After Moonrise (German Edition)
mit seiner Gabe zu tasten, wie er es an Mordschauplätzen tat … suchte … fühlte … forschte … Nur versuchte er dieses Mal nicht, Wut und Angst und Schmerz aufzuspüren. Dieses Mal war er auf der Suche nach einer strahlenden Blondine, deren Lachen wie Champagner perlte.
Als er sie tatsächlich fand, durchzuckte ihn die Überraschung darüber wie ein Blitz. Die Mordopfer, die er früher aufgespürt hatte, hatten ihn mit dunklen rauchenden Spuren zu ihrem Mörder geführt – oder Bächen aus Schmerz und Hass wie Ölschlieren. Aubreys Spur war ein schimmernder Pfad aus Freude, die hell aufflackerte und dann trüber wurde. Warum?, fragte er sich. Was ist los mit ihr? Dann erkannte er die Trübung – er hatte so etwas schon gesehen. Es war Sorge. Raef streckte seine Gabe aus, um sich festzuhalten und der flüchtigen funkelnden Spur nachzugehen. Doch stattdessen spürte er ein bereits vertrautes Gefühl auf seiner Haut, und ihre Stimme erklang, gleichzeitig überrascht und genervt, im Raum.
„Kent, was machst du da?“
Er öffnete die Augen. Aubrey hatte sich vor ihm materialisiert, zwischen dem Sofa und dem alten Schiffskoffer, den er als Couchtisch benutzte. Es war dunkel geworden, während er gelesen hatte, und im Wohnzimmer war es düster – die einzige Lichtquelle war die Duftkerze. Ihr schwacher Schein stand Aubrey gut. Sie sah fast körperlich aus, und Raef fiel auf, dass sie nur ein winziges Nachthemd trug, eines dieser Seidendinger, die vorne geschnürt waren und so gut die Kurven einer Frau betonten. Und Aubrey hatte Kurven, die zu betonen sich verdammt noch mal lohnte.
Ihre Freude, die von Sorge gedämpft gewesen war, funkelte erneut auf, als Aubrey den Kopf zur Seite legte, ihn betrachtete und anfing zu lachen. Das Geräusch fuhr ihm über die Haut, ließ die feinen Haare sich aufrichten und weckte Gefühle, die schon viel länger tot gewesen waren als Aubrey.
„Was?“, fragte er und rieb sich über den Unterarm. „Warum lachst du?“
„Weil mir gerade klar geworden ist, was los ist. “
Sie grinste, fuhr aber erst fort, als er nachhakte: „Und was, glaubst du, ist los?“
„Ich glaube nichts, Kent. Ich weiß. Ich weiß, dass du mich scharf findest. “
Raef runzelte die Stirn und versuchte die Heiterkeit zu ignorieren, die von ihr ausging und gegen ihn spülte. „Bis gerade eben war ich noch mit was ganz anderem beschäftigt. Und warum bringt dich das überhaupt zum Lachen?“
„Weil das bedeutet, dass dein Liebesleben noch toter ist, als ich es bin. “ Sie kicherte.
„Das ist nicht lustig“, sagte Raef. „Und ehe du aufgetaucht bist, habe ich versucht, dich aufzu…“
„Nein! “ Einen Augenblick lang klang sie entsetzt, und die Heiterkeit, die sie ausgestrahlt hatte, ließ nach. Dann streckte Aubrey die Hand aus und griff nach einem der transparenten Bänder, die ihr Kleid zusammenhielten. Neckisch lächelte sie ihn an. „Nein, lass uns nicht darüber sprechen. Wenn wir das tun, muss ich gehen, und das will keiner von uns beiden. Wie wäre es, wenn wir stattdessen das hier tun?“ Mit einem selbstbewussten Ruck löste sie die Bänder, die Schnürung öffnete sich und gab ihre bloße Haut darunter frei.
„Du bist nackt! “, platzte Raef heraus, dann ohrfeigte er sich in Gedanken selbst. Braucht es wirklich nur den Anblick ihrer Brüste, um mich vergessen zu lassen, dass sie tot ist?
„Nein, hier drunter bin ich nackt. “ Langsam fuhr Aubrey mit den Händen die Vorderseite ihres Seidennachthemds hinab und ließ die Hände dabei auf ihren Brüsten ruhen, bis ihre Brustspitzen sich aufstellten. Vor Lust keuchte sie leise auf. „Wow“ , hauchte sie, „ich fühle mich unglaublich“. Ihre Hände verweilten, wo sie waren, während sie, halb gehend, halb schwebend, näher auf ihn zukam. „Du kannst mich spüren, Kent. Ich weiß, du kannst es. “
Sie war nur eine Armlänge entfernt, und sie sah im Kerzenlicht so verdammt sexy aus, ganz Haut und sinnliche Kurven und Brüste, die fest und reif waren, bereit für seine Zunge. Er streckte die Hand nach ihr aus und spürte einen kalten Schock, als seine Hand nichts als Luft berührte.
Ihr Lachen perlte um sie herum. „Doch nicht so, Dummchen. Fühl mich da drinnen. “ Aubrey beugte sich vor und legte eine Hand auf seine Brust, über sein Herz.
Er fühlte den Druck ihrer Hand nicht. Er fühlte nichts außer ihrem Lachen und seiner verfluchten Erektion. „Gar nichts fühle ich! Du bist ein Geist! Ich habe keine
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