Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Al Wheeler und die Malerin

Al Wheeler und die Malerin

Titel: Al Wheeler und die Malerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
schreibt und bei seinen eigenen
menschlichen Tragödien Regie führt, Tragödien voller Essenz des Lebens und des
Todes, voller Liebe und Haß, Krankheit und Verzweiflung .« Ich blickte zu ihrem bleichen Gesicht auf und lachte. »Und Sie versuchen noch
immer, das innerste Wesen einer Orchidee zu erfassen ?«
    »Al«, sagte sie nervös, »was
ist in Sie gefahren? Ich habe Sie noch nie so erlebt !«
    »Der Tod ist heute nacht in mich gefahren, Bella, meine Süße«, sagte
ich. »Vielleicht schreibe ich nun ein Buch über einen Sumpf — oder vielleicht
bleibe ich auch einfach hier sitzen und verwandle mich statt dessen in einen
verwesenden, stinkenden, gelben Klumpen .«
    Ich zog ein letztes Mal an
meiner Zigarette, ließ dann den Stummel auf den Boden fallen und zermahlte ihn
langsam unter meinem Absatz. »Ich möchte mit dem Prinzen aus dem Traumreich
sprechen«, sagte ich laut. »Komm heraus, komm heraus, wo immer du sein magst !«
    Ich wartete eine kleine Weile
erwartungsvoll, aber nichts ereignete sich. »Versteckt er sich irgendwo ?« fragte ich Bella. »Haben Sie seine Brille zerbrochen und
ihn im Klosett eingesperrt ?«
    »Oh!« In ihren Augen dämmerte
Begreifen auf. »Sie meinen Lammie ?«
    »Ich meine den Wurm«, sagte
ich. »Ein Wurm wie auch immer... Beinahe hätte ich vergessen, Sie zu fragen,
Süße. Hat er auch heute abend Ihre Schere ausgeborgt ?«
    »Was!« Sie erstarrte plötzlich.
    »Diese schlecht schneidende
Friseurschere, mit der er Ihren alten Bettkumpan Gil umgebracht hat«, sagte ich
brutal. »Wußten Sie das nicht ?«
    »Ich — ich war mir nicht
sicher«, flüsterte sie.
    »Das läßt sich denken«, sagte
ich. »Er wollte so und so nicht, daß Sie sich sicher seien. Sie sollten sich
für den Rest Ihres Lebens darüber Gedanken machen, das hätte dem Wurm ähnlich
gesehen. Es war dasselbe mit Ihrem Selbstporträt, Bella, meine Süße. Sie waren
mit Gil Hardacre befreundet, und er bat Sie, ein
Selbstporträt zu malen — Hinteransicht. Ich wette, Sie hielten den ganzen
Einfall damals für einen Mordsspaß .«
    »Es schien mir ein wirklich
ordinärer Spaß zu sein«, murmelte sie. »Davon gibt’s nicht allzu viele. Oder?«
    »Lambert Pierce kam eines Tages
die Treppe herauf in Ihr Dasein gekrochen, Bella, wie ein verirrter Hund. Haben
Sie nicht so etwas Ähnliches gesagt ?«
    »Vielleicht.« Ihre Finger
verschlangen sich ineinander und begannen dann, gequält zu zucken. »Er tat mir
leid .«
    »Das war sein erster
Pluspunkt«, sagte ich. »Er kam immer wieder, so daß Sie sich daran gewöhnten,
ihn hier zu haben. Sie stolzierten mit Ihrem wundervollen, hinreißenden Körper
vor seiner Nase herum, ohne auch nur gewahr zu werden, was Sie damit
anrichteten. Und wenn er die Hand ausgestreckt und Sie auch nur mit einem
Finger angerührt hätte, so hätten Sie mit Ihrem Geschrei das ganze Haus zum
Einsturz gebracht .«
    »Ich habe nie — auf diese Weise
an ihn gedacht .«
    »Er ist ein Mann«, sagte ich
bitter. » Mißgestaltet , aber trotzdem ein Mann. Aber
selbst wenn er niemals hoffen konnte, Sie zu besitzen, so hatte er doch einen
Trost. Er war mehr in Ihrer Nähe als irgendeiner sonst — bis Hardacre auf der anderen Seite des Flurs einzog. Danach
mußte der Wurm sich damit abfinden. Meiner Meinung nach machte es Hardacre Spaß, den Wurm zum Abendessen mitzunehmen, denn
das schmeichelte seiner Eitelkeit. Geistig war ihm der Wurm weit überlegen,
aber Gil war es, der mit Ihnen schlief; und ich wette, er sorgte dafür, daß
Klein- Lammie das nie vergaß!
    Eines Tages bat der Wurm Gil um
einen großen Gefallen: Ob er Sie um dieses Selbstporträt bitten würde, denn für
Gil würden Sie es malen, aber niemals für den Zwerg. Der Gedanke erweckte Hardacres Sinn für Humor oder vielleicht auch etwas
anderes. Wie Sie schon sagten, Sie hielten es für einen richtig ordinären Spaß.
Also hatte der Wurm sein Gemälde, und das paßte ausgezeichnet in die Pläne, die er für ein paar andere Leute geschmiedet hatte .«
    Bella stand da und starrte mich
wie betäubt an. »Ich verstehe das alles nicht, Al«, sagte sie mit verwirrter
Stimme. »Sprechen Sie noch immer von Lammie ?«
    »Sie müssen, was den Wurm
anbelangt, einiges verstehen lernen, Bella«, sagte ich barsch. »Und ich rate
Ihnen, gut zu begreifen! Denn Sie sind so ziemlich die einzige, die ich aus der
ganzen Schweinerei retten kann. Und das bedeutet eine Menge für mich, aus
Gründen, die wir im Augenblick beiseite lassen können.
    Nachdem Sie

Weitere Kostenlose Bücher