Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition)

nichts mehr gegeben.“
    Sie nimmt auch an der halbstündigen Fernsehsendung „A Is For Agnetha“ teil, in der sie fünf Lieder von ihrem Album singt und über ihr Leben spricht. All das strengt sie sehr an. Als sie in der Sendung „Gäst Hos Hagge“ auftritt und vom Blatt ein einfaches Stück von Haydn spielt, beginnt sie mit gutem Ausdruck und sichtlichem Bestreben, macht dann aber einen Patzer und gibt sofort entnervt auf. [25] Man merkt: Sie hat sich gar keine Mühe gemacht, das Stück überhaupt vorher anzusehen oder gar zu üben. Und von der jungen Agnetha, die weit schwierigere Stücke fehlerlos und virtuos zum Besten gab, ist sie weit entfernt. Agnetha ist musikalisch gesehen ein Schatten ihrer selbst.
    Die Platte verkauft sich trotzdem gut, obwohl sie eines dieser typischen überproduzierten Alben aus den 1980er Jahren ist, die schon damals leicht angestaubt klingen. Für den schwedischen Markt ist die Platte ein Hammer, weil Agnetha dort beliebter ist denn je. Auch in Deutschland wird sie gekauft, doch darüber hinausgehend beeindruckt sie nicht so sehr, vor allem in England. Trotzdem ist Eric in London überrascht, als er ein Fax von Polar Music erhält.
    Eric: „Darauf stand, dass Agnetha sich vollständig aus dem Musikgeschäft zurückziehen würde. Ich sagte: Was? Nach all der Arbeit? Ist das nicht unglaublich? Ich war schrecklich enttäuscht von der Nachricht. Thomas Johansson erzählte mir später, dass Agnetha die Platte in England nicht intensiv promoten würde. Sie würde sich auf Kontinentaleuropa beschränken. Und das tat sie auch, in Belgien, Deutschland und Norwegen. Ich glaube, sie hatte plötzlich zu nichts mehr Lust, weil Björn kurz davor war, Schweden zu verlassen und sich in England niederzulassen. Das war ein ziemlicher psychischer Schlag für sie, denke ich. Wahrscheinlich hat die ganze Situation, zusammen mit ihrer Flugangst, sie so weit getrieben, dass sie sich schließlich dachte: Ich will jetzt einfach nicht mehr. Sie hat dem ganzen Projekt den Rücken zugekehrt, ich habe nie mehr etwas von ihr gehört. Sie ist völlig von der Bildfläche verschwunden. Eine tragische Geschichte.“
     
     
Der Weg in die Stille
     
    Agnetha meidet beginnend mit 1986 weitgehend die Öffentlichkeit, weil sie merkt, dass ihre Familie unter ihrer Karriere leidet. Björn ist nicht mehr da, um die Vaterrolle zu übernehmen. Agnetha muss versuchen, den Kindern beide Eltern zu ersetzen. Am Besten kann sie das, wenn sie sie aus ihrem Umfeld herausnimmt und woanders noch einmal ganz von vorn beginnt.
    Benny hat sich eine Pferdezucht zugelegt, genießt das ländliche Leben. Agnetha überlegt sich, ob das auch etwas für sie und ihre Familie wäre. Sie beginnt nach einem Anwesen zu suchen, das groß genug ist, um ein Privatleben zu ermöglichen, und auf dem man mit einem Pferd lange Ausritte machen kann. Und auf dem Linda und Christian dem Einfluss der Großstadt entzogen werden und auf dem Land wieder zu sich selbst finden können.
    1986 treten ABBA wieder einmal gemeinsam als Freunde im Januar im schwedischen Fernsehen auf. Es ist eine Videoeinspielung des Lieds „Tivedshambo“, das ihr Manager Stig Anderson geschrieben hat, ein Geburtstagsgeschenk zu seinem 55. Geburtstag. Sie hatten ansonsten zwei Jahre lang kaum Kontakt miteinander, finden es aber an der Zeit, wieder einmal ein gemeinsames Zeichen zu setzen. In diesem Jahr singen sie noch einmal gemeinsam eine Eigenkomposition „Der Kleine Franz“ ein, ein weiteres Geburtstagsgeschenk für ihren alten Tourmanager Claes af Geijerstam, das später in das Musical „Chess“ übernommen werden wird.
    Für Agnetha sind das Möglichkeiten, die Beziehung mit den anderen wieder etwas zu glätten. Sie selbst hat beginnend mit diesem Jahr keinen Plattenvertrag mehr mit Polar Music. Wie es zur Beendigung der Geschäftsbeziehung kam, ist nicht klar, aber es ist wahrscheinlich, dass Agnethas Unwille, mehr für die Promotion ihrer letzten Platte zu unternehmen, dafür verantwortlich war. Aber auch von Agnethas Seite ist es für sie Zeit, neues Territorium zu erkunden. Sie gründet eine eigene Produktionsgesellschaft: Agnetha Fältskog Production AB. Immerhin kann sie hier bestimmen, welche Platten sie wie produziert und bekommt auch den größten Anteil von den Einkünften.
    Agnetha in einem Interview: „Ich versuche, mein Geld so klug wie möglich anzulegen. Das ist ziemlich kompliziert, aber zum Glück habe ich zwei Profis angestellt, die das für mich