AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN
2000.
http://www.welt.de/kultur/history/article12607459/An-Fuerst-Potemkin-war-alles-echt-Auch-die-Doerfer.html
http://de.academic.ru/dic.nsf/conversations/29896/Potemkin
http://www.wdr.de/themen/kultur/stichtag/2009/09/24.jhtml
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/kritik/1073317/
http://www.dieterwunderlich.de/Katharina.htm
http://www.bautz.de/bbkl/k/Katharina_II.shtml
http://devserv.helliwood.de/sl_fullmobile_store/xml_geschichte2_2010/Die_Inspektionsreise_Katharinas_II_von_1787.htm
Napoleon und Marguerite-Joséphine Weimer
Der Kaiser und Mademoiselle George
Sie war erst 16 Jahre alt, als ihr der Erste Konsul des Landes eine grüne Kutsche vor ihre Wohnung stellen ließ. Marguerite-Joséphine Weimer zierte sich einen Tag lang, aber sie wusste, was zu tun war. Am Vorabend nach einer Aufführung des Stücks „Iphigenie auf Aulis“ hatte ihr ein unbekannter Gönner 3000 Francs übergeben lassen. Das war eine ansehnliche Gage, die sich junge Schauspielerinnen nicht durch Vorsprechen auf der Bühne verdienen konnten. Für diese gewaltige Summe musste Mademoiselle George, wie sie in Pariser Künstlerkreisen genannt wurde, eine besondere Leistung erbringen. So stieg die schlanke und groß gewachsene Schauspielerin in einem weißen Musselin-Negligé, zart verhüllt durch einen Spitzenschleier und gewärmt mit einem Kaschmirschal, in den Zweispänner und ließ sich dem Abenteuer ihres Lebens entgegenschaukeln.
Die junge George war eine Schauspielerin, keine Prostituierte, aber am Beginn des 19. Jahrhunderts sind die Grenzen fließend, gerade im nachrevolutionären Paris. Von Schauspielerinnen wird erwartet, dass sie die Schleier lüften, wenn der Vorhang gefallen ist. Die Aristokratie betrachtet die Mädchen vom Ballett, die Schauspielerinnen als leichtfertige Gespielinnen, wie die Korsettschneiderinnen am Montmartre, die als „Midinetten“ den Ruf der koketten Pariserinnen begründen. Die Liebe zur Kunst gipfelt oft in Leidenschaft für die Künstlerinnen. Nach der Überwindung des Tugendterrors der Französischen Revolution und dem Ende der Schreckensherrschaft des Robespierre explodiert die französische Hauptstadt vor Lebenslust. Ein kleiner Mann hat die Zügel fest in die Hand genommen. Er schickt sich an, die halbe Welt zu erobern und sich, aus einem korsischen Dorf kommend, zum Kaiser Frankreichs aufzuschwingen. Kleine Männer mit großer Macht entwickeln ungeheuren erotischen Appetit.
Die geborene Marguerite-Joséphine Weimer stammt aus Bayeux. Ihr Vater ist Deutscher (daher der Name Weimer). Das Bühnenhandwerk ist ihr buchstäblich in die Wiege gelegt. Sie tritt als Kind in der komischen Oper „Les deux petits Savoyards“ in Amiens auf der Bühne ihres Vaters auf. Das Stück von Nicolas Dalayrac hat seine Premiere im vorrevolutionären Paris und ist ein populäres Erfolgsstück. Mit dem Erfolg in der Provinz darf die 15-Jährige in der Pariser „Comédie-Française“ auftreten.
Die Equipage rumpelt gut eine Stunde lang über das Pariser Kopfsteinpflaster in Richtung Saint-Cloud. Bekannt ist Saint-Cloud durch seinen Park und sein um 1570 erbautes Schloss. Königin Marie-Antoinette bekam das stattliche Anwesen wenige Jahre vor der Revolution geschenkt, der Palast mit seinem Park, der in einer Stufe zur Seine hinabführt, wurde dem Herzog von Orléans abgekauft. Die Königin wollte ihren Kindern ein Schloss und eine Gartenanlage bieten, in denen diese in frischer Luft durchatmen konnten. Paris stank ja, wie jede Großstadt dieser Tage, entsetzlich. Napoleon Bonaparte hatte sich das schön gelegene Schloss auf einer Anhöhe mit Blick auf Paris fein ausgesucht, für die Habsburgerin Marie-Antoinette war es erst kürzlich renoviert worden.
Ein Kammerdiener erwartet die junge Dame, führt sie durch leere Zimmerfluchten, vorbei an brennenden Kerzenständern, bis sie schließlich in einem großen Zimmer anlangt. Die Fenster geben einen Blick auf den Park im englischen Stil frei. Ein großes Bett, ein gewaltiger Diwan vor der Feuerstelle deuten auf den Zweck des Boudoirs hin. Kerzenständer verbreiten ein helles, warmes Licht. Die Schauspielerin erinnert sich in ihren Memoiren: „Himmel! Es ist erleuchtet, wie für einen Ball. Nichts kann bei diesem Licht verborgen bleiben. Selbst ein leichtes Erröten wäre zu bemerken. Es gibt kein dunkles, verschwiegenes Plätzchen, an dem man sich entkleiden könnte.“ Philipp Vandenberg beschreibt die Szene in seinem Buch „Die Frühstücksfrau des
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