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Al Wheeler und die Malerin

Al Wheeler und die Malerin

Titel: Al Wheeler und die Malerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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beide Läufe abfeuerte, so wurde sein Opfer nicht nur
getötet, sondern in Fetzen gerissen.
    Ich zielte sorgfältig und
drückte zweimal ab, denn so wie Dekker gebaut war, bestand die Möglichkeit, daß
er eine Achtunddreißiger -Kugel ausreichend lange
verkraften konnte, um seine Flinte auf mich zu richten. Beide Kugeln fuhren ihm
in die Brust, und er taumelte ein paar Schritte zur Seite, ging in die Knie und
fiel dann, die Flinte aus seinen Händen klappernd, auf den Boden.
    Als ich bei ihm angelangt war,
war er zur Seite gekippt und auf den Boden gestürzt, wo er in unbeholfener
Stellung liegenblieb. Er war noch nicht tot, aber bei dem Blut, das er verlor,
schätzte ich, daß ihm bestenfalls noch eine Minute Zeit blieb. Als ich neben
ihm kniete, bewegten sich seine Lippen in einer entsetzlichen Anstrengung,
Worte zu formen, aber er schaffte es nicht mehr. Zehn Sekunden später war er
tot.
    Mir wurde plötzlich bewußt, daß
Hilda aus Leibeskräften meinen Namen schrie. Ich rief meinerseits ihren Namen,
damit sie wußte, daß bei mir alles okay war, und kehrte auf die Veranda zurück.
    »Al!« Tränen strömten ihr übers
Gesicht. »Ich dachte, du seist tot !«
    »Ist sonst noch jemand im Haus ?« fragte ich in eindringlichem Ton.
    »Ich glaube nicht .« Sie schauderte krampfhaft. »Jedenfalls niemand mehr, der
noch lebt.«
    Sie erzählte mir, was sich
ereignet hatte, während ich an den Knoten nestelte, die Dekker geknüpft hatte,
um ihre Handgelenke am Geländer festzubinden.
    Hilda war gegen halb zehn Uhr
in ihr Zimmer gegangen und war fast sofort eingeschlafen. Dann war sie
plötzlich durch etwas aufgewacht, das sie für einen Schrei gehalten hatte. Sie
war aufgestanden, hatte einen Morgenrock angezogen und ihr Zimmer verlassen, um
nachzusehen. Als sie oben an der Treppe anlangte, sah sie plötzlich George
Mayer in der Diele unten auftauchen und eilte zu ihm hinunter. Er wandte ihr,
als sie näherkam, den Rücken zu und gab, als sie ihn ansprach, durch nichts zu
erkennen, daß er sie gehört hatte.
    Als sie ihn am Ärmel zog, ließ
er sich zur ihr umdrehen, und sie sah den Ausdruck auf seinem Gesicht. Es war
starr vor Haß, sagte Hilda, wie eine Totenmaske, in der kein Muskel zuckte. Sie
hatte das Gefühl, als befände er sich in einem Schockzustand. Als sie
versuchte, ihn zum Sprechen zu bewegen oder sich von der Stelle, auf der er
stand, wegzubewegen, schob Mayer sie beiseite, als wäre sie ein Insekt.
    Nach fünf Minuten drohten ihre
Nerven zu versagen, und sie rannte die Treppe hinauf, um nach Janine Mayer zu
suchen. Das Licht war eingeschaltet, und die Tür zu ihrem Zimmer stand offen.
Hilda rannte hinein und fand Janine Mayers Leiche ausgestreckt über dem Bett
liegend. Hilda wurde ohnmächtig.
    Sie hatte keine Ahnung, wie
lange sie bewußtlos gewesen war; aber ein paar
Minuten nachdem sie wieder zu sich gekommen war und es geschafft hatte, aus dem
Zimmer zu kriechen und sich auf halbem Weg zu ihrem eigenen Zimmer befand,
hörte sie schwere Schritte in der Diele unten. Irgendwie gelang es ihr,
aufzustehen und in der verzweifelten Annahme zur Treppe zu rennen, es sei die
Polizei oder zumindest ein anderes menschliches Wesen, das sie um Hilfe bitten
konnte.
    In dem Augenblick, als sie
wieder oben an der Treppe angelangt war, erfolgte irgendwo im Erdgeschoß unten
eine schreckliche Explosion, gleich darauf gefolgt von einer zweiten. Hilda
schrie aus Leibeskräften, bis sie erneut die schweren Schritte hörte. Sie raste
die Treppe hinunter und prallte mit Hal Dekkers massiger Gestalt zusammen, der
im selben Augenblick aus dem Wohnzimmer in die Diele trat.
    Nachdem er sie aufgehoben und
wieder aufgerichtet hatte, versuchte sie, ihm zu erzählen, was geschehen war.
Er ließ sie eine Weile babbeln und erklärte ihr dann, sie brauche sich um Mayer
keine Sorgen mehr zu machen. Was von ihrem Arbeitgeber übriggeblieben sei, wäre
nichts als eine »Mordsschweinerei auf dem Wohnzimmerfußboden«, wie er sich
ausdrückte.
    Alles sei erledigt, teilte er
ihr mit. Aber jemanden gäbe es noch, dessen er habhaft werden wolle, bevor er
ginge — und das sei ein Bursche namens Wheeler und sie, Hilda, würde ihm dabei
helfen. Sie hatte mich angerufen, während beide Läufe der Flinte heftig gegen
ihr Rückgrat gepreßt waren; und das einzige, was ihr als Versuch, mich zu
warnen, einfiel, war jene gespreizte Ausdrucksweise. Dekker konnte von unseren
gegenseitigen Beziehungen nichts ahnen, überlegte sie, und so würde das

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