AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN
Familien von Florenz – markiert den Abschluss einer langen Entwicklung zu einem totalitären Regime. Ein Jahr nach dem Tod Cosimos deckte Francesco einen angeblichen Putsch auf. Er ließ Orazio Pucci und zahlreiche Mitglieder der Familie Capponi verhaften. Obwohl die Verschwörer ihre Pläne schon aufgegeben hatten, wurden sie unnachsichtig verfolgt. Orazio Pucci wurde in einem Schauprozess angeklagt, verurteilt und, um ihm eine besondere Schmach zuzufügen, an einem Fenster des Palazzo Vecchio, dem Zentrum Florentiner Macht, erhängt.
Mit dieser brutalen Aktion festigte Francesco nicht nur seine Macht gegenüber den einflussreichen Familien von Florenz, er machte klar, dass jeder Widerstand gegen seine Herrschaft tödlich sein würde. Höchst willkommen war auch ein Nebeneffekt: Francesco erklärte den Besitz der Familie Pucci für verfallen und bereicherte sich so an einem Vermögen von gut 300.000 Gulden.
Auf die Zuneigung seiner Untertanen glaubte der Fürst verzichten zu können.
Francesco hatte vielleicht seinen Machiavelli („Der Fürst“) gelesen, aber nicht verstanden. Er regierte despotisch, selbstherrlich und brutal. In den ersten 18 Monaten seiner Regierungszeit wurden in Florenz nicht weniger als 168 Morde verübt. In die Geschichtsbücher ging er als wenig erfolgreicher Herrscher ein. Er zwang seine Stiefmutter in ein Kloster und hielt seine Brüder aus Florenz fern. Man sagte von ihm, dass er die Privilegien der Macht liebte, weniger ihre Bürden. Staatsgeschäfte interessierten ihn nur mäßig, mehr dafür die Chemie. Er verbrachte viel Zeit mit Experimenten in seiner Alchemisten-Küche. Wie es der Medici-Tradition entsprach, förderte er Wissenschaft und Literatur. So gehen die heute weltberühmte Galleria degli Uffizi und das Medici-Theater auf seine Gründung zurück.
Die kulturelle Spätblüte verschleierte den politischen Abstieg von Florenz, sie war von Verschwendung und wirtschaftlichem Niedergang begleitet. Trotz seiner unangefochtenen Machtstellung nach innen konnte er den Machtverlust nach außen nicht aufhalten. Es ging bergab. Während Cosimo die Unabhängigkeit seines Staates noch behaupten konnte, schloss sich Francesco de’ Medici eng an das Haus Österreich an.
Der Großherzog musste es hinnehmen, dass die Habsburger mehr oder minder ein Protektorat über Florenz und die Toskana errichteten. Dafür bestätigte der Kaiser ihm nun den pompösen Titel. Um die Schutzmächte Österreich und Spanien nicht zu verstimmen, vernachlässigte Francesco die Beziehungen zu Frankreich. Die Toskana war zum Spielball europäischer Großmachtinteressen geworden.
Das Bündnis mit dem Haus Habsburg wurde im Dezember 1565 – nach Übernahme der Regierungsgeschäfte – durch die Heirat mit Erzherzogin Johanna von Österreich besiegelt. Ehen waren ein bevorzugtes Mittel („Du, glückliches Österreich, heirate!“) der Habsburger-Politik: Glücklich war vielleicht Kaiser Ferdinand I., der seine Tochter Johanna nach Florenz zwang, weniger die Eheleute. Weder entsprach Johanna dem Schönheitsideal der Zeit noch den erotischen Vorlieben des Fürsten. Sie wird als sehr klein und mager beschrieben, ihr Mann mochte es dagegen üppig. So gab er auch nach seiner Hochzeit – durch die sich die Medici die endgültige Verankerung im europäischen Hochadel versprachen – seine Affäre mit Bianca nicht auf. Johannas Vorlieben waren ohnehin unbeachtlich.
Kaiser Ferdinand I., der in Innsbruck residierte, aber ein wenig oberhalb der Stadt auf Schloss Ambras mit seiner geliebten bürgerlichen Frau Florentine Welser lebte, musste zahlreiche Töchter strategisch günstig an den europäischen, vorzugsweise katholischen Hochadel verheiraten. In der Porträtgalerie des prachtvollen Schlosses sind die Bildnisse der Habsburger-Sprösslinge auch heute noch zu besichtigen. Wahre Schönheiten finden sich darunter kaum. Neben Johanna wurde auch ihre Schwester Barbara (mit Alfonso II. d’Este) nach Oberitalien verkuppelt. Bei der Aussteuer für die Töchter ließen sich die Habsburger nicht lumpen, aber um zu sparen, wurden die Schwestern 1565 gemeinsam auf Brautreise Richtung Süden geschickt.
Die Affäre mit Bianca Cappello, verehelichte Bonaventura, führte der Großherzog fort. Eine Ehe war für Liebschaften kein Hindernis. Den Ehemann hatte der Herzog im Palast untergebracht, eine üppige Apanage versöhnte ihn mit der Schmach, seine Frau im Bett des Fürsten zu wissen. Lange durfte er nicht zuschauen: Pietro
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