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Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Titel: Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Haas
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uns schäkerten – und Dave nüchtern blieb –, drohte keine Gefahr. Was jedoch, wenn der Alkoholpegel stieg und die Stimmung umschlug?
    War mein Blick durch Jahrzehnte des Polizeidienstes geschult, nahm Michael Begebenheiten mit unverstelltem Blick wahr. Hieß es für mich vor einer endgültigen Urteilsfindung eine berufsbedingte Voreingenommenheit auszuschließen, durfte andererseits nicht außer Acht gelassen werden, dass Michaels Urteilsvermögen womöglich von mangelnder Erfahrung geschwächt wurde. Waren wir wie im jetzigen Fall uneingeschränkt einer Meinung, hieß es nicht zu zögern, sondern zu handeln. Also raus aus dem Etablissement, solange noch alles eitel Sonnenschein war.
     
    Wir wären gern noch länger in Johannesburg geblieben. Bei Klara und ihren lustigen Freunden. Aber uns rief die Weite Afrikas. Besser gesagt, sie rief nicht, sondern sie hupte. Wir hatten gleich an unserem ersten Tag verpennt. Anstatt zu nachtschlafender Zeit abfahrbereit am Zufahrtstor unserer Unterkunft zu warten, brauchte es erst die Pressluftfanfare des Geländewagens, um uns – und damit das ganze Haus, wahrscheinlich das gesamte Stadtviertel – aus dem Schlaf zu reißen. Eines jedenfalls schien klar: Sollte während unserer Tage in der Wildnis ein Elefant oder was auch immer, den Weg nicht freigeben – wir wären gerüstet.
    Vor uns lagen 16 Tage durch die Nationalparks des südlichen Afrika. Wir waren unterwegs mit „Livingstone Trails“, einem Unternehmen mit Sitz in Pretoria, das unterschiedliche Safaritouren auf Low-Budget-Niveau in Südafrika und den Nachbarländern anbot. Natürlich hätte eine Privatsafari mit 24 Stunden Betreuung und Unterbringung in Luxusherbergen das Risiko überschaubarer gehalten. Aber das war es nicht, was wir wollten.
    Jedoch mussten wir zugeben, dass sich eine Camping-Safari in Südafrika nur sehr schwer und in einem der Nachbarländer nur mit einem völlig irrationalen Aufwand an Zeit und Geld individuell durchführen ließe.
    Wir waren deshalb zu folgendem Kompromiss bereit: Für den Teil der Reise, der uns nach Botswana führen und bis in die Tiefen des Okawango-Deltas vordringen lassen sollte, legten wir unser Glück in die – hoffentlich – sicheren Hände eines organisierten Tour-Anbieters. Dafür wollten wir uns bei einem Besuch der nicht weniger artenreichen, dafür aber infrastrukturell wesentlich besser erschlossenen Nationalparks Südafrikas auf unser eigenes Organisationstalent verlassen und diese mit einem eigenen fahrbaren Untersatz erkunden. Einschließlich des heldenhaftesten und zuverlässigsten für Geld verfügbaren Fahrers: mich.
    Solange jedoch David am Steuer unseres Offroaders saß, war kein Heldenmut gefordert. Er war für die nächsten acht Tage unser alleiniger Fahrer, einziger Koch, Reiseführer, Lagerplatz-Organisator, ja, Mädchen für alles – kurz gesagt, unser Leben lag in seinen feingliedrigen, schwarzen Händen. Aber nicht nur wir waren ihm ausgeliefert. Neben uns durften vier weitere Mitstreiter den Staub der afrikanischen Pisten schlucken. Auf den hinteren Sitzreihen hatte sich ein etwas misstrauisch dreinblickendes Trio aus Bella Italia eingerichtet. Michael und ich waren es nicht gewohnt, mit anderen westlichen Reisenden unterwegs zu sein, und sahen es anfangs eher als notwendiges Übel, unsere Abenteuer „teilen“ zu müssen. Obwohl wir doch eigentlich Südafrikaner und Botswaner hatten kennenlernen wollen, kamen wir nicht umhin, unsere anfänglichen Vorbehalte gegen die drei später vollständig abzulegen.
    Antonio, jung gebliebener Mittvierziger, stylish, Galerist, Turiner, war mit seinem großen Bruder Giovanni und dessen Ehefrau Andrea, beide Verwaltungsangestellte, nicht das erste Mal auf Reisen. Mit ihrem umwerfenden Humor und der Art, wie sie sich untereinander verbal piesackten, wobei sie sich auf Englisch unterhielten, damit wir ja keine Zote verpassten, machten sie unseren Bauch- oder besser Lachmuskeln während der stundenlangen Fahrten das Leben leicht und schlichen sich schnell in unsere Herzen.
    Den innigsten Kontakt fanden wir aber zu Ken. Er war der erfahrenste Reiseprofi von uns allen. Nach seinem Ausscheiden aus dem Militärdienst hatte er sich nicht zurück in seine graue Londoner Vorstadt fliegen lassen, sondern war direkt vom irakischen Basra aus ostwärts durch ganz Asien, über Australien und Neuseeland, Kanada und die USA, bis zu seiner letzten Station, dem südlichen Afrika gereist. Michael und ich genossen es,

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