Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen
Küche fiel über etliche Mülltonnen auf dem Autoabstellplatz. Ein Schatten glitt auf den Boden, huschte davon und zog eine Spur von Essensverpackungen über die Einfahrt.
„Waschbären”, erklärte Sarah. „Wenn ich die Deckel nicht festbinde, verstreuen diese Biester den Abfall im ganzen Garten.” Ein zweiter Schatten steckte seinen Kopf aus einem der Eimer und starrte sie mit in der Dunkelheit schimmernden Augen an. Sarah klatschte in die Hände und schrie: „Los, hau ab!” Der Waschbär wich nicht.
„Hast du kein Zuhause, in das du dich verziehen kannst?” Endlich ließ sich der Waschbär zu Boden fallen und trottete zwischen den Bäumen davon. „Mit jedem Jahr werden sie frecher.” Sarah schloss seufzend die Tür, drehte sich um und blinzelte Cathy an. „Also, nimm’s leicht. Wir sind hier nicht in der Großstadt.”
„Erinnere mich daran.” Cathy griff nach einer Scheibe Bananenbrot und bestrich sie mit süßer Butter. „Weißt du, Sarah, ich glaube, Weihnachten mit dir wird viel netter sein, als es jemals mit dem guten Jack war.”
„Ach ja, wenn wir schon von Exehemännern sprechen …” Sarah trat an den Schrank. „Bringen wir uns in die richtige Geisteshaltung. Und dafür reicht Tee nicht aus.” Breit lächelnd winkte sie mit einer Flasche Brandy.
„Sarah, du trinkst doch keinen Alkohol, oder?”
„Der ist nicht für mich.” Sarah stellte die Flasche und ein Weinglas vor Cathy. „Aber du kannst auf jeden Fall einen tüchtigen Schluck gebrauchen. Immerhin war es eine kalte, traumatische Nacht. Und jetzt sitzen wir hier und reden über Truthähne und das männliche Geschlecht.”
„Nur wenn du es so siehst …” Cathy schenkte sich großzügig Brandy ein. „Auf die Truthähne dieser Welt!” erklärte sie und nahm einen Schluck. Er ging ihr gut hinunter.
„Wie geht es dem guten Jack?” fragte Sarah.
„Genau wie immer.”
„Blondinen?”
„Er ist zu Brünetten übergewechselt.”
„Hat er nur ein Jahr gebraucht, um den Weltvorrat an Blondinen durchzugehen?”
Cathy zuckte die Schultern. „Vielleicht hat er ein paar ausgelassen.”
Daraufhin lachten sie beide unbekümmert, ein Zeichen, dass ihre Wunden heilten und Männer zu Wesen wurden, über die man ohne Schmerz, ohne Kummer sprechen konnte.
Cathy betrachtete ihr Brandyglas. „Glaubst du, dass es auf der Welt noch irgendwelche guten Männer gibt? Ich meine, sollte nicht wenigstens ein einziger noch irgendwo herumlaufen? Vielleicht eine Mutation oder so etwas? Ein einzelner anständiger Kerl?”
„Sicher. Irgendwo in Sibirien. Aber der ist schon hundertzwanzig Jahre alt.”
„Ich hatte immer schon eine Vorliebe für ältere Männer.”
Sie lachten wieder, aber diesmal klang es nicht mehr so unbeschwert. So viele Jahre waren vergangen seit ihrer gemeinsamen Collegezeit, in der sie nie daran gezweifelt hatten, dass es auf der Welt nur so von Märchenprinzen wimmelte.
Cathy leerte ihr Glas und stellte es ab. „Was bin ich doch für eine lausige Freundin. Ich halte eine schwangere Lady die ganze Nacht wach! Wie spät ist es überhaupt?”
„Erst halb drei.”
„Oh, Sarah! Geh ins Bett!” Cathy trat an die Spüle und befeuchtete eine Hand voll Haushaltstücher.
„Und was machst du?” fragte Sarah.
„Ich möchte nur den Wagen sauber machen. Ich habe nicht das ganze Blut von dem Sitz bekommen.”
„Das habe ich schon gemacht.”
„Was? Wann?”
„Während du gebadet hast.”
„Sarah, du Dummkopf!”
„Hey, ich hatte keine Fehlgeburt. Oh, das hätte ich fast vergessen.” Sarah deutete auf einen kleinen Filmbehälter auf der Theke.
„Das habe ich auf dem Boden deines Wagens gefunden.”
Cathy schüttelte seufzend den Kopf. „Der gehört Hickey.”
„Hickey! Na, das ist vielleicht eine Verschwendung an Mann!”
„Er ist auch ein guter Freund von mir.”
„Das ist auch alles, was Hickey leider jemals für eine Frau sein wird. Ein Freund! Was ist denn auf dieser Filmrolle? Nackte Frauen, wie üblich?”
„Ich will es nicht einmal wissen. Als ich ihn am Flughafen absetzte, gab er mir ein halbes Dutzend Filme und sagte, er würde sie abholen, wenn er zurückkommt. Vermutlich wollte er sie nicht nach Nairobi mitschleppen.”
„Ist er dorthin geflogen? Nairobi?”
„Er macht ,Tolle Frauen Afrikas’ oder so etwas in der Art.” Cathy schob den Filmbehälter in die Tasche ihres Bademantels. „Der muss aus dem Handschuhfach gefallen sein. Himmel, hoffentlich ist das Zeug keine
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