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AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN

AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN

Titel: AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Jelinek
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Kaiser Karl V. war ein mächtiger Mann. Mächtige Männer waren – nicht nur vor mehr als 450 Jahren – daran gewöhnt, sich zu nehmen, was ihnen gefällt. Barbara war eine junge Frau. Junge Frauen waren – jedenfalls vor 450 Jahren – gewöhnt, zu gehorchen. Wer sollte oder wollte den – auch schmeichelhaften – Avancen eines Kaisers widerstehen? Die Zeiten sind günstig für ein amouröses Abenteuer. Im Frühjahr und Sommer 1546 ist Regensburg von fröhlichem Leben erfüllt: „Wenn man auf einen Reichstag kommt, sind das überköstlich prachtiren und banketiren, das Zusaufen schier die größten Geschäfte, den man zum emsigsten obliegt“, so eine zeitgenössische Stimme.
    Die abendlichen Vergnügungen lassen den Kaiser ein wenig den Druck vergessen, unter dem er steht. Denn der Reichstag 1546 ist eine ernste Angelegenheit. Es geht um nicht weniger als Krieg oder Frieden. Karl V., „von Gottes Gnaden erwählter Römischer Kaiser, zu allen Zeiten Mehrer des Reichs“, sieht seine Länder- und Herrschaftssammlung im Inneren bedroht.
    Die Lehren des erst ein halbes Jahr zuvor, am 18. Februar 1546 verstorbenen Reformators Martin Luther wirken weit über sein Grab hinaus. Das Luthertum hat sich in den deutschsprachigen Gebieten des Reiches so weit ausgebreitet, dass „dem Katholizismus allein die habsburgischen und wittelsbachischen Territorien erhalten blieben, neben den bischöflichen und klösterlichen reichsunmittelbaren Gebieten“. 1531 haben sich die protestantischen Fürsten und Städte im „Schmalkaldischen Bund“ zusammengeschlossen, um sich der Gegenreformationspolitik des Kaisers zu widersetzen. Der Mann, der sich rühmte, dass in seinem Reich die Sonne niemals untergeht, will und kann den Zerfall der Glaubenseinheit nicht dulden. Seine Devise „plus ultra“ – „weit darüber hinaus“ drückt das Selbstbewusstsein und die Machtfülle eines Mannes aus, der die Eroberung, Kolonisierung und Christianisierung der Länder Mittel- und Südamerikas als sein politisches Ziel verfolgt. Kein künftiger Kaiser verfügt je wieder über eine derartige Macht und Herrschaftsbasis. Der Katholizismus soll die einigende Klammer für die verschiedenen Gebiete seines Weltreiches darstellen. Da werden die Ideen eines deutschen Mönchs zur politischen Gefahr. Die Obrigkeit geht mit den damals üblichen Methoden vor. Gegen den scheinbar Machtlosen wird nach dem Reichstag zu Worms 1521 die Reichsacht verhängt. Doch gegen eine Idee, deren Zeit gekommen ist, sind polizeiliche Maßnahmen wirkungslos. Die Verfolgung Martin Luthers und seiner Anhänger kann die Revolution des Glaubens nicht aufhalten. Im August 1546 wird Karl V. dem Schmalkaldischen Bund den Krieg erklären. Der Waffengang endet mit einer militärischen Niederlage der Protestanten und der Auflösung des Bundes. Die Ideen der Reformation bleiben unbesiegt.
    Doch es ist erst das Frühjahr 1546. Der Kaiser langweilt sich in der kleinen Stadt Regensburg. Als er am 10. April anreist, ist er ungehalten „über die Abreise der Theologen, und darüber empfindlich, keinen einzigen Fürsten und nur wenig Gesandte hier zu finden“. Der Kaiser von Gottes Gnaden vertreibt sich die Zeit mit Gesundheitspflege, Jagdausflügen und – Barbara Blomberg.
    Wie auch immer sich das ungleiche Paar kennengelernt haben mag, irgendwann muss der kaiserliche Blick mit Wohlgefallen auf der properen Bürgerstochter geruht haben. Was hat Karl V. gesehen? „Sie war Jungfrau, von keuschem Lebenswandel und sehr jung“, berichtet Melchior de Camargo, ein Freund ihres verstorbenen Ehemanns Hieronymus Kegel, dem spanischen König Philipp II. über seine Jahrzehnte später in Regensburg angestellten Nachforschungen über die Mutter Don Juans. Das Königshaus ließ die Herkunft Barbaras recherchieren, weil sie bei Hof um eine Unterstützung angesucht hatte. Kaiser Karl hing seine Affäre(n) nicht an die große Glocke, die Geburt seines Sohnes erfolgte heimlich. Nähere Angaben über das Aussehen von Barbara Blomberg sind nicht überliefert. War sie hübsch? Das damals gängige Schönheitsideal stellte, wie Matthew Grieco in seiner „Geschichte der Frauen“ beschreibt, konkrete Anforderungen: „Helle Haut, blondes Haar, rote Lippen und Wangen, schwarze Augenbrauen. Die Hände und der Hals mussten lang und schlank sein, die Füße klein und die Taille geschmeidig. Die Brüste mussten fest, rund und weiß sein und rosige Brustwarzen haben. Die Augenfarbe durfte variieren …“
    Ob

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