Age 17 - Camy and Rave
Camy nicht, ob Rave diese Emotion vielleicht absichtlich hervorrief, obwohl sie sicher war, dass keine Macht der Welt – nicht einmal ein Vampir – sie derart manipulieren konnte. Doch sich ihm gegenüber feindselig zu zeigen, fiel ihr immer schwerer.
»Weißt du etwas über die Vampire, die meine Flügel gestohlen haben?«, fragte sie vorsichtig.
»Nein, ich bin nicht von hier.«
»Sie wurden mir ja auch nicht hier weggenommen. Ich besuchte mit Freunden einen Club in New York. Man hat mich entführt und ... Nun, den Rest kennst du ja. Es war ein Vampir mit zwei Gefährtinnen. Ich hatte sie noch nie vorher gesehen.« Ihre Stimme geriet ins Stocken, als könnte sie sich nur vage an diese Nacht erinnern.
»Und was machst du dann in New Haven?«
»Ich habe einen Hinweis bekommen, dass dieser Vampir mit seinem Gefolge sich hier aufhalten soll. Also sind meine Freunde und ich hergekommen.«
Rave nickte wissend. »Und wo gibt es mehr Informationen als auf einer Highschool.«
Camy blickte direkt in seine dunkelblauen Augen. Sie verrieten ihr, dass sie ihm Glauben schenken konnte. Auch wenn sie ihn liebend gern für die Tat eines anderen verantwortlich gemacht hätte – sie konnte es nicht. Und es lag nicht nur an seinem außergewöhnlichen Aussehen. Da war etwas in Raves Blick, das Camy im Grunde ihrer Seele berührte. Eine Traurigkeit, die man nur bemerkte, wenn man tief in sein Herz blickte. Fast hätte sie ihre Hand ausgestreckt, um ihn zu berühren.
Doch sie zwang sich, es nicht zu tun. Er war ein Vampir, und denen konnte man nun mal nicht trauen. Vertrauen bekam man nicht geschenkt, das musste man sich verdienen.
»Kannst du die Angreifer beschreiben? Ich kann mich ja mal umhören. Mein Kontaktnetzwerk dürfte etwas ausgeprägter sein als deines, oder was meinst du? Vielleicht kann ich dir ja helfen«, unterbrach Rave Camys Gedankengänge.
Einen Moment starrte sie ihn an, dann gab sie sich einen Ruck. »Ich weiß nicht, ob ich dir trauen kann, aber der männliche Vampir hatte ein Tattoo auf der Innenseite seines Unterarms. Eine Fledermaus.«
3. Kapitel
Das Restaurant lag etwa zwei Meilen von der Highschool entfernt auf der Elm Street. Uriel trommelte nervös mit seinen Fingerspitzen auf der Tischplatte herum und schaute immer wieder unruhig zur Tür, die sich aber nicht öffnete. Gabriel starrte ihn entnervt an, trank einen Schluck Mineralwasser und sah dann gelangweilt aus dem Fenster.
»Ob er überhaupt kommen wird?«, fragte Uriel in die Runde, und sein Blick blieb an Raphaela hängen.
Sie legte beruhigend eine Hand auf seinen Arm. »Seine SMS war eindeutig. Wenn er geschrieben hat, dass er kommt, wird er auch Wort halten.«
Uriel zog die Schultern hoch. »Ich meine ja nur. Wir haben ihn noch nie um etwas ...«
Im selben Moment öffnete sich die Tür und ein kalter Windhauch fegte durch den Raum. Es war früher Morgen, gerade einmal sechs Uhr, und die meisten Menschen schliefen noch. Die Bedienung schlenderte verschlafen auf sie zu und blickte fragend in das Gesicht des Neuankömmlings.
»Ich nehme das, was die anderen trinken«, sagte er mit einer leisen, dunklen Stimme.
»Also ein Soda?«
»Ja.«
Nachdem die Kellnerin das Wasser gebracht hatte, lehnte sie sich müde hinter den Tresen und verfiel wieder in völlige Regungslosigkeit. Es war wohl einfach noch zu früh am Morgen.
»Fürst«, wandte sich Uriel an seinen Tischnachbarn und neigte zur Begrüßung leicht den Kopf nach unten.
Michael erwiderte stumm den Gruß. Raphaela musterte ihn unverdrossen. Seine Statur war beeindruckend, die ge stählten Muskeln traten unter seinem schwarzen Shirt hervor, unter dem sich der durchtrainierte Oberkörper und das Sixpack deutlich abzeichneten. Sein Haar war raspelkurz geschoren, was ihm einen Militärlook verlieh. Die Augen erinnerten Raphaela an den sternenklaren Himmel kurz nach Mondaufgang. Die enge schwarze Lederhose saß lässig auf Michaels Hüften. Als sie fast schon wehmütig seufzte, warf Gabriel ihr einen fragenden Blick zu, und sofort fing sie sich wieder.
»Sei gegrüßt, Michael«, sagte nun auch Gabriel.
Der Fürst des Lichts blickte einen nach dem anderen an. Seine Miene war vollkommen ausdruckslos, was Uriel wieder nervös werden ließ. »Ich habe eure Nachricht erhalten, dass ihr meine Hilfe braucht. Also – hier bin ich. Um was genau geht es?«
Uriel griff hastig nach seinem Glas und trank einen Schluck – vermutlich, um den Moment hinauszuzögern,
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