Akanis: Die Wiedergeburt des dunklen Herrschers (German Edition)
Was verschafft mir die Ehre?“
„ Hm. Nun. Mich dünkt, ihr nehmt an den Wettkämpfen in der Arena teil, doch um Gewissheit zu bekommen, dachte ich mir: Frag ihn doch gleich und sieh ihm dabei in die Augen.“
„ Ich muss gestehen, ich wusste bis vor einem Moment von keinen Wettkämpfen, die stattfinden würden, denn nicht lange ist es her, da waren erst die großen Spiele in der Arena. Doch vermag ich euch gleich zu sagen, dass ich wahrscheinlich nicht teilnehmen werde.“
Valdon blickte überrascht drein und fragte sogleich neugierig: „Warum meidet ihr den Kampf, wenn ihr mir das zu Fragen erlaubt?“
„ Nun, ich möchte meine Kräfte nicht mehr für Gold messen, denn ich besitze noch genügend, um die nächsten kalten Wochen, vielleicht sogar Monate, mit reichlich wohltuender Speis und Trank zu überstehen. Der letzte Kampf hat mir viel Gold eingebracht.“
„ Also wollt ihr ohne Belohnung eure Kraft unter Beweis stellen?“
„ Keineswegs. Vielleicht habt ihr Recht und ich meide nur den Kampf, doch fürchte ich, drängt mich meine Müßigkeit dazu.“ Er blickte nachdenklich zu Boden, während Valdon freundlich lächelte. Als Liam wieder aufsah, drängten sich die blutigen Bilder erneut in sein Gedächtnis und seine Miene verhärtete sich.
„ Was ist euch wiederfahren mein Freund?“, fragte Valdon besorgt, als er Liams bekümmertes Gesicht sah.
„ Ich hab in den Wäldern unter den Hängen ein totes Rehwild gefunden, doch es war die Art, wie es sein Ableben nahm, die mir den Atem verschlägt. Es war ein zerfleischter und ausgeweideter Kadaver, so wie ich es zuvor nur in den Gipfeln von Keltor gesehen hatte“, sprach Liam mit unruhiger und nachdenklicher Stimme.
„ Diese räudigen Hunde. Ich werde diese Köter ein für alle Mal pfählen und…“, raunte Valdon, doch Liam unterbrach ihn: „Nein. Ich denk nicht, dass es die Hunde von Kayarn dem Jäger waren.“ Liam hielt kurz inne um dann wieder fort zu fahren: „Ich vermute, es waren Hokins“
„ Ach, jetzt fangt doch nicht an wie die närrischen Maiden. Ihr wisst ganz genau, dass es in unseren Wäldern keine Hokins gibt, sondern nur in den Gipfeln des Nordens.“
„ Valdon, hört doch, der Kadaver ist regelrecht auseinander gerissen!“
„ Vielleicht ein paar Wölfe aus den grauen Tälern im Norden, hinter den ersten Ausläufern des Karuks? Oder vielleicht ein herumirrender Wolf aus Warda?“
„ Ein Wolf aus Warda? Wenn sich diese Teufelskreaturen bis hier her verirren würden, wäre die Vorstellung von einem Hokin aus dem kalten Norden auch nicht mehr allzu fern.“ Valdon ließ nachdenklich seinen Blick nach unten streifen, als er anschließend nickend aufsah.
„ Also gut. Lasst mich den Kadaver sehen“, raunte er mit seiner tiefen Stimme.
Die beiden machten sich auf den Weg zu den düsteren Wäldern, während es allmählich immer dunkler wurde und die Sonne sich in den Osten hinter die fernen Gipfel der Tarkaten (Die Gebirgsketten in Südosten Kandors) verzog. Jetzt schien sie noch unterhalb auf die eilenden, zerstreuten Wolkenfetzen im Nordosten des wolkenverhangenen Himmels, die nun wie schwach glühende Steine über die östlichen Gipfel drohten. Über ihnen lag schon ein blauer Schleier und ihr Schein war bald erloschen.
Als Valdon und Liam bei dem Abhang ankamen, den Liam zuvor mit Leichtigkeit überwunden hatte, blieben sie kurz vor der Hangspitze stehen, während Valdon verwirrt nach unten blickte.
„ Ihr wollt doch hier nicht hinunter springen, oder?“, fragte Valdon belustigt, denn er nahm es als einen Scherz, nachdem Liam in die Knie gegangen war und sich für den Abstieg bereit machte.
„ Hinunter steigen, Valdon. Steigen!“ gab Liam erheitert von Valdons Gesichtsausdruck zurück und sprang anschließend vom Rand der Klippe hinab. Valdon sah ihm mit offenem Mund und staunendem Blick hinterher. Liams braunes, langes Haar wehte beim gleitenden Hinabsteigen, bis er für Valdon bald eine kleine Gestalt wurde. Valdon sah kopfschüttelnd auf den Klippenrand und schnaubte: „Der Junge ist doch nicht ganz bei Trost“. Dann sah er sich kurz um und erblickt zu seiner Rechten einen Pfad, den er bereits gekannt hatte und oft hinab gewandert war. Er machte sich auf den Weg und ging anschließend den bewaldeten Steig entlang des Hanges hinab.
Als Liam unten ankam, schritt er wieder langsam in die vor ihm liegende Lichtung hinein und hinter die Sträucher. Die dunkle Blutlache war auf dem schneebedeckten Boden noch gut
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