Aetherhertz
Tür selbst konnte man auf den ersten Blick nichts erkennen, aber der Holzrahmen mit dem Schloss war zersplittert. Erschrocken und alarmiert öffnete er die Tür langsam und vorsichtig.
Der Flur war leer. Im Eingang zur Bibliothek stand die Statue eines tibetanischen Tempelwächterhundes mit dem Kopf in Richtung des Raumes. Die Statue ging ihm bis zur Hüfte und war aus sehr schwerem Holz. Warum stand sie dort? Er schlich einige Schritte näher und sah einen Fleck auf dem Boden. Er bückte sich: Blut. Er verrieb die braunrote Flüssigkeit zwischen den Fingern, dann blickte er die Statue an, die ihm in dieser gebückten Position direkt ins Gesicht starrte. Vorsichtig fasste er dem Holzmonster ans Maul: Zähflüssig, klebrig, rot, Blut. Was zum Henker ...?
Er stand auf und blickte vorsichtig in die Bibliothek. Leer, kein Geräusch, ein kalter Wind zog herein. Die Terrassentür hing zersplittert in ihren Angeln, der schwere Sessel war umgestürzt, Blutflecke waren auf dem Boden.
Was war hier los? Wo war Frau Barbara?
Dr. Burger kehrte um und wollte zur Küche, als er doch ein Geräusch aus der Bibliothek hörte. Glas zerbrach knirschend. Vorsichtig schlich er den Gang zurück und zog dabei seinen Stockdegen auseinander. Als er hinter dem Tempelhund stand, erhob sich dieser plötzlich und machte einen riesigen Satz in den Raum hinein. Verblüfft folgte Karl ihm und sah zu seinem Entsetzen einen schwarzen zotteligen Wolfsmenschen, der den Tempelhund angriff. Seine riesigen Krallen rissen krachend lange Späne aus der Holzfigur, die ihn stumm mit ihren Zähnen attackierte.
Burger bemerkte, dass auf dem Fell des Monsters schon reichlich Blut klebte. Offenbar hatte die Holzfigur ihm im ersten Kampf schon ein paar Wunden zugefügt. Der Tempelhund kämpfte unheimlich still, während der riesige Wolf knurrte und bellte. Obwohl er schon schwer angeschlagen war, schaffte es der Hund, die Bestie aus dem Zimmer auf die Terrasse zu drängen. Der Wolfsmann sprang ein paar Sätze in den Garten, drehte sich um und sammelte sich. Mit einem mächtigen Sprung landete er auf der Figur, riss ihr brüllend den Kopf ab und schleuderte ihn in den Garten. Das unnatürliche Leben verließ die Statue und sie fiel um. Der Wolfsmensch rollte sich ab und wendete flink, um Karl anzugreifen, der den Kämpfenden nach draußen gefolgt war.
Er blickte entsetzt auf das Maul mit den riesigen Zähnen, in die bösartigen gelben Augen, dann erhob er seinen Degen und brachte sich in Position. Der Wolfsmann knurrte und sprang.
Dr. Burger versuchte den Degen zwischen den Rippen der Gestalt zu versenken, aber sie war zu schnell und die Wucht des Sprunges warf ihn um. Die Kreatur saß auf ihm und öffnete ihr Maul, um ihm in den Hals zu beißen. Er schaffte es im letzten Augenblick, sich zur Seite zu wenden und die Zähne des Wolfes gruben sich in seine Schulter. Während Burger spürte, wie die Kiefer der Bestie sein Schlüsselbein zermalmten, schlug er der Kreatur mit aller Kraft den Knauf seines Degens in die empfindliche Augenhöhle. Der Wolfsmann jaulte auf und ließ seine Schulter los. Diesen Moment nutzte Burger, um den stinkenden Körper von sich zu stoßen.
Er rappelte sich schnell auf, taumelte schmerzverzerrt ein paar Schritte rückwärts und dachte einen winzig kleinen Moment über Flucht nach. Die Vorstellung der Bestie in seinem Rücken ließ ihn aber erkennen, das stattdessen ein Angriff seine einzige Chance war. Er erhob den Degen und stellte sich dem rasenden Wolfsmenschen, der sich ihm auf zwei Beinen näherte, um ihn mit seinen Pranken zu umfassen. Burger blieb schwer atmend stehen und wartete ab. Er konnte es kaum ertragen still zu stehen, aber er hatte nur noch eine Chance, und dafür brauchte er all seine Kraft und viel Glück. Im letzten Moment machte er einen großen Ausfallschritt und trieb dem Biest die Klinge mit aller Kraft zwischen die Rippen. Aufbrüllend schlug der Wolfsmensch mit seiner Pranke gegen Burgers Waffenarm. Sie prallten aufeinander und Karl spürte die massiven Muskeln unter dem zotteligen Fell. Er schob den Degen mit ganzem Körpereinsatz immer tiefer in den Brustkorb seines Angreifers. Sie waren nun so nah, dass man von Weitem einen innigen Tanz hätte vermuten können. Der Wolfsmensch warf sich zur Seite und stieß Burger mit seinen Pranken von sich weg. Er traf dabei die verletzte Schulter und Burger wurde fast bewusstlos vor Schmerz, ließ aber den Degen nicht los. Der dünne Stahl der Klinge wurde verbogen
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