und wedelte mit dem Brief in der Luft herum.
    „ Er schreibt hier nur verschwurbelten Unsinn. Ich kann nichts damit anfangen. Du kannst es selbst lesen.“
    Während er las, lehnte sie sich an ihn und spielte mit seinen Haaren.
    „ Ja“, gab er dann zu. „Das ist tatsächlich nicht ganz einfach zu verstehen. Aber es bestätigt einen Verdacht, den ich schon eine ganze Weile habe.“
    „ Welchen denn?“, murmelte sie.
    „ Dein Vater hat sich mit Magie und Religion beschäftigt. Und zwar ausgiebig. Ich glaube, er war einigen Geheimnissen des Æthers auf der Spur. Wenn wir nach Baden-Baden zurückfahren, werden wir diese Anweisungen ausführen und ich glaube, mein Verdacht wird sich bestätigen.“
    „ Was willst du damit sagen?“
    „ Ich glaube, dein Vater war den Mechanismen des Æthers und dem Grund für das Auftauchen von Verdorbenen auf der Spur.“
    „ Und was bedeutet das?“
    „ Nun, mein Liebling: Wenn ich es mal so ausdrücken will, dann könnte dein Vater der Magie auf der Spur gewesen sein.“
    „ Mein Vater ein Magier? Du bist ja lustig.“ Sie zog an seinem Ohrläppchen.
    „ Und du bist unwiderstehlich.“
    „ Wozu widerstehen?“, fragte sie, und hüpfte von seinem Schoss.
    „ Wer zuerst im Schlafzimmer ist!“
    Als sie es erreicht hatten, war es ihnen ganz egal, wer der Erste gewesen war …
     
    * * *
     
    „ Was meinst du, wenn du 'Magie' sagst?“, fragte Annabelle später. Sie ritten um den See herum und hatten gerade einen wilden Galopp hinter sich.
    Paul war überrumpelt. Er rutschte im Sattel zurecht. Titania war ein wundervolles kraftvolles Pferd, dessen Ruhe einen täuschte. Sie hatte es Oberon nicht leicht gemacht, sie zu überholen.
    Sie waren auf halbem Weg um den See herum. Der Wald war still, der See schwarz und glatt. Der frisch gefallene Schnee betonte die Schwärze noch. Sie hatten ein paar Enten

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