Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition)
übereinander legt. An dem Lied mitgearbeitet haben außerdem die Amerikaner Neil Sedaka und Phil Cody, die für Agnethas Liebling Connie Francis unter anderem „Stupid Cupid“ [11] geschrieben haben. „Ring Ring“ klingt auch ein bisschen nach Connie Francis, eine Marschrichtung für ABBA, die Agnetha vorgegeben hat. Sie wird darauf stolz sein und in Interviews öfter erwähnen, dass ihr Mütter gesagt haben, dass viele ihrer Kinder beim Mitsingen gelernt haben, den Buchstaben R auszusprechen. Tatsächlich hat Agnetha mit einem Schuss Connie Francis auch die Geburtsstunde des ABBA-Sounds eingeleitet. Stig Anderson hält das Lied für so gut, dass er es für Melodi-festivalen einreicht, die Vorausscheidung für den Eurovision Song Contest.
Der denkwürdige Tag der ersten Aufnahme, die ABBA als Gruppe gemacht haben, ist der 26. September 1972. Agnetha und Frida singen zu zweit „Nina, Pretty Ballerina“ [12] . Hier kommt auch der ABBA-Sound schon voll zur Geltung. Die Stimmen der beiden Frauen sind in den Vordergrund gerückt, Agnetha übernimmt die Führung, Frida singt Harmonie. Die Kraft, die Agnetha in diese Lieder einbringt, schöpft sie aus der Schwangerschaft. Sie befindet sich in deren mittlerem Teil, den man gerne als „Honeymoon“ bezeichnet, weil der Bauch noch nicht so groß ist und doch der Fluss der Hormone ein großes Wohlgefühl auslösen kann. Die überschäumende Lebensfreude von „Ring Ring“ und „Nina“ steht mit diesem Glücksrausch in Verbindung.
Als es dann in die heiße Phase der Vorbereitung zu „Melodifestivalen“, dem Vorentscheid zum Song Contest, geht, hat Agnetha schon einen riesigen Bauch und manche fürchten, dass der Stress eine Frühgeburt auslösen könnte. Weit gefehlt. Agnetha ist die einzige, die sich absolut sicher ist, dass ihr in der Hinsicht nichts passieren kann. Sie fühlt sich pudelwohl, obwohl der Geburtstermin und das Musikereignis beinahe zusammen fallen. ABBA überlassen es dem Schicksal, ob Agnetha überhaupt an dem Wettbewerb teilnehmen kann, denn eigentlich müsste sie am Tag des Auftritts längst geboren haben.
Agnetha: „Das Kind war bereits einige Tage überfällig, insofern war die ganze Sache schon ein bisschen riskant. Ich selbst war eigentlich ganz gelassen, aber alle anderen um mich herum wurden zunehmend hysterisch. Vor allem eine der Produktionsassistentinnen beim Fernsehen. Irgendwann dachte sie, sie hätte ein Kind weinen hören. Sie kam plötzlich angerannt und rief: Oh Gott, ist es gekommen? Sie dachte, ich hätte mein Baby mitten im Fernsehstudio zur Welt gebracht.“
Das Lied „Ring Ring“ gelangt am 10. Februar 1973 allerdings nur auf Platz 3 der Vorauswahl und scheidet deshalb für den internationalen Markt aus. Agnetha absolviert ihren Auftritt anstandslos, doch manche behaupten, ihr Schwangerenbauch hätte die Band den Titel gekostet. Sie selbst sieht das anders, lehnt die verknöcherte Struktur des Wettbewerbs lautstark in Medieninterviews ab, ein Event, bei dem nur alteingesessene und voreingenommene Berufskritiker in der Jury zu Wort kommen.
Agnetha damals: „Ich glaube, dass man die Entscheidungsfindung beim Song Contest ändern sollte. Alle Menschen sollten eine Stimme haben, das ganze Land sollte entscheiden dürfen, welches Lied ihnen gefällt. Für den Verkauf wäre das ebenso besser, denn was den Leuten gefällt, kaufen sie auch. Und letztendlich kommt es nicht darauf an, ob ein paar Kritiker meinen, dass ein Lied gut oder schlecht ist, sondern dass Platten verkauft werden.“
Agnetha bekommt ihr Kind fast zwei Wochen später als geplant, am 23. Februar. Es ist eine Tochter, Elin Linda Ulvaeus. Agnetha wird von Gefühlen für das Baby über-schwemmt, ist glücklich wie noch nie in ihrem Leben. Sie war schon in der Schwangerschaft selig. Am Liebsten hätte sie ihr Kind gleich im Bauch behalten. Aber sie ist auch sehr glücklich darüber, dass es nun endlich da ist. Von nun an würde Agnetha am Liebsten in der Rolle der Mutter aufgehen und immer bei der Kleinen bleiben.
Agnetha später: „Zuerst konnte ich es noch nicht so recht glauben. Meine wildesten Träume waren in Erfüllung gegangen – ein Baby zu haben. Dass sie unseres war, ein Stück von Björn und mir zugleich. Es ist so ein Wunder. Dass sie die ganze Zeit dort gelegen hatte und in meinem Bauch herangewachsen war.“
Als Linda ein paar Wochen alt ist, nehmen sie Agnetha und Björn mit nach Jönköping und Västervik, um sie ihren Großeltern
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