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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Hügelzug.
    Lulamani sah die schwarze Wolke, glaubte im ersten Augenblick an ein Gewitter, erkannte aber schnell den gelbroten Widerschein eines Feuers auf der Unterseite der Wolke. Angst schoss ihr in die Glieder, sie zog die Kinnschleife ihres Sonnenhuts fest, schürzte ihren weiten Rock und kletterte flink wie ein Affe in den Wipfel des nächsten Baums. Oben angekommen, reckte sie den Hals. Als ihr bewusst wurde, was um sie herum geschah, geriet sie in Panik. Feuer, nichts als Feuer, so weit sie sehen konnte. In einem immer engeren Halbkreis raste es auf sie zu, fauchend, spuckend, knurrend, schwarzen Rauch ausstoßend wie ein riesiges, gefräßiges Tier. Ihr Blick flog über die brennende Landschaft, sprang von Brandherd zu Brandherd, stieß immer wieder an Flammenwände, die kein Durchkommen erlaubten, fand nur einen Ausweg. Den Fluss, dessen gegenüberliegendes Ufer keine hundert Yards entfernt war. Gelänge es ihr nicht, über den Fluss zu fliehen, würde sie in Kürze vom Feuer eingeschlossen sein.
    Von Furcht gepackt, kletterte sie von ihrem luftigen Ausguck nach unten, griff öfter daneben und lief Gefahr, auf dem steinigen Grund aufzuschlagen, konnte sich aber jedes Mal gerade noch abfangen. Endlich war sie auf dem untersten Ast angelangt, wollte eben den Baumstamm hinunterrutschten, um zum rettenden Wassersaum zu laufen, als eine Herde von Elefanten aus dem Dickicht brach.
    Unter ohrenbetäubendem Trompeten preschten die grauen Riesen in einer Staubwolke den Pfad entlang zum Flussufer. Lulamani fand in letzter Sekunde Halt an einem Ast, umklammerte ihn mit Armen und Beinen, hing aber nur wenige Zoll über den wogenden grauen Rücken.
    Die Erde bebte unter ihren Tritten, der Baum schwankte. Sie presste ihr Gesicht an die raue Borke. Ihr weiter Rock bauschte sich im Feuerwind, einer der Dickhäuter verfing sich mit dem Rüssel im Stoff und riss ihn ihr bis zur Taille auf. Lulamani schrie, es gelang ihr aber, sich weiter hochzuziehen, bis sie schwer atmend der Länge nach auf dem Ast lag.
    Kreischend den Rockfetzen schwingend, stürmte der Elefant der Herde nach, die bereits die Flussmitte mit einer Bugwelle wie von einem Geschwader Schiffe durchpflügte. Dutzende von Hyänen rannten in ihrer merkwürdig geduckten Haltung aus dem rauchenden Busch, gerieten immer wieder in die Bahn kopflos dahingaloppierender Büffel, wurden zur Seite ins flammende Gras geschleudert oder starben unter den trommelnden Hufen. Die Luft erzitterte von den Todesschreien, das Gebrüll der Büffel brandete gegen den Baum. Lulamani schrie, bis ihre Lungen brannten, als hätte sie Feuer geschluckt.
    Die Hitze wurde stärker. Ihre Haut kribbelte, schon spürte sie, wie sie Blasen zog. Wimmernd schaute sie zum Fluss. Eine alte Landschildkröte stapfte mit rauchendem Schild schwerfällig über die abschüssige Böschung, ließ sich von den Huftritten der fliehenden Tiere nicht beirren, erreichte lebend das Ufer, zog Beine und Kopf ein und rollte einfach hinunter ins Wasser. Lulamani glaubte eine Dampfwolke zu sehen, als der rauchende Panzer der Schildkröte gelöscht wurde.
    Staunend beobachtete sie dann, wie die Schildkröte mit ihren krallenbewehrten Füßen den Rücken eines Flusspferds bestieg und so in gemächlichem Tempo sicher über den Fluss getragen wurde. Dabei kam Lulamani die rettende Idee. Vorsichtig ließ sie sich vom Ast hinunterrutschen, bis sie nur an ihren Händen direkt über der brüllenden Büffelherde baumelte. Sie schloss die Augen und begann mit ihrer Großmutter Mandisa zu sprechen, wie sie es immer tat, wenn sie Sorgen hatte oder Hilfe brauchte.
    Vor einem Jahr hatte Mandisa mit großer Freude gespürt, dass ihre Zeit gekommen war heimzugehen. Sie sehnte sich nach ihrem Mann, den Verwandten und vielen Freunden, die vor ihr gegangen waren und schon so lange auf sie warteten. Sie rief ihre Familie und legte sich nieder, um zu sterben. Freudig und leichten Herzens machte sie sich auf den Weg ins Reich der Schatten.
    Kurz nachdem Mandisas Schatten ihren Körper verlassen und sich zu ihren Ahnen gesellt hatte, erschien Lulamani eine besonders schöne Felsenpython, die sich am Ende der Veranda ihres Hauses sonnte. Sie war wohlgenährt und hatte glänzende, herrlich gezeichnete Schuppen, und die junge Zulu war sich absolut sicher, dass sie die Seele ihrer Großmutter verkörperte, die gekommen war, um über sie zu wachen. Sie bot der Schlange ein Schälchen Milch an, am nächsten Tag dann die Augen eines schwarzen

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