Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition)
als Single sehr erfolgreich. Das von Jeff Lynne verfasste erste Lied auf der Platte, „ One Way Love “, das Agnetha auch im Fernsehen präsentiert, kann sich damit an Originalität nicht messen. Ansonsten hat Eric einen auf Björn gemacht und versucht, möglichst viele seiner eigenen Kompositionen auf die Platte zu pressen und von Agnetha singen zu lassen. Die einzige Ausnahme bildet bei der Remaster-Version aus dem Jahr 2005 das Lied „You're There“ [23] aus der Feder von Agnetha, für das sie dann auch noch mit Eric die Anerkennung als Songwriterin teilen muss.
Der Text des Liedes ist interessant, wenn man ihn biographisch sieht, denn sie spricht darin von der Anwesenheit eines Mannes, der sie schon vor langer Zeit verlassen hat, aber immer noch jeden Tag innerlich in ihr präsent ist. Der Mann ist Björn, der bis jetzt immer noch auf Ekerö in der Nachbarschaft gewohnt hat, nun aber nach England zieht. Er hat dort ein größeres Anwesen in Oxfordshire gekauft. Dahinter steckt vor allem Lena, von der es heißt, dass sie einen Englandtick hat. Diesen teilt sie mit ihrem Mann, der ja schon als Kind in England war und immer wieder mit dem Gedanken gespielt hat, dort zu leben. Lena möchte aber auch aus Schweden weg, weil die Nähe zu Agnetha sie immer wieder in die Rolle der Ersatzfrau zurückgedrängt hat. Sie hat mittlerweile mit Björn zwei kleine Töchter und findet, dass er genug damit zu tun hat, sie und ihre Kinder zu versorgen.
Björn fällt der Abschied leicht. Die Zerrissenheit der letzten Jahre hat in ihm Spuren hinterlassen. Seine Kinder mit Agnetha sind aus dem Gröbsten heraus. Linda ist zwölf und Peter Christian ist acht. Björn erklärt den Kindern, dass er ja jederzeit in zwei Stunden mit dem Flugzeug von London wieder in Stockholm sein kann. Der Hinweis ist gut gemeint, doch besonders für Linda ist sein Umzug nach England eine Katastrophe. Sie vermisst ihren Vater und seine neue Familie schrecklich, fühlt sich bei Agnetha einsam und unglücklich, beginnt an Bulimie zu leiden, magert erschreckend ab. Später wird sie erzählen, dass sie schon früh in der Schule dafür gehänselt wurde, dass sie die Tochter von Agnetha und Björn war. Wenn es ihr schlecht ging, verhöhnten sie die anderen Kinder damit, dass sie ihr ABBA-Songs vorsangen.
Linda: „Es war schrecklich für mich. Und wenn es heißt, dass normale Kinder unter ihren Eltern leiden, und sie peinlich finden, dann muss ich sagen, dass ich mich schrecklich für sie geschämt habe.“
Der zweite Zusammenbruch 1985
Die Agnetha des Jahres 1985, die ihr neues Album „Eyes Of a Woman“ anpreist, ist sehr schmal und blass und wirkt zerbrechlich. Ihr Gesicht ist ernst geworden, das Lächeln von einst kommt nicht mehr sehr häufig. Sie sehnt sich nach einem Mann in ihrem Leben. Sie würde sich am Liebsten zurückziehen und ihre Tage nur mehr im Familienkreis verbringen. Dass sie stattdessen wieder herumfährt, um ein Album bekannter und erfolgreicher zu machen, dessen Gewinne dann ja doch zum Großteil ganz anderen Menschen zugute kommen, versteht sie eigentlich selbst nicht mehr.
Agnetha hat keine Lust, ihr Album mit Konzerten populär zu machen. Fernsehauftritte reichen, findet sie. Die Platte wird nur in Europa veröffentlicht, und deshalb geht Agnetha dann beispielsweise ins belgische Fernsehen, um I Won't Let You Go [24] zu präsentieren. Sie wirkt dabei so müde und lustlos, wie nie zuvor. Und sie sagt Sätze wie: „Können Sie sich vorstellen, wie schwer das ist, zu komponieren? Es ist so langweilig! Vielleicht fällt es Leuten leichter, die zu zweit daran arbeiten, aber ich habe mit I Won’t Let you Go fast den ganzen Sommer verbracht. Es ist einfach nur harte Arbeit und nichts Schönes dabei.“
Sie lässt sich vor den Augen der Welt verbal gehen, kann einfach nicht mehr. Agnetha fährt auch zum Montreux Pop Festival, ist dort vor ihrem Auftritt ziemlich nervös und sagt: „Glaubt ihr wirklich, dass ich das hier vermissen werde? Den Stress, den Druck, dieses dauernde Warten? Aber wirklich nicht!“
Sie spricht darüber, dass ihr die Musik nichts mehr gibt.
Agnetha: „Damals, als mein erstes Lied in die Charts gekommen ist, habe ich vor Glück geweint. Nach Waterloo ging alles abwärts. Ich habe dieses Glück einfach nicht mehr nachvollziehen können. Vielleicht waren wir vom Erfolg verdorben, ich weiß es nicht. Dauernd standen dann Singles von uns in England auf Platz 1, als müsse es so sein. Mir hat das
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