AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN
der Muse:
„Mein Leben war schön. Gott vergönnte mir, die genialen Werke in unserer Zeit zu kennen, ehe sie die Hände ihrer Schöpfer verließen. Und wenn ich für eine Weile die Steigbügel dieser Ritter des Lichts halten durfte, so ist mein Dasein gerechtfertigt und gesegnet.“
Alma Mahler-Werfel stirbt 1964 im Alter von 85 Jahren in New York, wohin sie mit Franz Werfel emigriert war.
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Albrecht Joseph, Alma Mahler-Werfel, Kokoschka, der Schauspieler George, Bonn: Weidle-Verlage. (unveröffentlichtes Originalmanuskript).
Hilde Berger, Ob es Hass ist, solche Liebe? Oskar Kokoschka und Alma Mahler, Wien 1999.
Oskar Kokoschka, Mein Leben, Wien 2007.
Alma Mahler-Werfel, Mein Leben, Frankfurt am Main 1960.
Alfred Weidinger, Kokoschka und Alma Mahler, München u. a. 1996.
Hendrik Bärnighausen/Viktoria Wuchrer, Der Kunsthändler Hermann Holst, der Galeriedirektor Hans Posse und der Maler Oskar Kokoschka als Bewohner des „Pavillons J“ im Großen Garten in Dresden, in: Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsens, Jahrbuch 14, Dresden 2007.
www.alma-mahler.at
http://www.almamahler.com/archiv_semmering_deutsch/info_semmering/ alma_und_der_semmering.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Alma_Mahler-Werfel
http://www.textlog.de/17589.html
Gabriele D’Annunzio und Eleonora Duse
„Ich bereue es so! So sehr.“
Wiener Schriftsteller von Karl Kraus bis Hermann Bahr waren von der italienischen Schauspielerin Eleonora Duse anfangs nur mäßig begeistert. Karl Kraus schrieb 1923 in der „Fackel“: „Die Duse ist auf der Bühne ein großer Mensch und im Alltag eine kleine Frau.“ Und Hermann Bahr beschrieb die italienische Schauspielerin so: „Die Duse gilt den Italienern heute für die größte Tragödin. Ihr Ruhm ist allen geläufig. Keine andere darf man mit ihr vergleichen … Wenn man das oft gehört oder gelesen hat, dann ist man von ihrem ersten Bilde oder bei ihrer ersten Begegnung bitter enttäuscht. Sie ist klein, sie ist plump und ihren trägen Gebärden fehlt die Anmut. Ihre Augen sind groß und schön, aber wehmütig und verzagt. Die Nase ist klein und stumpf. Die Wangen hängen schlaff herab ohne einen persönlichen Zug … Man muss die Duse erst auf der Bühne sehen. Da ist sie schön. Sie ist da auch hässlich. Sie ist groß und sie ist klein, sie ist jung und sie ist alt, sie ist plump wie eine lombardische Bäuerin und sie ist nervös wie eine Pariser Cocotte – sie ist, was ihre Rolle jedes Mal ist. Das macht den unvergleichlichen Zauber.“
Hermann Bahr begründet als Theaterkritiker für die „Frankfurter Zeitung“ mit einer hymnischen Eloge den Ruhm der Duse in Mitteleuropa. Der österreichische Schriftsteller und der Schauspieler Josef Kainz werden im Winter 1891 in der Hauptstadt des Zarenreichs, Sankt Petersburg, auf die Italienerin aufmerksam. Auf Bahrs Lobeshymne in der „Frankfurter Zeitung“ hin engagiert ein Wiener Theateragent die Italienerin.
Sie erhält Rollenangebote für Wien und spielt in italienischer Sprache die „Kameliendame“ für vier Vorstellungen im Carltheater. Hermann Bahr verfasst für das Programmheft eine „einleitende Studie“. Die italienische Schauspielerin zählt zu diesem Zeitpunkt längst zu den größten Stars ihres Gewerbes. „Die Duse“ ist zum Markenzeichen geworden. In ihrem Heimatland Italien wird sie buchstäblich vergöttert. Sie prägt im Kontrast zur Schauspiel-Legende Sarah Bernhardt einen neuen, einen modernen Stil des Theaters – ohne übertriebene Gesten, ohne pathetisches Deklamieren, oft kaum geschminkt.
Es ist geradezu unvermeidlich, dass sich die Lebenswege der großen Schauspielerin und des größenwahnsinnigen Dichters Gabriele D’Annunzio kreuzen und über einige Jahre parallel führen. Beide sind Idole einer schwärmerisch romantischen, nationalistischen Zeit. Italien taucht in einen Rausch des Patriotismus ein, der über die Blutbäder des Ersten Weltkriegs im Faschismus Mussolinis seinen Höhepunkt und sein Ende findet. Die „Duse“ – so ihr Markenname – wird eigentlich noch in der österreichischen Lombardei geboren. Ihre Eltern geben ihr Theaterblut mit. Vater und Mutter sind beide Wanderkomödianten. Die Truppe tritt auf Marktplätzen und in Wirtshäusern auf, oft bloß für Kost und Logis. Alessandro Vincenzo Duse leitet eine dieser wandernden Schauspielgruppen, die sich aus Goldonis Zeiten irgendwie ans Ende des 19. Jahrhunderts gerettet haben: Handlungsreisende der leichten Muse. Menschen,
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