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Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen

Titel: Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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einem Kind sehnte, aber irgendwann würde die Zeit ihr diese Chance entreißen. Cathy war zu sehr eine Romantikerin, um zu erkennen, dass sie vielleicht nie den richtigen Mann und die richtigen Umstände antreffen würde.
    Hatte Cathy nicht zehn lange Jahre gebraucht, um endlich zu erkennen, dass ihre Ehe ein erbärmlicher Fehlschlag war?
    Dabei hatte Cathy sich wirklich bemüht und eine gewaltige Blindheit für Jacks Fehler entwickelt, vorwiegend für seine Selbstsucht. Es war überraschend, wie eine so kluge, so intuitive Frau die Dinge so lange schleifen lassen konnte, wie sie das getan hatte. Aber so war Cathy. Selbst mit siebenunddreißig war sie offen und vertrauensvoll und loyal bis zur Idiotie. Das Knirschen von Kies in der Einfahrt erregte Sarahs Aufmerksamkeit. Sie lag völlig still und lauschte und hörte einen Moment nur das vertraute Knarren der alten Bäume und das Rascheln der Zweige an dem Dach. Und dann kam es wieder. Steinchen rollten über die Straße, Metall quietschte leise. Wieder diese Waschbären! Wenn sie die Biester jetzt nicht verscheuchte, würden sie überall in der Einfahrt Müll verstreuen.
    Seufzend setzte sie sich auf und fischte in der Dunkelheit nach ihren Pantoffeln. Leise ging sie aus ihrem Schlafzimmer, den Korridor entlang und in die Küche. Ihre Augen fanden die Nacht zu angenehm. Sie wollte ihnen kein Licht zumuten. Anstatt die Lampe am Autoabstellplatz einzuschalten, nahm sie die Taschenlampe von ihrem Platz auf dem Bord in der Küche und schloss die Tür auf.
    Das Mondlicht schimmerte schwach durch die Wolken. Sarah richtete die Taschenlampe auf die Mülleimer, doch der Strahl traf auf keine Waschbärenaugen, auf keinen verräterisch verstreuten Müll, nur auf rostfreien Stahl. Verwirrt ging sie über den Abstellplatz und blieb neben dem Ford stehen, den Cathy in der Einfahrt geparkt hatte.
    Erst jetzt bemerkte sie das Licht, das schwach in dem Wagen schimmerte. Das Handschuhfach stand offen. Ihr erster Gedanke war, dass es sich von selbst geöffnet habe oder dass sie oder Cathy vergessen hatten, es zu schließen. Dann entdeckte sie die Straßenkarten, die auf dem Vordersitz verstreut lagen.
    Angst umkrallte sie plötzlich. Sie wich zurück, aber das Entsetzen machte ihre Beine langsam und steif, während sie spürte, dass jemand in der Nähe lauerte, in der Dunkelheit wartete. Sie fühlte seine Gegenwart wie einen eisigen Lufthauch in der Nacht.
    Als sie herumwirbelte, beschrieb der Strahl ihrer Taschenlampe einen wilden Bogen und erstarrte auf dem Gesicht eines Mannes. Die Augen, die ihr entgegenstarrten, waren so glatt und schwarz wie Kieselsteine. Sie nahm kaum den Rest seines Gesichts wahr: die Adlernase, die dünnen, blutleeren Lippen. Sie sah nur seine Augen. Es waren die Augen eines Mannes ohne Seele.
    „Hallo, Catherine”, wisperte er, und sie hörte in seiner Stimme den Gruß des Todes.
    Bitte! wollte sie schreien, als er ihre Haare nach hinten riss und ihren Hals freilegte. Lass mich leben!
    Doch sie brachte keinen Laut hervor. Die Worte blieben zusammen mit seiner Messerklinge in ihrer Kehle stecken.
    Cathy erwachte von Vogelgezwitscher. Es war ein gänzlich anderes Geräusch als das morgendliche Dröhnen von Bussen und Autos, an das sie gewöhnt war.
    Sie warf einen Blick auf die Uhr auf ihrem Nachttisch. Schon halb zehn! Zögernd kletterte sie aus ihrem Bett und schlüpfte in einen Sweater und in Jeans. Erst danach fiel Cathy die Stille im Haus auf, eine Stille, die jeden ihrer Herzschläge, jeden ihrer Atemzüge verstärkte.
    Cathy verließ ihr Zimmer, stieg die Treppe hinunter und fand sich in dem leeren Wohnzimmer wieder. Asche häufte sich in dem Kamin. Eine Silbergirlande hing vom Weihnachtsbaum. Ein Pappengel mit glitzernden Flügeln blinkte auf dem Kaminsims. Cathy folgte dem Korridor zu Sarahs Zimmer und runzelte bei dem zerwühlten Bett und der beiseite geschleuderten Decke die Stirn. „Sarah?”
    Ihre Stimme wurde von der Stille verschluckt. Wie konnte ein Landhaus so riesig wirken? Sie durchquerte den Wohnraum und ging in die Küche. Die Teetassen vom Vorabend standen noch in der Spüle. Auf dem Fensterbrett zitterte ein Asparagus in dem Luftzug von der offenen Tür.
    Cathy trat auf den Autoabstellplatz hinaus, auf dem Sarahs alter Dodge parkte. „Sarah?” rief sie.
    Etwas strich über das Dach. Erschrocken blickte Cathy hoch und lächelte, als sie einen Eichelhäher entdeckte.
    Sie wollte schon zurück zum Haus, als ihr Blick an einem Fleck auf

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