Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition)
Staffan Lindé und Bo Frölander von Warner Music, sie begleiten. Sie nimmt sich dabei auch eine Auszeit von ihren Kindern und fliegt.
So kommt es, dass Agnetha den Sommer 1987 in Los Angeles verbringt. Sie lässt ihre Kinder in Schweden zurück, haut einfach für ein paar Wochen ab. Dabei will sie es sich durchaus gut gehen lassen, steigt im feinsten Hotel der Welt ab, dem Bel Air Hotel am Wilshire Boulevard, lässt sich mit der Limo jeden Morgen nach Malibu fahren, wo sie mit Peter in den Chartmaker Studios neue Lieder einspielt, und genießt die Zeit, zumindest so weit sie es kann. Staffan ist dabei immer an ihrer Seite und kümmert sich um alles. Er übernimmt die Rolle, die Björn nicht mehr ertragen konnte, die eines Ehemanns, der alles im Griff hat und ihre Ängste auffängt. Dafür bekommt er von Agnetha ein Gehalt, und mitunter auch Gunstbeweise wie den, mit ihr im Luxus schwelgen zu können.
Bruce: „Agnetha hatte ganze zehn Tage nötig, um sich von dem Flug zu erholen! Das Flugzeug konnte noch so luxuriös sein, sie stand trotzdem jedes Mal Todesängste aus. David Fosters Studios in Malibu sind phantastisch gelegen, direkt am Strand. Es war magisch schön. Agnetha blieb über zwei Monate in Amerika. Es hat ihr schrecklich gut gefallen. Staffan und sie mieteten einen phantastischen Wagen, mit dem sie jeden Tag ins Studio kamen. Wenn sie einmal mit der Arbeit angefangen hatte, lief alles wie am Schnürchen. Agnetha genoss es, dass sich auf der Straße niemand nach ihr umdrehte. Endlich konnte sie wie ein normaler Mensch leben. Die Einzigen, die sie anstarrten, waren Männer, die von ihrer Schönheit geblendet waren. Während der Aufnahmen machten wir täglich eine lange Mittagspause, um etwas Leckeres zusammen zu essen. Manchmal unternahmen wir auch eine Wanderung am herrlichen Strand von Malibu. Peter hat in der Zeit gut zehn Kilo zugenommen, wegen des vielen leckeren Essens! Es war eine unglaublich schöne Zeit. Wir waren so froh, dass wir mit so talentierten Menschen arbeiten konnten. Die Band bestand ausschließlich aus sehr renommierten Musikern. Natürlich spielten sie auch, weil sie gutes Geld verdienen wollten, aber sie arbeiteten auch sehr gerne mit Agnetha zusammen. Sie fand es herrlich, wieder zu singen. Manch-mal habe ich sie während der Aufnahmen gebeten, nicht immer mit ihrer ABBA-Stimme zu singen. Ich wollte sie ermutigen, mehr zu ihrer eigenen Stimme zu finden, die ich bei ihr zu Hause gehört hatte. Aber sie fühlte sich wohler mit ihrer ABBA-Stimme. Das Stück Let It Shine sang sie am liebsten. Es lag ihr auch sehr. Agnetha ist keine Frau, die tut, was man ihr sagt. Sie wusste genau, wo sie mit der Platte hinwollte, welche Stücke sie haben und wie die singen wollte. Und damit nötigte sie uns Respekt ab. Als wir die Aufnahmen schon fertig hatten, kam ich dahinter, dass Agnetha auch eine grandiose Komponistin ist. Eines Tages spielte sie etwas auf dem Klavier, und ich sagte: Das klingt gut, von wem ist das? Von mir, sagte sie. Ich war völlig baff! Die Frau ist unglaublich talentiert. Das große Publikum kennt erst die Hälfte dessen, was sie wirklich kann. Sie ist Sängerin, Komponistin, Schauspielerin, und sie kann auch konzeptionell denken.“
Agnetha mag all das sein. Auf die Platte findet davon aber trotzdem wieder nichts. Egal, mit wem Agnetha zusammenarbeitet, sie wollen alle immer nur ihre Stimme. Diesmal lassen sich die anderen nicht einmal darauf ein, an einem von Agnethas Liedern überhaupt zu arbeiten. Selbst Bruce schafft es nur, gemeinsam mit Peter Cetera ein Lied auf dem Album unterzubringen. Es heißt „ I Stand Alone “ und nimmt damit Bezug darauf, dass Agnetha auch ohne ABBA gut auskommen kann. Das Lied ist nichts Besonderes, gibt dem Album aber trotzdem den Titel, weil Agnetha das so will.
Bruce: „Ich schrieb es mit ihrer Persönlichkeit vor Augen. Sie ist eine unabhängige Frau. Sie weiß, was sie will, und setzt es auch durch. Sie ist immer sehr radikal. Einmal ist sie nachgiebig, dann wieder weigert sie sich, das zu tun, was sie tags zuvor noch selbst wollte! Agnetha findet den Text von I Stand Alone prima.“
Wie sieht dieser Text aus? Er spricht davon, wie zwei Menschen im Bett liegen und einer in der Nacht den Namen einer dritten Person ausspricht. „In der Liebe und im Krieg ist alles möglich“, heißt es, „warum habe ich mich so lange an diese Liebe geklammert? Ab heute stehe ich allein.“
Im September kehrt Agnetha nach Hause zurück. Im
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