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Al Wheeler und die gespenstige Lady

Al Wheeler und die gespenstige Lady

Titel: Al Wheeler und die gespenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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zu lesen; aber ich
hatte die ganze Zeit über ein schreckliches Gefühl, daß etwas Unausweichliches
geschehen würde. Dann, um Mitternacht, hörte ich diesen gräßlichen Schrei, gefolgt von einem dumpfen Fall. Ich stürzte aus meinem Zimmer und stieß
auf Martha, die gegen die Tür hämmerte und immer wieder Henrys Namen schrie.
Während ich sie zu beruhigen suchte, erschienen die Männer. George Farrow half
mir, Martha in ihr Zimmer zu bringen, und wir gaben ihr ein starkes
Beruhigungsmittel. Ich blieb bei ihr, bis sie einschlief, während George hier
herunter kam, um die Polizei anzurufen .«
    »Wann gingen die Lichter aus ?«
    »Kurz nachdem der Sturm anfing,
gegen zehn Uhr, glaube ich. Es passiert meistens, wenn wir ein Gewitter haben.
Die elektrischen Leitungen auf der anderen Seite des Tales werden immer vom
Blitz getroffen .«
    »Und nachdem Farrow im Büro des
Sheriffs angerufen hatte — saßen sie alle im Eßzimmer herum und warteten ?«
    »Ich glaube schon«, sagte Justine . »Jedenfalls saßen die drei Männer alle dort, als
ich hinunterkam, und wir blieben im Eßzimmer , bis Sie
eintrafen .«
    »Glauben sie ebenso wie Sie, daß
die Graue Dame Slocombe umgebracht hat ?«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie
kalt. Ihre Augen blitzten für eine Sekunde auf. »Warum fragen Sie sie nicht
selbst, Lieutenant ?«
    »Das ist vermutlich ein guter
Gedanke«, sagte ich, ohne allzu wilde Begeisterung,
    Im Augenblick, als ich
aufstand, flog die Tür heftig auf, und ein Mädchen taumelte ins Zimmer. Sie war
jünger als Justine , aber die Familienähnlichkeit war
unverkennbar. Ihr Haar war von demselben glänzenden Schwarz, aber kurz
geschnitten, so daß es auf attraktive Weise ihr elfenhaftes Gesicht umrahmte.
Sie war kleiner und zierlicher als Justine , aber das
knielange Nachthemd aus lavendelfarbenem Nylon ließ
erkennen, daß sie, im richtigen Verhältnis, über dieselben üppigen Rundungen
verfügte wie ihre Schwester.
    Sie faßte haltsuchend nach dem
Rand des Tisches und atmete schwer, während sie in Justines überraschtes Gesicht starrte.
    »Martha, mein Liebes «, sagte ihre ältere Schwester zärtlich, »du hättest
nicht aufstehen...«
    »Er ist tot !« knurrte Martha Harvey mit einer leisen Stimme, die in ihrer nackten Wildheit
fast etwas Erschreckendes hatte. »Du hast ihn umgebracht — du dreckiges Luder !«
    Ihre Augen wurden ausdruckslos,
während sich ihre schweren Lider langsam über ihnen schlossen; dann ließen ihre
Hände den Tisch los, und sie schwankte beängstigend nach der einen Seite hin.
Ich machte eine schnelle Bewegung, fing sie auf, bevor sie fallen konnte, und
hielt ihren schlaffen Körper ungeschickt in meinen Annen fest.
    »Arme Martha!« Justines Stimme klang jetzt wesentlich schärfer und
wesentlich weniger zärtlich. »Ich verstehe nicht, wieso sie trotz des
Beruhigungsmittels so schnell wieder aufgewacht ist — wenn sie überhaupt wach
war? Sie wußte offensichtlich gar nicht, was sie tat oder sagte !«
    Ich ließ das Mädchen vorsichtig
in den nächsten Sessel gleiten und trat zurück. Ihr Kopf war auf die eine Seite
gesunken, und sie atmete schwer mit weit geöffnetem Mund. Der Saum ihres
Nachthemds war halb über ihre Oberschenkel hinaufgerutscht, und sie sah aus wie
das Endresultat einer Fünf-Tage-Orgie.
    »Warum gehen Sie nicht ins Eßzimmer hinüber, Lieutenant ?« schlug Justine energisch vor.
    Ich lauschte ein paar Sekunden
lang auf das schwere Atmen. »Es muß ein verteufeltes Beruhigungsmittel gewesen
sein, das Sie ihr da gegeben haben .«
    »Wir haben ihr eine starke
Dosis verabreicht, weil wir nichts anderes tun konnten«, fuhr mich Justine an. »Sie war hysterisch, halb von Sinnen .«
    »Und hat alle möglichen wilden
Dinge von sich gegeben«, sagte ich beiläufig. »Ebenso wie jetzt gerade?«
    »Ich erinnere mich wirklich
nicht«, sagte sie schroff. »Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen,
Lieutenant, ich muß mich um meine Schwester kümmern. Sie wäre sicher sehr
peinlich berührt, wenn sie wüßte, daß ein fremder Mann dauernd zu ihr
hinüberschielt, während sie in ihrem Nachthemd daliegt .«
    Ich war bereits an der Tür, als
ich mich noch einmal zu ihr umdrehte. »Wissen Sie was, Justine «,
sagte ich in bewunderndem Ton, »wenn Sie Ihre scharfen Krallen zeigen, sind Sie
wirklich eine Wucht .«
    »Machen Sie, daß Sie
hinauskommen, Sie billiges Mistvieh «, sagte sie
gelassen.

DRITTES KAPITEL
     
    I ch lehnte mich mit der Schulter
gegen den Türrahmen

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