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Al Wheeler und die Malerin

Al Wheeler und die Malerin

Titel: Al Wheeler und die Malerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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einmal mit dem
Pistolenkolben gegen das Holz, damit es klang, als ob sämtliche Nachtwächter im
Anrücken wären, sprang dann die Stufen wieder hinunter und rannte ums Haus auf
den Vordereingang zu.
    Etwa zehn Sekunden später
drückte ich mich um die Ecke des Hauses, wobei ich die roten Ziegel umarmte,
als hätte ich mich sterblich in sie verliebt, und schob mich vorsichtig die
Vorderfront entlang auf den Eingang zu. Es war still wie in einem Grab, und
dieser Vergleich sagte mir im Augenblick in keiner Weise zu. Sich Schritt um
Schritt auf die Veranda zuzuschleichen , war ein
ausgesprochenes Vergnügen, das ich jedem empfehle, der auszieht, das Gruseln zu
lernen.
    Dann war ich ganz nahe und
hörte einen schwachen Laut, der von irgendwo unter dem Vordach zu kommen
schien. Das in einem nicht erkennbaren Rhythmus an- und abschwellende Geräusch
hielt an. Als ich mich auf drei Meter genähert hatte, machte ich plötzlich eine
wundervolle Entdeckung. Es war Hilda Davis’ Stimme, die monoton vor sich hinfluchte , und zwar mit geradezu interessant schwer nachahmlicher Geläufigkeit. Ich ging schneller und
flüsterte in scharfem Ton: »He! Hier ist Al Wheeler, Lieutenant der Polizei und
im Augenblick reichlich nervös !«
    Ein kurzes, verblüfftes
Schweigen trat ein, und dann flüsterte sie eifrig: »Al !«
    »Was ist los ?«
    »Er dachte, du kämst durch die Hintertür
und würdest auf diese Weise ins Haus eindringen — und ich auch. Er ist weg, um
nach dir zu sehen, und hat mich hier am Geländer angebunden zurückgelassen .«
    »Dekker?«
    »Er ist wie ein Verrückter !«
    Ich schlich das letzte Stück
und kam auf die Veranda, wobei ich nicht mehr Geräusch verursachte als eine
sorglos über den Himmel segelnde Wolke. Hilda war an einen schweren,
senkrechten Pfosten gebunden, welcher mit fünf anderen zusammen eine Art offene
Balustrade bildete. Das Ganze hatte einen unübersehbaren Vorteil: Hilda befand
sich gut zwei Meter außerhalb der Schußlinie durch
die Haustür.
    »Ich hole dich später«,
flüsterte ich. »Hoffe ich wenigstens. Hast du eine Ahnung, wo er ist ?«
    »Nein, er schleicht wie eine
Katze !«
    »Sind die Lichter im Erdgeschoß
aus ?«
    »Ja.«
    »Wo sind die Lichtschalter im
Flur ?«
    »An der linken Seite, wenn du
hineinkommst, sind mehrere Schalter«, sagte sie langsam. »Sechs Stück in zwei
Reihen zu je drei. Die oberste Reihe beleuchtet die Diele, die untere die
Treppe und den hinteren Korridor .«
    »Erstklassige Spionagearbeit«,
sagte ich.
    »Sei vorsichtig !« flüsterte sie verzweifelt, während ich dem Eingang zuschlich .
    »Sehr witzig!« Die
beabsichtigte Wirkung blieb aus, wie ich entdeckte. Man kann gewisse Dinge laut
in bitterem Ton sagen, aber versuchen Sie’s mal mit Flüstern!
    Wenn Dekker nach wie vor
glaubte, ich sei dabei, durch den Hintereingang ins Haus zu kommen, mußte er
eigentlich in dieser Richtung spähen, was angenehm gewesen wäre. Andererseits,
wenn er bereits auf dem Rückweg zur vorderen Tür war...Zum Teufel damit! dachte
ich.
    Die Vordertür stand in einem
Winkel von etwa sechzig Grad offen und wirkte fast allzu einladend. Ich ließ
mich auf Hände und Knie und danach flach auf den Boden nieder und robbte
langsam in den Eingangsflur hinein. Innen schien die Finsternis vollkommen. Ich
überlegte, daß wenn überhaupt jemand etwas sehen konnte, nur Dekker dazu in der
Lage war, der Gelegenheit gehabt hatte, seine Augen an die Dunkelheit zu
gewöhnen.
    Ich stand in Windeseile auf,
glitt zur linken Wand hinüber und fummelte mit meiner Linken nach den
Schaltern. Sie waren da, wo Hilda gesagt hatte und standen so eng beisammen,
daß ich alle drei mit der Hand umspannen konnte.
    Ich holte tief Luft, meine Hand
fuhr mit einem Ruck nach oben und die Diele erstrahlte in hellstem Licht. Hal
Dekker stand, den Rücken mir zugewandt, unmittelbar unterhalb der
weitgeschwungenen Treppe. Er reagierte im Bruchteil einer Sekunde, nachdem die
Lichter aufgeflammt waren; und die kurzen Läufe der abgesägten Flinte blinkten
drohend auf, als er sich umwandte.
    »Lassen Sie das Ding fallen«,
sagte ich in ausreichender Lautstärke.
    Dekker schwankte nicht den
Bruchteil einer Sekunde. Er drehte sich nur noch schneller auf dem Ballen
seines rechten Fußes um und brachte den Doppellauf im Nu in Feuerposition. Man
pflegt jemand eine Chance zu geben, wenn man es sich leisten kann; ich hatte
das bereits getan. Es blieb keine Zeit, um ihm ohne Risiko eine zweite Chance
einzuräumen. Wenn er

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