Age 17 - Camy and Rave
aus seinen Beobachtungen. Überrascht sah er sich um, sämtliche Plätze an den übrigen Tischen waren belegt.
»Ist alles besetzt, außer diesem hier. Aber wenn ich dich störe, suche ich mir etwas anderes.« Das zierliche Mädchen sah ihn fragend an.
Obwohl sie äußerst grazil war, sprudelten die Worte selbstbewusst aus ihr heraus, sodass er sie nur verwirrt anstarren konnte. Er war es nicht gewohnt, so direkt angesprochen zu werden. Die meisten Menschen fühlten sich von seiner beeindruckenden Aura eher bedroht und gingen ihm lieber aus dem Weg. Doch diese junge Frau hielt unbeirrt den Blick auf ihn gerichtet, was ihn etwas verlegen machte.
»Nein, bitte! Nimm ruhig Platz. Er ist noch frei.«
Sie schenkte ihm ein freundliches Lächeln und ließ sich galant auf dem Stuhl nieder. Fast wäre Michael aufgesprungen und hätte ihr den Sitz zurechtgerückt, doch er hielt sich in letzter Sekunde zurück. Ohne ihn weiter zu beachten, begann sie zu essen. Er hingegen beäugte sie neugierig. Das schwarze Haar trug sie zu einem Pferdeschwanz gebunden, der Kontrast zu ihrem hellen Porzellan-Teint und den dunkelroten Lippen faszinierte ihn. Irgendwie erinnerte sie ihn an − Schneewittchen.
Ihm war nicht bewusst, dass er sie unablässig anstarrte, bis sie ihn lächelnd anblickte. »Sind deine geschorenen Haare nur praktisch, oder willst du damit eine bestimmte Gesinnung ausdrücken?« Sie musterte ihn von Kopf bis Fuß, während sie auf eine Antwort wartete. Verdutzt über so viel Mut, ihn derart zu provozieren, musste er grinsen.
»Nein, das ist einfach nur praktisch. Welchen Jahrgang besuchst du?«
»Wir sind in der gleichen Klasse. Seniors - dann habe ich noch einen Psychologiekurs belegt«, antwortete sie, ohne jedoch ihr Essen zu unterbrechen.
Michael biss in seinen Apfel. Dann nickte er anerkennend. »Da hast du ganz schön was zu tun«, nuschelte er mit vollem Mund.
Sie zuckte nur gleichgültig mit den Schultern. »Es macht mir nicht viel aus, zu lernen. Im Gegenteil – es fällt mir sogar ziemlich leicht.«
»Aber trotzdem kostet es viel Zeit.«
»Ich habe diese Zeit. Sehe ich etwas danach aus, dass ich viele Freunde oder Verabredungen hätte?« Sie lächelte vor sich hin. »Ich gehöre eher zu den Mädchen, denen ein Streber-Ticket auf der Stirn klebt.« Sie gluckste leise, und ihre Augen begannen zu strahlen.
»Damit scheinst du aber kein Problem zu haben«, erkannte Michael und rückte noch näher an den Tisch heran, um sie genauer in Augenschein zu nehmen.
»Ich hab mich daran gewöhnt«, erwiderte sie und machte sich über den Nachtisch her.
»Wie ist dein Name? Entschuldige, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Michael.«
»Michael – und wie weiter? Oder einfach nur Michael?« Wieder dieses Lächeln.
»Michael Ruler. Und du bist?«
»Piper Adams.«
Ein Schatten legte sich über den Tisch, und Michael blickte auf. Uriel war zu ihnen getreten und betrachtete Piper neugierig.
»Uriel«, grüßte Michael, um die Aufmerksamkeit erneut auf sich zu lenken.
»Hey Mike! Hast du Zeit? Ich wollte kurz mit dir sprechen.«
Michael sah zu Piper und schüttelte den Kopf. »Nein, ich muss gleich zum Unterricht. Wir treffen uns heute um acht im Diner. Sag den anderen Bescheid!« Damit war Uriel entlassen und machte auf dem Absatz kehrt. Als Michael sich erhob, umspielte ein Lächeln seine Mundwinkel.
»Na dann«, murmelte Piper, nickte ihm zu und grinste verschmitzt.
»Wir sehen uns, Piper.« Er neigte zum Abschied ein wenig den Kopf und machte dann auf dem Absatz kehrt.
5. Kapitel
»Du meinst, du hast sie gefunden? Die Vampire, die meine Flügel haben?« Camy wollte ihren eigenen Worten nicht ganz trauen. Hoffnung keimte in ihr auf, auch wenn dieser Keim mikroskopisch klein war.
»Nun, sagen wir mal, ich habe einen Namen. Von diesem Vampir mit dem Fledermaus-Tattoo.« Rave wollte nicht zu euphorisch klingen. »Sagt dir der Name Cure etwas?«
Camy überlegte einen Augenblick und schüttelte dann den Kopf. »Nein, nicht dass ich wüsste. Ist er das?«
Rave nickte. »Ja, ihm soll hier ein Club namens Lullaby gehören.«
»Das ist ja komisch!«, rief Camy. »So hieß auch der Club in New York, in dem ich entführt wurde! Ich muss sofort Kontakt mit meinen Freunden aufnehmen!«
»Glaubst du wirklich, das ist das Richtige? Ich dachte, es sei gefährlich, wenn du diesem Michael über den Weg läufst?« Fragend zog Rave eine Augenbraue hoch und versuchte, in ihrem Gesicht
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