Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Al Wheeler und das unheimliche Haus

Al Wheeler und das unheimliche Haus

Titel: Al Wheeler und das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
mich nicht wundernehmen, wenn man Sie dafür
verantwortlich machte«, knurrte ich ihn an. »Wo waren Sie ab zehn Uhr heute
abend?«
    »In meinem Zimmer«, sagte er
mürrisch. »Ganz allein.«
    »Wie steht’s mit Ihnen?« fragte
ich den Zauberkünstler.
    Sebastian blickte mich
verträumt an. »Ich, Sir? Nun, wie immer im Keller — beim Scharfschießen.«
    »Sie haben nicht vielleicht
zufällig auch in der Garage einen Schießstand?«
    »Sie scherzen, Sir!« Er nahm
ein seidenes Taschentuch aus seiner Brusttasche und schüttelte es zweimal vor
sich aus. »Wissen Sie, Sir, wenn ich jemanden loswerden möchte, lasse ich ihn
einfach verschwinden...« Er schüttelte das Taschentuch ein drittes Mal, und es
verschwand. »So!«
    »Ich war weg«, sagte Antonia
die Große, und ihr dröhnender Baß nahm meine Frage vorweg. »Ich bin in den
Bäumen spazierengegangen.«
    »Was?« polterte Polnik. »Sie
meint wohl unter den Bäumen?«
    »Bloß keine Fragen«, sagte ich
verzweifelt.
    »Ich gehe in den Bäumen
spazieren«, beharrte Antonia, ausschließlich an den Sergeanten gewandt. »Die
Äste hinauf und hinunter, mich von einem zum anderen schwingend. Das ist ein
gutes Training.« Sie starrte ihn ein paar Sekunden lang schweigend an, und dann
glomm ein seltsamer Schimmer in ihren Augen auf. »Eines Nachts mußt du mit mir
kommen, mein Klößchen«, flüsterte sie, und es klang wie das Landungsmanöver
eines Düsenflugzeugs. »Dann können wir zusammen in den Bäumen spazierengehen.«
    »Was?« In Polniks Augen
blitzten Alarmsignale auf, während er vor ihr zurückwich.
    Antonia holte ihn mit einem
gewaltigen Schritt ein. »Sei nicht so schüchtern, mein Klößchen«, sagte sie mit
raubtierhaftem Lächeln. »Du bist genau wie ich, das weiß ich — primitiv —
nichts als Muskeln!« Sie gab ihm einen spielerischen Stoß gegen die Brust, und
er kippte kielüber auf den Teppich.
    »Wie wär’s, wenn wir die
neckischen Spielchen auf später verschieben würden?« fuhr ich sie an. »Es ist
mir äußerst zuwider, Sie alle mit so was Trivialem wie einen Mord belästigen zu
müssen, aber dafür werde ich nun mal bezahlt.«
    Celeste Campbell krabbelte
sozusagen an ihren eigenen Beinen empor, bis sie kopfunter auf dem Stuhl
kniete. Dann drehte sie sich um und setzte sich. »Ich war den ganzen Abend über
hier, Lieutnant«, sagte sie.
    »Und haben trainiert«, krächzte
ich.
    »Stimmt.« Sie lächelte mir
verschmitzt zu. »Eines Abends werden wir zusammen trainieren, Lieutnant. Sie
sind genauso wie ich, das weiß ich—nichts als Gummi.«
    In diesem Augenblick wurde mir
klar, daß ich mich entscheiden mußte, entweder hierzubleiben und verrückt zu
werden oder auf dem schnellsten Weg abzuhauen. Ein Blick auf Polnik reichte, um
mir die Entscheidung zu erleichtern. Antonia hatte ihn sanft aufgehoben und
hielt ihn jetzt fest in ihren Armen, um ihn sanft an ihrem massiven Busen zu
wiegen, während seine Füße hilflos dreißig Zentimeter über dem Boden
strampelten.
    »Bitte, stellen Sie meinen
Sergeanten wieder hin«, sagte ich mit zitternder Stimme. »Er ist der einzige,
der mir zur Verfügung steht.«
    »Ei, ei, mein Klößchen«,
stimmte Antonia mit wilder Zärtlichkeit, ohne im geringsten auf meine Bitten zu
achten. »Halt dich nur fest, und ich drück’ dich ein bißchen an mich, bis das
Wehweh vergangen ist.«
    »Nein!« schrie Polnik,
»nicht...« Dann entwich alle Luft seinen Lungen, und ich wandte mich ab, ehe
seine Rippen zu krachen begannen.
    »Ich komme später wieder«,
sagte ich, an die Allgemeinheit gewandt. »Jedenfalls beabsichtige ich es.«
    Dann verließ ich, bevor die
Anwesenden etwas einwenden konnten, schnell den Raum und hielt nicht an, bevor
ich die Veranda wieder erreicht hatte. Die kühle Nachtluft trocknete meine
Stirn, und der mondbeschienene Himmel hatte etwas beruhigend Normales an sich.
Ich zündete mir eine Zigarette an und begann, mich eben besser zu fühlen, als ich
hinter mir leichte Schritte hörte, die mich glattweg zu einem zehn Zentimeter
hohen Luftsprung veranlaßten.
    »Tut mir leid, wenn ich Sie
erschreckt habe, Lieutnant«, sagte Pop Livvy leise. »Aber mir ist gerade etwas
vielleicht Wichtiges eingefallen.«
    »Was denn?« fragte ich nervös.
    »Es ist wegen des Hauses«,
sagte er. »Der frühere Besitzer wollte es wieder zurückkaufen, aber ich
weigerte mich.«
    »Sie meinen damit den Burschen,
der den Motor aus dem Wagen genommen hat, damit nie mehr jemand damit fahren
kann? Ich dachte, der sei

Weitere Kostenlose Bücher