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AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN

AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN

Titel: AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Jelinek
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sofern sie den machtpolitischen Interessen ihrer adeligen Väter dienlich waren.
    Karl V. zeugt sieben Kinder, von denen gerade die beiden „illegitimen“ Weltbedeutung erlangen: Hieronymus als Don Juan de Austria und seine 25 Jahre ältere Halbschwester Margarete von Österreich als Herzogin von Parma.
    Anders als Margarete erkennt Karl V. seinen Sohn nicht sofort in aller Öffentlichkeit an. Ein Brief, der erst nach seinem Ableben geöffnet wird, informiert seinen Sohn und Nachfolger Philipp II.: „Ich sage und erkläre, dass ich während ich in Deutschland nach dem Tode der Kaiserin, meiner Gattin, weilte, von einer unverheirateten Frau einen natürlichen Sohn erhalten habe, der Hieronymus heißt.“
    Jerónimo, wie der Kaiserspross in Spanien genannt wird, bleibt bei seinen Pflegeeltern. Als der Vater stirbt, kommt ein kaiserlicher Kammerdiener, um den Buben abzuholen. Er berichtet, dass „dieser Jerónimo zwar gesund an Leib und Seele sei, aber nur herumzulaufen und mit einer Armbrust auf Vögel zu schießen gelernt habe“. Der Bub ist jetzt acht Jahre alt und muss etwas lernen. Karl V. bittet seinen Kammerdiener und dessen Frau, den Wildfang unter die Fittiche zu nehmen. Jerónimo wird als Page am Hofe seines Vaters eingeführt und bekommt dort die aristokratische Grundausbildung. Angeblich betrachtet Karl den elfjährigen blonden, blauäugigen Jungen mit Wohlgefallen; ob Vater und Sohn je miteinander gesprochen haben, ist nicht überliefert.
    Zu der Zeit, als sich Jerónimo am Hofe seines Vaters aufhält, ist dieser ein „alter Mann, ein Krüppel, der kaum die Hände gebrauchen konnte und für den es schwer, oft unmöglich war, zu gehen.“ Der alte Kaiser sieht sein Ende nahen und trachtet danach, seine Angelegenheiten zu regeln. In einem Kodizill wünscht er, Jerónimo solle in den geistlichen Stand eintreten, falls er aber das weltliche Leben vorziehe, mögen ihm „aus den Einkünften des Königreichs Neapel 20.000 bis 30.000 Dukaten“ ausbezahlt werden. Barbara Blomberg wird mit einer jährlichen Rente von 200 Florin (knapp 700 Gramm Gold) bedacht.
    Drei Jahre zuvor, 1555, hat Karl V. abgedankt und die Regierungsgeschäfte seinem Sohn Philipp II. übertragen. Der mächtige Kaiser ist verbittert: „Große Hoffnung hatte ich – nur wenige haben sich erfüllt, und nur wenige bleiben mir: und um den Preis welcher Mühen!“, heißt es in seiner Abdankungsrede.
    Ein Jahr nach dem Tod seines Vaters erfüllt Philipp II. die Anordnungen des Verstorbenen. Es kommt zu einem Zusammentreffen mit dem ahnungslosen Zwölfjährigen: Ob er wisse, wer sein Vater sei, soll König Philipp II. den blonden Buben gefragt haben. Dieser habe verlegen den Kopf geneigt, sein königlicher Halbbruder ihn liebevoll umarmt: „Mut, mein Kind, du stammst von einem großen Manne ab. Kaiser Karl V., der jetzt im Himmel ist, ist dein und mein Vater.“
    Was auch immer zwischen den Halbbrüdern wirklich gesprochen worden ist, am 2. Oktober 1559 gibt Philipp II. vor seinem Hofstaat in Valladolid das Geheimnis von Jerónimo preis und verleiht ihm den Namen Don Juan de Austria.
    Das Leben seiner Mutter Barbara Blomberg wird weiterhin von Männern dominiert und diktiert. 1569 stirbt ihr Ehemann; am spanischen Hof ist man jetzt der Überzeugung, man müsse ihr „eine dem hohen Rang ihres Sohnes entsprechende Stellung einräumen“. Keinesfalls soll der Lebenswandel der „Heldenmutter“ das Ansehen ihres mittlerweile berühmten Sohnes beschmutzen. Philipp II. lässt der Mutter seines Halbbruders ausrichten, sie solle sich einen neuen Wohnort suchen und keinesfalls wieder heiraten.
    Barbara Blomberg zieht nach Gent und genießt dort nach Ansicht ihrer männlichen Beobachter „zu viele Freiheiten“. Man will sie in ein Kloster nach Spanien übersiedeln, doch die Witwe ist widerspenstig. „… sie wisse schon, wie man dort die Frauen einsperre, eher lasse sie sich in Stücke hauen, als nach Spanien zu gehen.“ Sie bleibt also, wo sie ist, in den relativ liberalen Niederlanden. „… man habe seine liebe Not mit ihr, da sie die eigensinnigste Person sei, die ihm je noch vorgekommen sei“, klagt einer ihrer Aufpasser.
    Mittlerweile hat Don Juan die Flotte der Heiligen Liga in der Seeschlacht von Lepanto (bei Korinth) zum Sieg gegen die Osmanen geführt. Er bricht die türkische Seemacht im Mittelmeer. Das uneheliche Kind steigt zum bewunderten Helden der Christenheit auf. Da droht seine störrische Mutter den Ruf zu ruinieren. Paul

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