Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition)

dagegen, noch einmal zu heiraten. In Schweden schreibt die Presse viel Negatives über mich. Dass ich mich in meinem Haus verstecke wie Greta Garbo, was nicht stimmt. Ich gehe jeden Tag mit dem Hund raus, aber die Leute erkennen mich gar nicht, weil ich so normal aussehe. Die Journalisten bei uns denken, dass ich zu normal bin. Vielleicht wäre es mir sogar recht, ein bisschen geheimnisvoll zu sein wie Garbo. Kein offenes Buch für jeden. Wer möchte, dass einen jeder kennt? Aber ich habe nichts zu verstecken. Ich bin derzeit sehr glücklich. Ich habe viele Freunde, neue Freunde, männlich und weiblich. Mir geht es gut. Niemand sollte sich vorstellen, dass ich eine einsame Blondine bin, die in Schweden lebt, das wäre völlig falsch.“
     
     
Jahre der Stille
     
    Es beginnen jetzt die Jahre, in denen Agnetha, wie sie später erzählen wird, weder Musik gehört noch Musik gemacht hat. Sie hat nur für sich gelebt. Eine Weile noch kommt Bruce Gaitsch nach Ekerö, verbringt hier ein paar Tage, wird an der Seite von Agnetha gesehen. Meistens aber ist Staffan Lindé der Mann, mit dem Agnetha ins Kino oder ins Konzert geht. Bruce behauptet, eineinhalb Jahre lang der Liebhaber Agnethas gewesen zu sein. Irgendwann im Jahr 1988 geht diese Beziehung zu Ende.
    Bruce: „Die Zeit, die wir gemeinsam verbracht haben, war eine der schönsten meines Lebens. Wir waren über beide Ohren ineinander verliebt, und es war eine phantastische Erfahrung für mich. Sie öffnete mir die Augen, durch sie lernte ich ein Leben kennen, wie ich es davor nicht gekannt hatte. Ich war im siebten Himmel. Als es nach anderthalb Jahren aus war, war das ganz und gar meine Schuld. Ich habe es selbst kaputtgemacht.“
    Bruce erzählt, dass sich Agnetha darauf Staffan zugewandt habe, dem Mann, der sie schon seit Jahren nicht mehr aus den Augen lässt. Bruce bleibt mit beiden, wie er sagt, gut Freund.
    Was Agnetha in den Jahren ohne Musik gemacht hat?
    Agnetha: „Ich brauche Ruhe. Lärm verursacht für mich Stress. Schon das Geräusch eines Flugzeugs über mir kann mich außer Fassung bringen. Diese Jahre der Stille haben fünf oder sechs Jahre gedauert, vielleicht mehr. Zehn Jahre. Ich wollte mir keine ABBA-Hits mehr anhören oder überhaupt Musik.“
    In diesen Jahren zieht Agnetha auf eine neue Farm Helgö, westlich von Ekerö gelegen und noch einmal geringer besiedelt, in ein Bauernhaus, das von der Welt abgeschnitten ist. Sie wird dort von der Presse, die sie weiterhin verfolgt, im Auto eines Arztes abgelichtet. Er heißt Tomas Sonnen-feld und ist Chirurg am Huddinge Krankenhaus im Süden von Stockholm. Sonnenfeld ist vier Jahre älter als Agnetha, ein schmaler, sportlicher Mann mit weißen Haaren und Stirnglatze. Brita Åhman nennt ihn „geschickt und humorvoll“. Er ist auch geschieden. Agnetha hat ihn bei einer Party getroffen. Ist es die wahre Liebe? fragen die Medien, und tatsächlich, am 15 Dezember 1990 heiratet Agnetha ihren Tomas in der Kirche von Ekerö. Der Trauungstermin wurde geheimgehalten, es gibt am folgen-den Tag eine kleine Notiz in der Zeitung.
    In diesem Jahr hat Agnetha noch einmal mit ABBA zu tun, als Stig Anderson seine Rechte an die Firma Polygram verkauft. Dabei stellt sich heraus, dass er keineswegs die Vereinbarung von 1985 eingehalten und die neun Prozent der Einkünfte an jedes ABBA-Mitglied weitergeleitet hat. Tatsächlich haben sie alle nur drei Prozent erhalten. Diesmal stützen sich Benny und Agnetha wieder auf Staffan Lindé, der nun auch der Vermögensberater von Benny geworden ist. Am 5. Juni 1990 verklagen beide Polar Music. Sie wollen 4,5 Millionen Euro als Kompensation für entgangene Einnahmen und durchsetzen, dass sie in Zukunft auch wirklich die 9 Prozent erhalten, die ihnen zugesichert wurden. Sie lassen sich dann auf eine außergerichtliche Einigung ein, deren Details nicht bekannt werden.
    Auch Björn profitiert von der Einigung. Die einzige, die leer ausgeht, ist Frida, die ihre Rechte ja schon 1982 verkauft hat und nun von sich aus Stig verklagen müsste. Die verzichtet darauf, weil sie in gutem Einvernehmen mit Stig bleiben möchte.
    Im November 1992 trennt sich Agnetha von ihrem zweiten Mann. Es heißt, dass ihr Bedürfnis, allein zu sein, schuld am Scheitern der Beziehung sei. Sie zieht sich, soweit das geht, noch mehr aus der Öffentlichkeit zurück. Ein Versuch, den Bruch noch einmal zu kitten, ist kurzlebig.
    Man sieht Agnetha immer wieder einmal in Stockholm im Kino, in der Oper oder in