Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition)
Oktober ziert ihr Bild den Umschlag der Zeitschrift „Clic“. Ihre Haare sind kurz und struppig im Stil von Madonna. Das ist kein Zufall, denn der Friseur ist auch jener, der Madonna ihre letzte Frisur verpasst hat. Bruce Gaitsch hat den Kontakt vermittelt. Agnetha sieht damit anders aus, wird als Frau verkauft, die vieles hinter sich gelassen, einen Neuanfang gemacht hat und immer noch jung und schön ist, und bereit für ein neues Leben. „I Stand Alone“ erscheint am 9. November 1987 und verkauft sich in Schweden 170.000 mal. Das bedeutet Platz 1 der Hitparade. Insgesamt wird die Platte 375.000 mal über den Ladentisch gehen, was für Agnethas Verhältnisse enttäuschend ist, selbst wenn das Album die am meisten nachgefragte LP in Schweden in diesem Jahr bleiben wird und das hohe Ansehen, das Agnetha in diesem Land seit über zwanzig Jahren als Popstar genießt, noch unterfüttert. Während in der übrigen Welt das Interesse zurückgeht und man Agnetha zu vergessen beginnt, ist sie in ihrer Heimat weiterhin ein Superstar, und kann sich dabei auch etwas herausnehmen. Agnetha, mit modisch kurzen Haaren, tritt dort im Fernsehen auf und macht ein Interview, um zu zeigen, dass mit ihr im Pop-Geschäft auch weiterhin zu rechnen ist. Als der Talk-Show-Host Jacob Dahlin aber zu ihr sagt: „Sie müssen jetzt um die ganze Welt reisen, um das Album zu promoten“, antwortet Agnetha lächelnd: „Müssen tue ich gar nichts.“
Und sie tut auch wirklich nichts. Die Macher von Warner Music sind schockiert davon, dass Agnetha bis auf ein großes Fest und einige Interviews in Talkshows keine Promotion für ihr erstes Album bei der Firma machen will. Bei einer dieser Shows spielt Bruce Gaitsch Gitarre und sie geben zusammen ein Interview. Bruce unterstützt sie in allem. Er ist sehr von ihr eingenommen, bewundert sie längst. An diesem Tag klickt es deshalb auch zwischen den beiden, und aus Freundschaft wird Liebe.
Bruce: „Als ich schon auf dem Sprung zurück nach Amerika war, erzählte sie mir, dass sie sich in mich verliebt hatte. Ich werde nie all die Wunder vergessen, die sie mir in Europa zeigte. In der teuersten Erinnerung jedoch, die ich an sie habe, sitzen wir zusammen am Klavier, und sie spielt und singt mit ihrer unnachahmlichen Stimme.“
Die Aussage, dass Agnetha Bruce „Europa zeigt“ sollte man vielleicht nicht zu ernst nehmen. Sie machen die Promotion-Tour weiter, jedes Mal begleitet von Staffan, der die Verliebtheit von Bruce und Agnetha mannhaft erträgt. Wegen ihrer Flugangst muss diese Sightseeing-Tour mit Auto und Schiff gemacht werden, denn eine Mindestanforderung von Warner ist ein Auftritt in der englischen Talkshow von Terry Wogan. Wegen dieses Termins ist Agnetha bereit, sich auf eine lange Autofahrt zu begeben, die über Dänemark und Deutschland über den Ärmelkanal führt.
Bruce: „Agnetha und Staffan Lindé fuhren mit dem Auto. In Dänemark stieß ich zu ihnen. Wir fuhren durch Deutschland, um ein Schiff nach London zu nehmen. Es war zum Schreien, die Reaktionen der Zollbeamten zu sehen, wenn wir über eine Grenze kamen. Sie fielen jedes Mal fast in Ohnmacht, wenn sie kapierten, dass Agnetha hinter dem Steuer saß. In London hat sie sich nicht nur um die Promotion-Events gekümmert, sondern wir haben auch zwei Stücke auf Spanisch aufgenommen. Ich wusste, dass es Agnetha immer großen Spaß machte, auf Spanisch zu singen. Und weil ihre spanischsprachigen Songs in verschiedenen Ländern gut ankamen, beschlossen wir, „ The Last Time “ und „ I Wasn't The One (Who Said Goodbye) “ auch in Spanisch aufzunehmen und in der spanisch sprechenden Welt zu veröffentlichen.
Der Fernsehauftritt ist eher kurz. Agnetha singt dabei das Volkslied „Vem kan segla förutan wind“ (Wer kann ohne Wind segeln) und lacht zuletzt, offenbar, weil sie die getragene Ballade ziemlich komisch findet. Sie sieht sehr gut aus, ist schlank, trägt schwarze Lederklamotten und spricht munter Englisch, muss aber dabei immer wieder nachdenken wie jemand, der innerlich von seiner Landessprache in eine andere übersetzt. Aber sie ist schlagfertig (siehe Interview mit Wogan ) Wogan fragt sie, warum sie sich das antut, noch einmal eine Platte herauszubringen, wenn sie doch viel lieber ein Haus am Fjord kaufen und sich mit ihren Millionen zur Ruhe setzen könnte. „Das habe ich natürlich“, sagt Agnetha, „aber man muss sich Anforderungen stellen, wenn sie sich ergeben.“ Wogan bringt als Einspieler
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