Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition)
vorzustellen. Agnetha merkt bei der Gelegenheit, wie stark sie sich innerlich verändert hat. Was die mütterlichen Gefühle in ihr alles auslösen.
Agnetha: „Als wir nach Västervik fuhren, verbrachte ich den ganzen Tag damit, für Linda Sachen einzupacken. Dann nahm ich noch ein paar Sachen für Björn mit und erst ganz zuletzt fiel mir ein, dass ich auch noch Sachen zum Anziehen brauchte. Auf mich selbst zu achten hatte ich ganz vergessen.“
Dieser ganzen Stimmungen zum Trotz ist Agnetha durchaus bewusst, dass auch die Karriere weitergehen muss. Sie ist Mitglied einer Band, die ohne Werbeauftritte oder Konzerte nicht erfolgreich sein kann. Und diesen Erfolg will sie auch. Also beginnt sie Linda schon im Mai 1973 abzustillen. Sie will auch nicht zuhause bleiben und von den Tätigkeiten der anderen abgeschottet sein, sondern den „richtigen“ Björn erleben. Also fährt sie mit der Band zu einem Werbeauftritt in Brüssel und lässt die Kleine zuhause. Eigentlich ist Agnetha, wie sie merkt, ganz froh, auch einmal dem häuslichen Herd und den Aufgaben einer frischgebackenen Mutter zu entkommen.
Polar Music hat die Devise ausgegeben, sich vom Misserfolg bei der Vorausscheidung zum Song Contest nicht beirren zu lassen. ABBA ist beim Publikum sehr gut angekommen. Sie haben eine Bombensingle, die sie bewerben müssen. „Ring Ring“ soll überall auf der Welt bekannt gemacht werden. Die Platte kommt in ganz Europa und in Südafrika in die Charts und belegt dabei gute Plätze. ABBA nehmen das Lied auch auf Deutsch, Englisch und Spanisch auf. Die Verkaufszahlen sind ermutigend. Die neue Gruppe kommt international an, und „Ring Ring“ tönt zumindest in Europa dauernd im Radio. Für Stig zeichnet sich bereits im Jahr 1973 ab, dass ABBA die erfolgreichsten Künstler sind, die er jemals unter Vertrag gehabt hat, und dass sie das Zeug haben, sich im Pop-Geschäft international als Marke zu etablieren. Deshalb hält er auch die Zeit für gekommen, einen besseren Namen für die Band zu finden. Stig hält das Akronym ABBA für eine gute Wahl. Vorbild dazu ist eine große Fischkonservenfabrik in Schweden gleichen Namens. Die Idee, eine Buchstabenfolge zu nehmen, kommt bei den vier gut an, aber sie diskutieren auch noch über FABB und BABA, und überlegen kurz, den Namen Alibaba zu nehmen. Eine Zeitung in Göteborg hält zeitgleich einen Wettbewerb ab für die Namensfindung, aber letztendlich fällt die Entscheidung innerhalb der Gruppe. Im Sommer 1973 steht der Name endgültig fest. Sie werden sich ABBA nennen. Später werden sie sich mit der Konservenfabrik gerichtlich um das Namensrecht auseinandersetzen müssen. Von 1976 an drehen sie das erste B des Namens in ihrem Logo dann um und melden es als Schutzmarke an. Die erste offizielle Plattenaufnahme von ABBA unter dem neuen Namen findet am 16. Oktober 1973 statt. Aber es wird noch bis zum Jahr 1976 dauern, bis das Logo in gotischer Schrift auf der Single „Dancing Queen“ prangen wird.
Für Agnetha ist das Jahr 1973 relativ ruhig. Sie kann die Zeit zu großen Teilen mit ihrer Tochter Linda verbringen und ist glücklich. Sie weiß alles Geschäftliche bei Björn in guten Händen, der sich ja auch um alles kümmert. ABBA ist ein Erfolgsmodell, zu dem Agnetha gern ihren Teil beitragen wird, aber sie lässt das alles auf sich zukommen.
Anstrengend ist in diesem Jahr eigentlich nur die Tour durch die Volksgärten. Es ist Sommer, und die Konzerte machen auch Spaß, obwohl ABBA noch stark an ihrem Bühnenauftritt arbeiten müssen. Der Zuspruch der Fans ist gut, doch die Kritiker mäkeln. Ein Journalist schreibt: „Eine perfekte Show mit einstudiertem Lachen und dosierten musikalischen Effekten. ABBA sind die Schlagerfabrikanten des elektronischen Zeitalters. Die Lieder sind um einfache Melodien herumgebastelt und wiederholen dauernd I Love You, während ABBA mit Fingern auf das Publikum zeigen. Aber das ist eine Lüge. ABBA lieben uns nicht. Sie lieben die 20 Kronen, die sie von uns dafür bekommen, dass wir der ABBA-Mania erliegen und für eine Stunde lang unsere Vernunft beiseite legen.“
Der Erfolg von „Ring Ring“ erlaubt es den beiden Paaren, auf der Insel Viggsö zwei Ferienhäuser zu kaufen, die einander benachbart sind. Auch Stig hat sich dort ein Haus besorgt, um immer bei seinen Schützlingen zu sein. Die Insel kann nur mit einem Boot erreicht werden und liegt in der Tiefe des Sund vor Stockholm inmitten zahlreicher anderer Inseln. Agnetha liebt die Natur
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