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Al Wheeler und die gespenstige Lady

Al Wheeler und die gespenstige Lady

Titel: Al Wheeler und die gespenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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würde sich prächtig zum Empfangssalon eines
Bestattungsinstituts eignen, vor allem, wenn man noch einen ausgestopften
Papagei auf das Kaminsims gestellt hätte. Justine setzte sich in einen der Schaukelstühle und wartete mit im
Schoß gefalteten Händen geduldig darauf, daß ich mein Gespräch beenden würde.
    Ich hielt mich Lavers gegenüber streng an die Tatsachen, ohne die übrigen
fragwürdigen Dinge zu erwähnen; denn ich überlegte, daß wir uns ohnehin bereits
mit genügend Problemen zu befassen hatten. Lavers versprach, sofort einen Doktor und den Leichenwagen herauszuschicken, und
fragte mich, ob er sich Parkers Jungens vom Labor ausleihen sollte. Ich sagte,
das sei eine gute Idee, und wenn er schon dabei wäre, könnte er auch gleich
Sergeant Polnik mitschicken. Und wenn er außerdem
noch etwas von dem Apfelschnaps übrig habe, ich könnte leicht zwei Krüge davon
vertragen. Diesmal hängte ich auf, während er noch in seinen Bart brummte.
    Während ich dem dunkelhaarigen
Mädchen im Schaukelstuhl gegenübersaß, wurde mir plötzlich bewußt, daß ihr
weißer Morgenrock aus sehr dünner Seide angefertigt worden war und sich eng um
die üppigen Rundungen ihrer Brust und ihrer vollen Schenkel legte. Ich hatte
sie wegen ihres Auftritts mit der Öllampe und allem Drum und Dran für eine Art
Verrückte gehalten und wurde mir nun beinahe mit Unbehagen bewußt, daß es sich
bei ihr um eine schöne und äußerst begehrenswerte Frau handelte. Vielleicht
spürte sie diesen Wandel in meiner Einstellung — denn in ihre dunklen Augen
trat ein herausfordernder Blick.
    »Die Geschichte beginnt mit
meinem Urgroßvater, Nigel Harvey«, sagte sie mit ihrer tiefen, klangvollen Stimme.
»Er war ein englischer Gutsbesitzer und hatte einen Sohn und eine Tochter —
Arthur und Delia. Seine Frau war bei der Geburt des Mädchens gestorben. Sie
lebten alle drei auf Nigels Besitztum in der Nähe eines kleinen Dorfes in
Westengland. An Delias neunzehntem Geburtstag erklärte er ihr, er habe ihr
einen passenden Ehemann in Gestalt des Sohnes eines benachbarten Landbesitzers
ausgesucht.
    Das paßte Delia durchaus nicht — sie hatte eine leidenschaftliche Affäre mit einem der
Zigeuner, die am anderen Ende des Dorfes kampierten. Sie waren nicht allzu
diskret gewesen, und die Leute im Dorf redeten bereits darüber. Sie flehte
ihren Vater an und stritt sich mit ihm herum, aber Nigel war unerbittlich. Das
Aufgebot wurde bestellt und die Hochzeit auf den zehnten Mai festgesetzt .«
    »Das rührt mich zu Tränen«,
sagte ich kurz. »Können wir nicht die Herz-und-Schmerz-Dekorationen beiseite lassen und zum Kern der Sache kommen ?«
    »Wir können«, sagte Justine leichthin. »Zehn Tage vor der Hochzeit wurde der Bräutigam
tot im Wald in der Nähe von Nigels Besitztum aufgefunden. Seine Gurgel war von
irgendeiner wilden Bestie herausgerissen worden. Ein Holzfäller schwor, er habe
einen riesigen grauen Wolf, kurz nachdem es geschehen war, durch die Bäume
traben sehen. Eines der Dorfmädchen, das sich mit dem Sohn des Schmieds im Wald
herumgetrieben hatte, schwor, sie habe Delia mit noch feuchten Blutflecken vorn
an ihrem Kleid zum Haus zurückrennen sehen. Der Klatsch überschwemmte das Dorf
wie eine Hochflut, und die Leute bezeichneten Delia gehässig als Hexe.
    Binnen einiger Wochen kam Nigel
Harvey dahinter, daß unter den Dorfbewohnern der Plan geschmiedet worden war,
Delia aus dem Haus zu entführen und als Hexe zu verbrennen. In der Zwischenzeit
hatten sich alle geweigert, sein Land zu bebauen, seine Freunde mieden ihn — er
sah seinem baldigen gesellschaftlichen und finanziellen Ruin entgegen. So
beschloß er, wegzuziehen, solange es noch möglich war, und seine Kinder an
irgendeinen entfernten Ort zu bringen, wo seine Tochter nur unter ihrem
rechtmäßigen Namen bekannt sein würde, denn die Dorfbewohner nannten sie
heimlich nur noch die >Graue Dame<.
    Delia wollte nicht weg. Sie
beschwor ihren Vater und drohte, daß sie, falls er sie von ihrem Geliebten, dem
Zigeuner, trennen würde, innerhalb eines Jahres stürbe. Ihr Vater kümmerte sich
nicht darum. Er verkaufte seinen Besitz und zog mit seinen beiden Kindern nach
Kalifornien. Er baute absichtlich dieses Haus hier draußen in der Wildnis und
mied jeden Kontakt mit der Außenwelt. Vom ersten Tag ihres Einzugs an begann
Delia zu kränkeln und blieb in ihrem Zimmer.
    Sie prophezeite, sie würde am
Jahrestag des Todes ihres Bräutigams, dem dreißigsten April, sterben. Am

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