Ahoi, liebes Hausgespenst!
Zollschranken, besonders preiswert waren.
Auch Brian war an Deck gekommen; er war groß und gut gewachsen, wie Monika aus den Augenwinkeln heraus feststellte. Er trug eine weiße Frottee-Jacke über einer erdbeerfarbenen Badehose.
Eine Weile schwänzelte er um sie herum, lehnte sich neben ihr an die Reling, grüßte sie und lächelte ihr zu. Aber da sie ihn durch nichts ermutigte, ja, sogar ein Gesicht aufsetzte, als wäre er ihr gänzlich unbekannt, gab er es nach einiger Zeit auf.
Monika beobachtete, wie er sich an Ingrid und Norbert heranmachte und auch gleich in ein Gespräch mit ihnen kam. Sie lachten und alberten miteinander. Bald darauf sprangen Ingrid und Brian zusammen ins Wasser.
Natürlich empfand Monika einen kleinen Stich Eifersucht dabei. Es lag ihr nicht wirklich etwas an Brian, aber es war doch gemein, daß sie nicht mit ihm reden durfte. Verflixter Amadeus! Er konnte einem schon den Spaß verderben!
Sie war überrascht, als Simon, der Zweite Zahlmeister — offiziell Purser genannt — , vor ihr auftauchte; er sah sehr schick aus in seiner gold-und-weiß-betreßten Jacke. „Guten Morgen, Monika!“ grüßte er freundlich. „Wie war die erste Nacht an Bord?“
„Danke, sehr gut.“
„Ich habe gehört, du bist gestern nacht noch herumgegeistert?“
„Gegeistert?“ wiederholte Monika und dachte einen Augenblick, daß er vielleicht etwas von Amadeus wissen könnte.
„Nimm’s nicht wörtlich“, sagte er, „das war nur so ein Ausdruck! Ich wollte sagen: du warst noch auf dem Oberdeck.“
„Ist das verboten?“
„Nein, sicher nicht. Du bist aber empfindlich.“
„Das liegt so in meiner Natur.“ Monika sah zu ihm auf. „Nachher habe ich aber tief und fest geschlafen.“
„Ja, wir hatten ruhige Fahrt.“ Er beugte sich zu ihr herunter. „Kann ich dich einen Augenblick sprechen?“
„Aber sicher.“
„Nicht hier. Komm lieber mit in den Patio. Ich spendier dir auch eine Limonade.“
„Gern!“ Monika rappelte sich aus dem Liegestuhl und zog sich ein in Blumenmuster gehäkeltes cremefarbenes Hemd über, das einmal ihrer Schwester Liane gehört hatte. Sie nahm die Badetasche und legte ein Handtuch auf ihren Platz, zum Zeichen, daß er besetzt war.
Simon ging voraus und fand für sie einen Tisch am Fenster, dessen farbige Tönung die Sonnenstrahlen dämpfte. „Warte hier auf mich“, bat er, „ich bin gleich wieder zurück.“ Er ging zur Bar und holte zwei hohe Gläser mit Limonade, in denen die Eisstücke klirrten.
„Danke!“ Monika nahm einen Schluck durch den Halm. „Die schmeckt aber gut!“
„Wird aus frischen Früchten gepreßt.“
„Das merkt man.“
Simon trank ebenfalls und zündete sich eine Zigarette an. „Ich wollte über den Ausflug mit dir reden!“
Monika erschrak. „Oje! Da hätten wir Karten bestellen müssen!“
„Ist ja noch nicht zu spät. Das Ausflugsbüro ist bis eins geöffnet.“
„Dann kann ich also noch...“
„Bleib sitzen! Ich werde das für dich erledigen.“
„Das ist aber nett.“
Simon grinste. „Ich weiß doch, was ich unserer Preisträgerin schuldig bin.“
Monika errötete, obwohl gar kein Grund dafür bestand, und sie ärgerte sich so sehr darüber, daß sie noch röter wurde.
Simon bemerkte es gar nicht, oder er tat nur so. „Wir legen um sieben Uhr früh in Cap Haitien an“, erzählte er, „um halb acht ist die erste Ausschiffung.“
„Das ist aber ziemlich früh“, stellte Monika fest, „das heißt, ich brauche nicht viel Schlaf, aber die anderen! Außerdem möchte ich gern gemütlich frühstücken.“
„Das habe ich mir gedacht. Ihr nehmt also lieber am zweiten Ausflug teil? Für den findet die Ausschiffung um acht Uhr fünfzehn statt.“
„Und gibt’s da sonst noch einen Unterschied?“
„Der erste führt zur Zitadelle, der zweite nach Sans Soucis, einem Schloß auf einer ehemaligen Sklavenplantage.“
„Und was ist interessanter?“
„Läßt sich schwer sagen. Beides sind alte Gemäuer.“
Das klang nicht sehr verheißungsvoll.
„Aber hin müssen wir“, sagte Monika, „sonst können wir später nicht erzählen, daß wir auf Haiti gewesen sind!“
„Sehr richtig! Also buche ich für deine Freundin und dich den zweiten Ausflug. Die Karten braucht ihr nicht abzuholen, für euch ist ja alles schon im voraus gezahlt. Ich gebe sie einfach Karl.“
„Ach ja, unserem Kabinensteward.“ Monika strich sich mit dem Zeigefinger über den Nasenrücken. „Es ist komisch.“
„Was?“
„Hier
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