AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN
geringen Spaß an Sex hatte. In den letzten Gesprächen mit ihrem Analytiker räumt die Monroe freizügig ein, für die ihren Liebhabern vorgespielten Orgasmen einen Oscar verdient zu haben. Doch für die Wahrheit blieb in der gnadenlosen Imagefabrik Hollywood kein Platz. Sie war vom Drang nach Perfektion getrieben und litt unter extremen Selbstzweifeln. Sie strebte nach Vollkommenheit und zerbrach am Leben. Die Flucht in Alkohol und Drogen endete im Nirgendwo. Die Einweisung in eine psychiatrische Klinik und die brutale Behandlung, die sie dort erlitt, verarbeitete sie in einem Schreiben an Ralph Greenson. Sie wird in die New Yorker Payne-Whitney-Klinik gebracht und dort in eine Zelle gesperrt („für die sehr gestörten Patienten“). „Ich kam mir vor, als wäre ich in ein Gefängnis gesteckt worden für ein Verbrechen, das ich nicht begangen hatte. Die Unmenschlichkeit war archaisch.“ Sie darf nicht telefonieren, muss sich nackt ausziehen und wiederholt duschen, wird an den Brüsten nach Knoten abgetastet und beschließt, die Situation wie in der Schauspielschule als Improvisationsübung zu betrachten. Die Monroe schreit, zerschlägt mühsam mit einem Sessel eine Glasscheibe und bemächtigt sich der Scherben. „Dann setzte ich mich mit der Scherbe ganz ruhig aufs Bett und wartete, dass jemand kam. Es kam auch jemand und ich sagte: ‚Wenn Sie mich behandeln wie übergeschnappt, dann benehme ich mich eben wie übergeschnappt‘.“
Sie versuchte, sich aus der Depression zu schreiben und scheiterte auch darin an der Geringschätzung ihrer Geliebten und Ehemänner, die in ihr immer nur die sexuell verfügbare Frau sahen. Ihr dritter Ehegatte, der Journalist Arthur Miller, schämte sich für seine Ehefrau und vertraute sein Urteil einem Tagebuch an, das Marilyn in die Hände bekam. Sie antwortet mit einem verzweifelten Gedicht, geschrieben auf Hotelpapier: „Wahrscheinlich hatte ich immer schon / bodenlose Angst, wirklich eine / Ehefrau zu sein, / da ich vom Leben weiß, / dass man einander nicht lieben kann, / nie wirklich.“
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Günter Bischof, Der Wiener Gipfel 1961: Kennedy – Chruschtschow, Innsbruck/Wien/Bozen 2011.
Robert Dallek, John F. Kennedy: Ein unvollendetes Leben, München 2003.
Seymour Hersh, Kennedy. Das Ende einer Legende, Hamburg 1998.
Marilyn Monroe, Tapfer lieben, Frankfurt am Main 2010.
J. Randy Taraborrelli, The Secret Life of Marilyn Monroe, London 2009.
http://www.coverups.com/monroe/countdown.htm
http://www.smh.com.au/news/world/how-bobby-betrayed-marilyn/ 2007/03/16/1173722744316.html?page=1
http://www.smh.com.au/news/world/kennedy-link-to-death/2007/03/16/1173722744304.html?page=2
http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/kino/Allein-Ich-bin-immer-allein/story/ 12254887
http://articles.sun-sentinel.com/1985-10-28/features/8502170297_1_marilyn-monroe-joe-kennedy-mcguire-sisters
Bill Clinton und Monica Lewinsky
„I did not have sexual relations with that woman“
Diese Affäre ist amtlich. Ein Untersuchungsausschuss untersuchte jedes Detail, hielt auf die Minute genau den Ablauf sexueller Handlungen fest und veröffentlichte einen Bericht, der ein Sittenbild des Weißen Hauses und seiner Bewohner bloßlegte und einen amerikanischen Präsidenten bloßstellte. William Jefferson Blythe III. („Bill“) Clinton, gewähltes Staatsoberhaupt der USA, entging einer Absetzung nur, weil die dafür notwendige Zweidrittel-Mehrheit im Senat verfehlt wurde. Am Beginn dieser fürwahr peinlichen Affäre steht eine andere Frau: Paula Jones.
Die Mitarbeiterin des damaligen Gouverneurs von Arkansas hatte vor Clintons Präsidentschaftskandidatur ein Verfahren wegen sexueller Belästigung gegen den Politiker angestrengt. Der Provinzpolitiker Clinton hatte die attraktive Paula von „State Troopern“ – einer Polizeieinheit, die auch für die Sicherheit des Gouverneurs verantwortlich ist – in sein Hotelzimmer vorführen lassen und dort die Hose heruntergezogen. Paula Jones war offenkundig wenig beeindruckt von dem, was sie zu sehen bekam, und klagte den aufstrebenden Politiker der Demokraten. Dieser Prozess war schon fast abgeschlossen, als eine junge Dame mit ausgeprägten Rundungen ein Berufspraktikum im „Weißen Haus“ antreten durfte. Die Affäre Lewinsky wird erst durch den Prozess Paula Jones’ zur Staatsaffäre. Denn die Anwälte der kleinen Angestellten Jones wollten vor Gericht das Verhaltensmuster Bill Clintons ausbreiten und zitierten zahlreiche Damen in den Zeugenstand, die
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