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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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Spielen auf den privilegierten Sitzplätzen sitzen zu können, die Ämterlaufbahn des Cursus honorum zu beschreiten, am Ende gar den breiten Purpurstreifen des Senators anlegen zu dürfen, das, das, mein Freund, sind Ziele, um derer willen man auch schon einmal seinen Auftraggeber wechseln darf! Aber was weißt du davon? Dir hat all diese Privilegien dein Vater vererbt, ohne dass du auch nur einen Handschlag tun musstest. Also schweig du mir von Ehre und Treue!«
    Niger atmete tief aus und setzte sich auf den Stuhl des Statthalters. Mit einem Schluck leerte er seinen Weinbecher und goss erneut nach, diesmal ohne Wasserzusatz.
    »Ich glaube, ich verstehe, was in dir vorgeht, Niger«, sagte Valerius leise. Zornig bebten seine Lippen.
    »Aber dennoch kann niemand dein Verhalten billigen. Es verstößt gegen jede Form von Sitte und Anstand. Jeder hat sich mit dem Stand abzufinden, in den er geboren wird und ...«
    Niger lachte höhnisch auf.
    »Pah! Sitte und Anstand! Mit dem Stand abfinden! Das sagt aber nur einer, der in höherem Stand geboren ist. Freilich ist das bequem, und so lässt sich auch ein Volk trefflich regieren, wenn jeder eben mit dem zufrieden ist, was er hat, und nicht nach Höherem strebt. Halte ein Volk nur dumm und ohne Ehrgeiz, und wenn es aufmuckt, tröste es mit panem et circenses , etwas von der nötigsten Nahrung und dazu kostenlose Unterhaltung. Dann hält es sein Maul und lässt die Oberen regieren. Nein, Marcus Valerius, nicht mit mir, ich will raus aus dem Fischgestank, und ich habe es geschafft. Ich bin jetzt ein ehrenwerter Ritter, und bei Jupiter , ich hab’ es mir verdient.«
    Er machte eine kurze Pause. Sein Gesicht glättete sich wieder und der Tonfall wurde sachlich.
    »Nun zu dir.«
    Valerius blickte ihn fragend an.
    »Das mit Dirana tut mir Leid, es war nicht Bestandteil unseres Planes. Ebenso wenig natürlich die versuchte Entführung deines Sohnes Titus. Pausanias hat sich diesbezüglich ... äh, ich sagte es schon ... etwas selbstständig gemacht. Du hättest ihn auch nicht so reizen dürfen. Wieder ein Ergebnis eures überzogenen Standesdünkels. Nun gut. Mit dem Tode der Augusta ist die Sache beendet. Ansonsten machst du deine Sache hier gut, soweit ich höre. Du hast die Erlaubnis, hier zu bleiben. Und mehr noch, ich habe eine gute Nachricht für dich: Der Kaiser hat mich ermächtigt, dich im Range eines Praefectus zum obersten Offizier aller hier in der Stadt residierenden Truppen zu ernennen. Du wirst nur dem Statthalter unterstellt sein, dem neuen natürlich. Der neue Statthalter heißt Publius Sulpicius Scribonius Rufus, ein untadeliger Mann. Er genießt das Vertrauen des Kaisers in besonderer Weise. In längstens vier Wochen wird er sein Amt hier antreten. Nun, was sagst du zu deiner Beförderung, Präfect? Das verschlägt dir die Sprache, nicht wahr?«
    So viel Infamie verschlug Valerius tatsächlich die Sprache.

XXXI.
Gehe hin in Frieden!
    Juni des Jahres 59 n.Chr.
    Die Ubierstadt lag im verblassenden Schein der untergehenden Abendsonne. Auch jetzt noch lastete die dumpfe Hitze des Tages über den Häusern und Gassen. Die Händler hatten ihre Stände eingepackt, die meisten Menschen nahmen in ihren Häusern oder in den zahlreichen Garküchen ihre sparsamen Abendmahlzeiten ein. Eine seltene Ruhe lag über der beschaulichen kleinen Stadt. Nur aus den Laubengängen im Peristyl der hübschen Witwe Flavia Spatiatica ertönten wilde Geräusche. Titus machte mit seinem kleinen Holzschwert sämtlichen unsichtbaren Barbaren den Garaus. Dass dabei auch eine schöne Vase aus blauem Alabaster zu Bruch gegangen war, nahm die Gastgeberin mit sanftem Lächeln hin.
    Flavia Spatiatica saß in ihrer Lieblingssitzgruppe nahe dem Brunnen und genoss die Kühle, die das plätschernde Wasser spendete. Neben ihr, an einem runden Holztisch mit bunten Ornamenten, saßen Marcus Valerius Aviola und Bischof Maternus. Schweigend beobachteten sie das Kind bei seinen wilden Spielen.
    »Er wird wohl ein Kriegsmann werden wie sein Vater«, nahm Flavia nach einiger Zeit das Wort und blickte Valerius aufmerksam an. Der hatte heute zu Maternus’ Freude einmal die Militäruniform mit einer safrangelben Tunica vertauscht.
    »Wer kann das wissen?«, entgegnete der Gottesmann sanft und zuckte mit den Schultern. »Vielleicht wird er ein Mann Gottes und hilft uns, die frohe Botschaft in diesem Land zu verbreiten.«
    »Maternus hat Recht, edle Flavia. Sicher ist es noch viel zu früh. Allerdings gebe ich gerne

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