Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN

AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN

Titel: AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Jelinek
Vom Netzwerk:
Herre, ein Biograf des frühen 20. Jahrhunderts, kritisiert, dass Barbara Blomberg – obwohl schon über 40 Jahre alt – „Freude am Leben und am sinnlichen Genuss“ hat und sich „in den Strudel der Vergnügungen“ wirft. Aus männlicher Sicht der Zeit soll eine reife Frau keinen „sinnlichen Genuss“ haben, die vermeintlichen „Herren der Schöpfung“ hingegen dürfen ihrem „Johannistrieb“ ungestraft folgen.
    Der Held von Lepanto wünscht jedenfalls, dass sich seine lebensfrohe Mutter an einen Ort zurückzieht, „wo sie nur mit wenigen Menschen zusammenzukommen Gelegenheit hätte“. In einem persönlichen Gespräch versucht er sie Ende des Jahres 1576 zum Rückzug aufs Altenteil zu überreden. Es ist das einzige Zusammentreffen zwischen Mutter und Sohn und es verläuft wenig harmonisch. Don Juan droht mit der Streichung der finanziellen Zuwendungen. Barbara Blomberg kontert mit geheimnisvollen Andeutungen: Der junge Herr solle sich nicht einbilden, er habe einen großen Mann zum Vater. Jedenfalls siegt der „Held von Lepanto“ auch über den Willen seiner Mutter. Barbara Blomberg übersiedelt nach Spanien und verbringt die letzten 14 Jahre ihres Lebens auf einem Landgut in Ambrosero an der Nordküste Spaniens bei Santander. Carl Zuckmayer lässt sie in seinem Stück sagen: „Ich musste mich immer wehren, mein Leben lang – auch gegen die, die ich liebte – oder die mich liebten.“
    *
    Jack Beeching, Don Juan d’Austria. Sieger von Lepanto, München 1983.
    Paul Herre, Barbara Blomberg. Die Geliebte Kaiser Karls V. und Mutter Don Juans de Austria. Ein Kulturbild des 16. Jahrhunderts, Leipzig 1909.
    Sylvia Jurewitz-Freischmidt, Karl V. und seine Regentinnen, Gernsbach 2000.
    Alfred Kohler, Karl V. 1500–1558. Eine Biographie, München 1999.
    Marita A. Panzer, Barbara Blomberg. Bürgerstochter und Kaisergeliebte, Regensburg 1995.
    Gabriele Stadler, Frau in der bayerischen Geschichte, Textarchiv Bayerischer Rundfunk, München 2007.
     
    http://de.wikipedia.org/wiki/Juan_de_Austria
    http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_V._(HRR)
    http://de.wikipedia.org/wiki/Barbara_Blomberg
    http://www.dieterwunderlich.de/frauen.htm

Bianca Cappello und Francesco de’ Medici
Die Schöne und das Gift
    Mätresse und Renaissance-Fürstin: Bianca Cappello machte eine durchaus nicht untypische Karriere für eine attraktive und so offenherzig wie ehrgeizige junge Dame aus einer angesehenen venezianischen Familie. Geboren wurde Bianca in einem Palazzo der Lagunenstadt, unweit der Seufzerbrücke und nahe dem Dogenpalast.
    Die heutige Adresse, San Marco 4328, lag schon im Geburtsjahr der kleinen Bianca, Anno Domini 1548, in einem noblen „quartiere“ der ebenso mächtigen wie prunkvollen Handelsstadt Venedig. Um 1540 wurden in Venedig etwa 130.000 Bewohner gezählt. Eine winzige Minderheit bildeten die Aristokraten: Gerade einmal 4500 Personen durften sich den von Geburt an Privilegierten zugehörig fühlen, ebenso viele galten als „cittadini“, also als reiche Bürger. Wohlhabend war, wer mehr als tausend Dukaten verdiente, als „reich“ galt man mit dem zehnfachen Jahreseinkommen.
    Die restlichen 90 Prozent bildeten das Volk, inklusive der mehr als 4000 Priester, Mönche und Nonnen, die für das Seelenheil der durchaus sündigen Venezianer beteten. Das Volk hatte nichts mitzureden und lebte weitaus weniger luxuriös als die Aristokraten und Bürger in den Stadthäusern, die von den besten Architekten der Zeit mit Samt und Seide ausstaffiert worden waren.
    Über die ersten Lebensjahre von Bianca ist wenig bekannt. Die junge Dame wird im Wohlstand und Luxus eines der vielen Palazzi aufgewachsen sein. Sinn des Jungfrauen-Lebens war es zu dieser Zeit, möglichst bald – und zumindest dem Anschein nach unbefleckt – in den Stand der arrangierten Ehe zu treten. So sollte der Einfluss und Wohlstand der Familie gemehrt werden.
    Stellen wir uns Bianca als ein ziemlich aufgewecktes, durchaus frühreifes Mädchen vor, das in schöner Regelmäßigkeit nach wohlgestalten jungen Herren Ausschau hielt, vom Fenster des elterlichen Palazzos aus, auf den schmalen Gehwegen des Canale Rio del Palazzo und bei den traditionellen Festen, denen tausende Touristen beim Karneval heute bemüht nacheifern.
    Bianca wurde so eines feschen Jünglings ansichtig, der wohlgekleidet und selbstbewusst im Kontor der florentinischen Handelsniederlassung Salviati ein und aus ging.
    Die Familie Salviati, deren Ursprünge bis ins 11. Jahrhundert in

Weitere Kostenlose Bücher