Akanis: Die Wiedergeburt des dunklen Herrschers (German Edition)
dunkle Kutte trugen, die sie gänzlich verhüllte. Seht! Dort vorne kann man die Schleifspuren erkennen.“ Liam zeigte auf die Spur, wo sie beide das Rot erblickten und anschließend langsam zu der blutverschmierten Stelle schritten.
„ Dort drüben ist die Spur unterbrochen. Dort mussten sie für ein paar Moment gestanden haben. Das erlaube ich mir zu vermuten, weil hier auf den Boden das Blut in großen Mengen zu sehen ist“, sprach Liam mit nachdenklicher Stimme und Falten machten sich auf seiner jungen, rätselnden Stirn breit.
„ Hier fangen andere Spuren an. Sie wurden verwischt“, warf Valdon ein, denn neben den blutigen Schleifspuren, etwas weiter vorne, waren viele große Spuren von Pfoten zu sehen, die noch tiefer in den Wald hinein führten.
„ Das sind sie! Diese Spuren habe ich gesehen, als das Reh noch auf den Boden lag.“, rief Liam. Zu sehen waren wieder die tiefen Abdrücke, die die Größe eines stattlichen Bären hatten, aber vom Aussehen her den Spuren eines Wolfes glichen, doch waren sie jetzt undeutlicher zu erkennen, da sie verwischt wurden.
„ Beim Heiligen Barte Vegars“, stieß Valdon hervor. „Die Spuren sehen wahrlich denen der Hokins gleich.“
„ Sollten wir die Stadtwache alarmieren?“ fragte Liam.
„ Pah! Die Wache schert sich doch einen Dreck um unsere kleine Siedlung und keiner wird uns ernst nehmen.“
„ Was treibt sie hier nach Kandor?“, fragte Liam sich selbst mit leiser Stimme, während Valdon grübelnd auf die Spuren blickte.
„ Ich bin wahrlich ratlos, mein Freund, aber eines vermag ich zu wissen. Wir sollten uns sputen und nicht länger hier verweilen, denn mit deinem Dolch und mit meinem üppigen Umfang werden wir nicht viel gegen diese Bestien ausrichten können. Ihr wisst ja, wie riesig sie sind.“
„ Fürwahr, Valdon. Das weiß ich nur zu gut.“
Liam erinnerte sich zurück, als er so einer Bestie in den Gipfeln von Keltor begegnet war. Sie hätte ihn fast getötet, wenn nicht sein fliegender Begleiter Irix dabei gewesen wäre, um ihn zu beschützen.
„ Also gut. Lasst uns gehen“, entschied sich Liam und sie machten sich rasch auf den Weg zurück ins Dorf.
In der Siedlung angekommen, hatte es zu schneien aufgehört. Liam und Valdon tranken zusammen noch bis zur späten Stunde in Valdons Hütte einen alten Honigwein, nachdem sie die Dorfbewohner gewarnt hatten, die augenblicklich verschiedenste Vorkehrungen getroffen hatten. Nartom, ein starrsinniger alter Mann, nahm sich vor, sein lautes Jagdhorn zu blasen, sollte Gefahr in Verzug sein. Das Sonderbare an der Sache war jedoch, dass Nartom taub war und ihm bis heute niemand verständlich gemacht hatte, dass sein Horn keinen einzigen Laut von sich gab. Viele anderen Bewohner trugen ihre Mist- und Kompostgabeln ins Haus und legten sie neben dem Bett zu Boden. Sie verbrachten die Nacht lieber mit einem nicht ganz so lieblichen Duft und fanden dafür einen halbwegs ruhigen Schlaf, auch wenn es mit dem Gestank nicht leicht fiel, überhaupt einzuschlafen.
„ Sie graben immer noch dort unten in der endlosen Tiefe?“, fragt Liam belustigt Valdon, der bereits mit einem amüsierten Blick auf die Frage gewartet hatte.
„ Ja, mit Schaufel und Hacke. Man wagte es kaum noch zu glauben. Dort sind die Narren immer noch in der Mine und schuften wie besessene Grabschänder.“, gab er grölend zurück und ließ sich dabei nach hinten in seine Stuhllehne fallen, um lauthals zu lachen.
„ Was glauben die törichten Narren zu finden? Das Gold der alten Seemänner?“, brüllte Liam volltrunken unter Gelächter. Valdon fiel fast von seinem Stuhl, als er Liam lachen sah.
„ Kommt. Trinken wir noch einen.“, rief Valdon und schenkte dabei Liams altes Trinkhorn voll, das er fast überall hin mitnahm und stets auf der rechten Seite seines Gürtels gebunden trug.
Der Abend verlief noch lange so, bis in die späte Nacht hinein und als Liam den letzten Tropfen Met getrunken hatte, schwankte er in seine Hütte zurück, die nur ein paar Schritte entfernt von Valdons Haus war. Die beiden hatten kaum noch über den Kadaver oder über riesige Raubtiere gesprochen, nachdem sie volltrunken waren. Stattdessen scherzten sie über andere Bewohner oder über Erzählungen von Geschehnissen aus der Stadt, die momentan ihre Runden machten. Als Liam sein Haus betrat und die Tür verriegelte, torkelte er in das Zimmer, in dem sein Bett stand und versuchte dabei, in der Dunkelheit seinen Schlafplatz zu ertasten. Als er
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