Aetherhertz
hatte Annabelle gerettet. Er wollte eigentlich nicht darüber nachdenken, was nun weiter geschehen würde. Ob sie doch noch angeklagt würde, eingesperrt, wie die anderen Verdorbenen.
Irgendwann kam Burger und jemand brachte ihm sein Käuzchen, dem schließlich der Treibstoff ausgegangen war.
Aber er dachte nur an die freie Annabelle: in der Hütte im Schwarzwald, lachend, ihn mit Schneebällen bewerfend, küssend ... Wie sie dort in dem Sessel lag, nachdem sie ihn geheilt hatte. Wie jetzt, schlafend, unschuldig, mit dem blauen Stein in der Hand.
Er setzte sich auf. Der blaue Stein ... sie hatte etwas darüber gesagt, über eine Energie, wie Strom. Er brauchte diesen Stein!
* * *
Burger und Friedrich saßen in einem der größeren Büros des Komplexes. Beide waren erschöpft, aber es gab noch keine Möglichkeit sich auszuruhen. Zu viel stürmte auf sie ein. Inzwischen waren weitere Truppen und auch Polizei da, aber keiner begriff so richtig, was hier vor sich gegangen war.
Major Götz kam auf sie zu und setzte sich.
“ Sie hätten mit mir reden sollen”, begann er das Gespräch vorwurfsvoll.
Friedrich und Karl sahen den großen Mann verblüfft an. “Warum?”
“ Nun, sie hätten mir von ihrem Verdacht berichten können. Zusammen hätten wir einen besseren Plan machen können. Nun ist es so geschehen, aber ich versichere ihnen, wenn ich nicht sofort mit General Wissel telefoniert hätte, dann wäre das hier ganz anders ausgegangen.”
“ Sie haben richtig gehandelt. Dafür sind wir Ihnen zu Dank verpflichtet”, sagte Karl.
“ Warum haben Sie Wissel angerufen?”, fragte Friedrich.
“ Ich vermutete schon lang, dass etwas hier oben nicht stimmt, aber ich konnte ja nicht ahnen, was wirklich vor sich geht. Alle Papiere waren in Ordnung, alle Prozeduren korrekt. Ich habe immer gehofft, dass mich meine Ahnung trügt, und wir hatten ja auch nicht viel Wahl. Es werden immer mehr Verdorbene, wir können sie nicht mehr unterbringen, und sie schienen hier ja auch bestens versorgt zu werden.”
“ Aber hier ging es um viel mehr, als nur Gelder des Reiches abzuschöpfen”, sagte Friedrich. “Die beiden Verschwörer hatten ja ganz andere Pläne. Man braucht doch kein solches Luftschiff, wenn man nur Verdorbene behandelt. Und wenn ich es richtig sehe, dann wurden einzelne Verdorbene ja auch zu Kampftruppen ausgebildet.”
„ Ja, das Schiff …”, grübelte Major Götz. “Also, ich kann das nicht glauben: Der Herr Hartmann und dieser Ganove Depuis haben hier, unter – oder besser über – meinen Augen klammheimlich in dieser Anlage dieses riesige Schiff gebaut? Das kann nicht sein.“
Burger rieb sich das Kinn. „Sie waren einer der wenigen, die offensichtlich nicht auf Ihrer Gehaltsliste standen. Die beiden haben mithilfe der Praline »Herzblut« viele Ihrer Untergebenen erpresst.“
„ Ach, bleiben Sie mir doch weg!“, ereiferte sich der Major. „So ein Unsinn.“
„ Kein Unsinn. Die Praline macht abhängig. Sie ist eine Droge, die vor allem Frauen tiefe emotionale Erlebnisse verschafft, und schließlich auch zum Tode führen kann. Und indem sie die Frauen abhängig machten, hatten sie die Männer in der Hand.“
„ Aber was ist das? Was ist da Besonderes drin?“
„ Das wüssten wir auch gerne. Aber Hartmann ist ja leider verschwunden.“
Friedrich nickte müde: “Sie sagen, der Geflügelte sei sein Bruder.“
Burger zog überrascht die Augenbrauen hoch. „Dann ist es ja kein Wunder, das er ihn gerettet hat.“
Friedrich sah skeptisch aus: “Ich bin mir da nicht so sicher.“ Er erzählte den beiden von dem Gespräch zwischen Hartmann und seinem Bruder, das er in dem Gewächshaus mit angehört hatte.
„ Es hörte sich nicht nach einer liebevollen Beziehung an.“
„ Aha, eine verworrene Familiengeschichte also“, murrte der Major. Er war beleidigt und tief in seiner Ehre verletzt.
„ Familiengeschichten ...“, murmelte Burger und dachte bei sich, dass dieses ganze Abenteuer aus mehreren verworrenen Familiengeschichten bestand: Annabelle und ihr Vater, Paul und Friedrich mit ihren Eltern und auch ein bisschen seine eigene geheime Geschichte. Die Russen, die Hartmanns, die vielen Verdorbenen, deren Familien auch darunter litten. Die Familien der abhängigen Frauen und der Toten nicht zu vergessen.
„ Wo ist der Geflügelte?“, fragte der Major.
„ Das weiß keiner“, antwortete Friedrich. „Irgendwo oben im Wald wahrscheinlich.“
„ Ein Suchtrupp soll
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