Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Al Wheeler und das unheimliche Haus

Al Wheeler und das unheimliche Haus

Titel: Al Wheeler und das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
Einrichtung war
überwältigend geschmacklos, alles war überladen und mit grellbuntem Chintz überzogen.
Als erstes fiel eine riesige, völlig aus angelaufenem Chrom bestehende Bar ins
Auge, hinter der ein massiver, gelb-schimmernder Spiegel angebracht war.
    »Du heiliger Strohsack«, sagte
ich ebenso verblüfft wie ungläubig. »Wenn das meine Frau sähe.«
    »Direkt wie in der Prohibition,
Lieutnant, nicht?« sagte Polnik und betrachtete mich dann mißtrauisch. »Sie
haben mir noch nie erzählt, daß Sie verheiratet sind, Lieutnant.«
    »Ich rede nicht gern darüber«,
sagte ich mit bittersüßer Stimme. »Wir fuhren nach Alaska auf die
Hochzeitsreise, und sie starb plötzlich am vierten Tag.«
    »Das ist wirklich scheußlich,
Lieutnant«, sagte Polnik mitfühlend. »Sie hatte wohl irgendein Leiden, wie?«
    »Hitzschlag«, murmelte ich.
    Seine Augen quollen hervor. »In
Alaska?«
    »Ich habe es ihr ja gesagt, ich
habe die ganze Zeit über auf sie eingeredet, aber sie wollte nicht hören.« Ich
schüttelte betrübt den Kopf. »Nerzpyjamas sind ausschließlich was für Mädchen,
die allein schlafen, habe ich ihr gesagt, aber nein! Sie wollte einfach nicht
hören.«
    Der Sergeant wich mit seinen
hervorquellenden Augen vor mir zurück, bis sich seine Ferse in einer Faser des
von einem kurzsichtigen Menschenfeind gewebten Teppichs verfing und er
plötzlich mit einem verblüfften Aufschrei hinter einer riesenhaften Couch
verschwand. Ich wartete geduldig, und nach etwa fünf Sekunden tauchte sein Kopf
hinter der Couch auf, und irgendwie hatte ich den Eindruck, als ob seine Augen
noch schlimmer hervorquellen würden.
    »Lieutnant«, krächzte er, »ich
hab’ ihn!«
    »Den Hitzschlag?« fragte ich.
    »Er liegt hier auf dem Boden«,
brachte er mühsam heraus. »Den Leichnam, meine ich.«
    Ich ging hinter die Couch,
während Polnik hochkrabbelte, und stellte fest, daß es sich nicht um einen Witz
gehandelt hatte. Die Leiche lag, das Gesicht nach unten, auf dem Teppich, und
offensichtlich war sie weiblichen Geschlechts. Langes samtschwarzes Haar lag
wie ein Tuch über ihren Schultern, und ein hautenges scharlachrotes Trikot
betonte die Schmalheit ihrer Taille und die stolze Rundung ihrer Hüften. Ihre
eleganten Beine waren auf groteske Weise völlig im rechten Winkel gespreizt, so
daß sie förmlich ein T bildeten.
    »Himmel!« sagte Polnik mit
tiefer Empfindung. »Was für ein Jammer um das Frauenzimmer. Der Kerl muß doch
verrückt gewesen sein, der ihr beide Beine gebrochen hat, Lieutnant. Was?«
    »Sind sie überhaupt gebrochen?«
fragte ich zweifelnd.
    Er beugte sich nieder, ergriff
den nächstliegenden Knöchel und prallte dann zurück. »He!« Seine Stimme war
reines Falsett. »Er hat sich bewegt, Lieutnant, direkt in meiner Hand!«
    Der Knöchel bewegte sich weiter
und der Rest des Beines mit ihm. Es beschrieb einen anmutigen Bogen um neunzig
Grad, bis er in einer Linie mit dem Rumpf lag. Gleich darauf gesellte sich das
andere Bein zu ihm, dann rollte die Leiche auf den Rücken, und zwei glitzernde,
schlehenfarbene Augen betrachteten uns abweisend.
    »Es kommt noch soweit, daß man
nicht mal hier in Ruhe trainieren kann, ohne daß man durch ein paar sabbernde
Lüstlinge gestört wird«, bemerkte die Verstorbene verächtlich mit angenehm
heiserer Stimme.
    »He!« Polniks Stimme sank
wieder um drei Oktaven tiefer. »Sie ist gar nicht tot, Lieutnant.«
    Die dunkelhaarige Nicht-Leiche
setzte sich langsam auf, und das straff anliegende Trikot ließ keinen Zweifel
darüber, daß die stolze Rundung ihres Busens in keiner Weise der Rundung, auf
der sie im Augenblick saß, nachstand.
    »Wer zum Kuckuck sind Sie
eigentlich?« fragte sie ohne wirkliches Interesse.
    »Ich bin Lieutnant Wheeler vom
Büro des Sheriffs«, sagte ich. »Und das hier ist Sergeant Polnik. Und wer sind
Sie?«
    »Celeste Campbell«, sagte sie
mit klingender Stimme und schloß erwartungsvoll die Augen.
    Ich starrte verständnislos den
Sergeant an, und er starrte verständnislos — wie sollte er auch sonst starren —
zu mir zurück. Nachdem etwa zehn lange Sekunden verstrichen waren, öffnete
Celeste Campbell wieder ihre Schlehenaugen und starrte mich mordlustig an.
    »Haben Sie noch nie von Celeste
Campbell gehört?« Sie zuckte ausdrucksvoll die Schultern. »Na ja, Zivilisten !«
    »Ah«, sagte ich lebhaft.
»Kabarett?«
    Sie beugte sich kurz vor,
ergriff mit einer Hand ihren rechten Knöchel, hob ihn mit Leichtigkeit über
ihren Kopf, legte die

Weitere Kostenlose Bücher