Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition)

einfliegt, um Linda zu ihrer Mutter zu bringen, als diese kurz vor einem Nervenzusammenbruch steht. Lena versteht auch von Anfang an, dass sie Björn stützen muss, dass sie die Frau im Hintergrund sein muss, die ihm hilft und ihre eigenen Wünsche und Träume gemeinsamen Zielen unterstellt. Kurz gesagt: Sie muss die Frau sein, die auch Agnetha gerne gewesen wäre. Dafür muss sie aber auch zur wichtigsten Frau in Björns Leben werden können. Das ist zu ABBAs Zeiten nicht leicht, weil bei der Gruppe alles um Agnetha und ihre Kinder kreist. Die Lösung wird noch eine Weile auf sich warten lassen. Lena kann Björn nur ganz für sich gewinnen, wenn er sie heiratet und indem sie mit ihm Kinder hat. Das werden die zwei Töchter sein, Emma Eleonora, die am 3. Januar 1982 geboren ist, und Anna Linnea, geboren am 29. April 1986. Sie wird Björn erst davon überzeugen müssen, dass er noch einmal eine Familie gründen möchte. Das ist nicht ganz leicht, denn er ist schon Mitte Dreißig und steckt voll in der Arbeit und hat genug Probleme mit seinen Kindern, die extrem unter der Trennung leiden und seine Nähe brauchen. Zusätzlich ist Björn ein Triebmotor für ABBA. Wenn er ausfällt, steht auch die Karriere der Band still. Deshalb zeichnet sich durch Björns private Neuorien-tierung auch schon das Ende von ABBA ab. Lena weiß, dass sie versuchen muss, in dieser Gleichung nie als jene dazustehen, die darauf gedrungen oder sogar dieses Ende herbeigeführt hat. Deshalb handelt sie von Anfang an sehr klug, unterstützt nicht nur Björn, sondern auch Agnetha, und unterhält ein freundliches Verhältnis mit allen anderen Angehörigen von Team ABBA, wohl wissend, dass die Tage dieser Gemeinschaft längst gezählt sind.
     
     
Der Superstar von ABBA
     
    Obwohl ihre Beziehung mit Björn offiziell zu Ende ist, hat Agnetha ein starkes Druckmittel: Ohne sie ist ABBA nichts. Und wenn die Superband in sich zusammenfällt, ist auch der Traum vom Reichtum zerplatzt. Dass wollen die anderen Mitglieder von ABBA keinesfalls. ABBA haben gerade erst damit begonnen, ihre Millionen zu scheffeln. Sie haben sich an einen gewissen Luxus gewöhnt und sollen ihn jetzt schon aufgeben? Agnetha ist der Star der Gruppe, und ihre Stimme ist die Stimme von ABBA. Die Scheidung ist eingereicht, aber es wurde das Versprechen gegeben, dass alles bei ABBA so weiterlaufen soll wie bisher. Dieses Versprechen bricht Agnetha schon nach wenigen Tagen. Sie sackt in sich zusammen, verliert alle Motivation, mit den anderen noch auf eine Tournee zu gehen. Und sie beginnt sogar schon zu zicken, wenn es um gemeinsame Auftritte in der Öffentlichkeit geht.
    Björn: „Agnetha wollte wirklich nirgendwohin mehr mit. Und jetzt rede ich gar nicht über Tourneen, sondern lediglich über Promotion.“
    Sie versteht sich von Anfang an gut mit Lena, die sie ja schließlich mittlerweile auch kennt. Sie vertraut Lena die Kinder an, wenn sie selbst keine Zeit hat. Sie kommt mit Lena sehr gut zurecht, so lange diese sich ebenso dem Konzept von ABBA unterstellt, ihre Rolle in dieser Struktur erfüllt. Und doch kann Agnetha Lenas Anwesenheit nicht ertragen. Sie hasst Björns Glück, sein zufriedenes Grinsen, den Tanz der Hormone, die ihm unendliche Energie verleihen. Sie hasst das stille Glück in Lenas Augen, das diese kunstvoll verbergen will, und dabei kläglich scheitert. Sie hasst die Gleichgültigkeit der anderen, die sie nicht ausreichend bemitleiden. Die sie nicht verstehen. Der Beginn des Jahres 1979 markiert Agnethas Geburt als Diva. Sie spürt, dass die anderen ohne sie zum Scheitern verurteilt sind, und aus diesem Wissen heraus nährt sich ihr wachsendes Selbstbewusstsein. Von nun an ist die Hierarchie klar. Agnetha ist der Star der Gruppe, und Lena muss sich hinter Björn in den Kreis der Helfer einreihen. Wenn jeder spurt, ist die Sache okay. Auch Agnetha ist als alleinerziehende Mutter bereit, ihren Beitrag für das Gedeihen der Band zu leisten. Aber Kränkungen oder Ehrbeleidigungen wird sie keinesfalls mehr hinnehmen.
    Ein Interesse teilt Agnetha immer noch mit den anderen: Den Wunsch, neue Lieder aufzunehmen, mit ihnen zu glänzen. Ohne ihre Rolle als Popstar droht ja auch Agnetha in sich zusammenzusinken. Schließlich wird sie in einem Jahr 30 werden, ein Alter, das sie fürchtet wie der Teufel das Weihwasser, seitdem sie gesehen hat, was es vor fünf Jahren mit Frida angerichtet hat.
    Agnetha spürt auch, dass sie sich innerlich neu ausrichtet, dass für sie eine