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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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Dienst im Vorzimmer, ein junger blonder Mann mit angenehmen Gesichtszügen. Als er den Tribun erblickte, erhob er sich unverzüglich von seinem Platz.
    »Sei gegrüßt, Tribun.«
    Auf den fragenden Blick des Tribuns hin ergänzte er hastig: »Ich bin Ampesix, der neue Secretarius des Statthalters. Willst du dich noch einen Augenblick gedulden? Ich werde deine Ankunft sofort melden.«
    Marcus Valerius Aviola nickte ihm freundlich zu und stellte sich ans Fenster. Jetzt, zur siebten Stunde, herrschte reger Verkehr in Colonia Claudia Agrippinensium, und die Straßen waren voller Menschen, die geschäftig durch die Stadt eilten. Ein buntes Bild des Friedens. Valerius seufzte.
    Die Tür des Amtszimmers öffnete sich.
    »Der Statthalter bittet dich herein, Tribun.«
    »Danke, Ampesix!«
    Lucius Duvius Avitus saß gebeugt an seinem Schreibtisch. Der einst so stattliche Mann wirkte schwer angeschlagen. Seine hängenden Schultern und die trotzige Miene seines Gesichtes verhießen nichts Gutes.
    Aber der Statthalter war nicht allein. An dem kleinen Fenster stand eine lange, hagere Gestalt in einem schwarzen Umhang, die das Treiben auf der Straße zu beobachten schien. Beim Eintritt des Tribuns drehte sie sich langsam herum. Und als Valerius ihn erkannte, wäre es fast wieder um seine Selbstbeherrschung geschehen gewesen.
    Vor ihm stand – Tullius Torquatus Niger, der »Schwarze«!
    »Niger? Du?«, entfuhr es ihm.
    Tullius Torquatus Niger nickte ihm mit einem dünnen Lächeln seiner schmalen Lippen zu.
    » Salve, Tribun Marcus Valerius Aviola. Du scheinst überrascht zu sein?«
    »Überrascht? Äh ... ja. Ich hatte ... nun, ich hatte mit dir nicht gerechnet. Man hatte mir gesagt, ein Sonderkurier des Kaisers ...«
    »Und da hast du weniger an mich gedacht, nicht wahr?«
    Der Statthalter hatte dem Gespräch der beiden Männer schweigend zugehört.
    »Ich lasse die Herren jetzt alleine«, sagte er und erhob sich schwerfällig. Ohne ein weiteres Wort verließ er den Raum. Niger blickte ihm unfreundlich nach.
    »Die Ermordung eines kaiserlichen Agenten war unklug«, sagte er, »er wird sich für den Tod des Pausanias in Rom vor dem Cäsar zu rechtfertigen haben. Mein Begleitkommando wird ihn sicher nach Rom eskortieren.«
    »Welchen Vorwurf könnte man Duvitus machen? Pausanias war ein Spion und Mörder. Er ist für den Tod meines Weibes verantwortlich. Selbst die versuchte Entführung meines Sohnes geht auf sein Konto. Und ebenfalls ein Anschlag auf mich. Er hat sein Schicksal verdient.«
    »Was Pausanias tat, tat er auf kaiserlichen Befehl, jedenfalls das meiste. Ich gebe zu, durch persönliche Empfindungen veranlasst, ist er ... ich meine, er ist etwas über das gesetzte Ziel hinausgeschossen. Das mit deinem Weib tut mir Leid, das musst du mir glauben. Es war weder geplant noch gebilligt. Ohne Zweifel hätte man ihn dafür zur Verantwortung gezogen. Aber nun ...«
    Er vollendete den Satz nicht, sondern blickte Valerius vieldeutig an. Bevor Valerius antworten konnte, fuhr der »Schwarze« fort: »Pausanias war unser Agentenführer hier, der, dessen Name auf der Liste so unleserlich war. Du erinnerst dich?«
    Der Tribun erinnerte sich nur zu gut. Er lachte böse auf.
    »Unser Agentenführer?« Seine Finger verkrampften sich, und die Narbe brannte wie verrückt.
    »Du hast wieder einmal die Seiten gewechselt. Du hast Agrippina verraten!«
    Wieder lächelte Niger dünn. Aus einer Tonkaraffe schenkte er sich und seinem Gast etwas Wein ein und vermischte ihn sorgfältig mit Wasser. Valerius übersah den angebotenen Becher geflissentlich.
    »Verraten? So würde ich das nicht nennen. Und ich weiß auch nicht, Tribun, ob du hier im fernen Germanien die Dinge so richtig beurteilen kannst. Was meinst du mit Seitenwechsel? Jedenfalls arbeitete ich schon bei unserem ersten Treffen in Agrippinas Haus für den Cäsar, auch wenn ich dir aus guten Gründen einen anderen Eindruck vermitteln musste.«
    Während er sprach, kratzte er sich heftig an seiner Narbe. Jetzt erst fiel Valerius auf, dass der Mann den goldenen Ring des Ritterstandes trug. Und unter seinem Umhang konnte man auf der Tunica die schmalen vertikalen Purpurstreifen der Clava angusta erkennen, die den Träger als Ritter auswiesen. Die Götter müssen mich mit Blindheit geschlagen haben, durchfuhr es Valerius.
    Und wie aus dem Nebel vergangener Tage tauchte das würdige Gesicht Senecas vor seinen Augen auf, der ihn damals in Rom vor Niger gewarnt hatte. »Er spielt immer falsch, er

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