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Al Wheeler und die Malerin

Al Wheeler und die Malerin

Titel: Al Wheeler und die Malerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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die Tür von Appartement vier A war keinesweg fest verschlossen. Ein Stoß, und sie schwang weit auf.
    »Wollen Sie zuerst hineingehen,
Sergeant ?« fragte ich ihn mit gütiger Stimme. »Für den
Fall, daß sich der Mörder noch irgendwo in der Wohnung befindet?«
    »Ich habe noch nie zuvor eine
wirkliche lebende Künstlerin kennengelernt«, sagte Polnik beglückt. »Sie sind noch besser, als ich gedacht habe. Was für ein
Frauenzimmer! Läuft die ganze Zeit in ihrem Nachthemd und sonst nichts auf
ihrem Hintern herum .«
    »Wollen Sie damit sagen, daß
Sie nachgesehen haben ?« knurrte ich.
    »Ich hätte es getan, aber sie
hat mir keine Gelegenheit gegeben«, sagte er mit der rauhen Einfachheit, die die Hälfte seines Charmes ausmachte. »Ich habe die ganze Zeit
über gehofft, sie würde was fallen lassen, aber sie hat es nicht getan .«
    Ich legte meine Handfläche
zwischen seine Schulterblätter, gab ihm einen kräftigen Schubs, folgte ihm dann
in das Appartement und schloß die Tür hinter mir. Die Lichter brannten noch,
und ich stellte fest, daß es sich in der Anlage um ein genaues Gegenstück von
Bella Bertrands Atelier handelte. Aber abgesehen davon, war jede weitere
Ähnlichkeit rein zufällig. Hardacres Wohnzimmer war
mit üppigen Teppichen und Wandbehängen im Stil jener japanisch beeinflußten Einfachheit ausgestattet, die man sich nur mit
viel Geld leisten kann.
    Polniks durch meinen Schubs veranlaßte
Triebkraft kam zum Erlahmen, und er blieb plötzlich vor einem niedrigen
Teakholztisch stehen. Ohne sich zu rühren, blieb er etwa fünf Minuten stehen
und drehte dann langsam den Kopf in meine Richtung.
    »Lieutenant?« Der beglückte
Ausdruck war aus seinen Augen verschwunden. »Er ist hier, hinter der Couch .«
    Ich trat neben ihn und sah den
Toten hinter der Couch ausgestreckt liegen, wie Polnik gesagt hatte. Als »Schweinerei« hatte Bella Bertrand das Ganze bezeichnet; und
sie hatte entschieden eine Begabung, sich milde auszudrücken. Jemand hatte
Gilbert Hardacre in die Brust gestochen und danach immer
weiter zugestoßen, und zwar lange Zeit, wie mir schien. Nirgendwo war eine
Waffe zu sehen — was ohne Zweifel auf einen kleinlichen Sparsamkeitstrieb des
Mörders hinwies.
    Jeder andere Anblick mußte
demgegenüber einen Fortschritt darstellen. Ich wandte den Blick ab und sah am
anderen Ende des Raums eine Staffelei mit einer Leinwand darauf — das einzig
erkennbare Zeichen, daß Hardacre in der Tat Maler
gewesen war. Polnik folgte mir, als ich um die Couch
herumging und an die Staffelei herantrat. Hardacre war ein guter Maler gewesen, dachte ich, während ich die Leinwand betrachtete.
Es war das vollendete Bild einer nackten Frau — eine Rückenansicht vom Hals bis
zu den Knien — , und es war von einer lebendig
glühenden, sinnlichen Vitalität. Vielleicht war sein Mörder einer dieser allzu
schwer zufriedenzustellenden Kritiker gewesen — diagonal über die Leinwand
liefen zwei Striche, die mit nun fast trockenem Blut gezogen worden waren. Der
naheliegende Gedanke war der, daß es sich dabei um Hardacres Blut handelte.
    » Jeeses !« brummte Polnik . »Der Bursche
konnte malen, was, Lieutenant ?«
    »Allerdings«, bestätigte ich.
»Was meinen Sie, ist das Modell blond oder dunkelhaarig ?«
    »Ich weiß nicht .« Er schielte kurz und in wütender Konzentration auf das
Bild. »Was sie auch ist, eins ist gewiß sicher, Lieutenant — die Dame ist zu
haben .«
    »Mehr als das«, bestätigte ich.
»Rufen Sie am besten einmal den Sheriff an, damit er Doc Murphy herausschickt.
Vielleicht kann er sich auch zwei Jungens aus dem Polizeilabor ausborgen .«
    Eine alarmierende Menge von
Falten erschien auf seiner fliehenden Stirn; und eine Sekunde lang überlegte
ich, was, zum Teufel, denn nun passiert sei; dann wurde mir klar, daß dies sein
Ausdruck von Trauer war.
    »Gehen Sie wieder zurück, um
mit der Puppe im Nachthemd zu sprechen, Lieutenant ?« fragte er sehnsuchtsvoll.
    »Stimmt auffallend«, sagte ich.
»Natürlich ausschließlich dienstlich.«
    »Hm .« Er seufzte, und es klang wie eine heranrollende Lawine. »Glauben Sie, daß sie
vielleicht für die Malerei hier Modell gestanden hat ?«
    »Ich glaube, das ist eine gute
Frage, und ich werde mich danach erkundigen«, sagte ich. »Lassen Sie mich
wissen, wenn der Doc und die anderen hier sind .«
    »Jawohl, Lieutenant.« Er
betrachtete mich düster. »Wissen Sie was? Manchmal glaube ich, Sie und meine
Alte arbeiten Hand in Hand .«
    Die

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