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Al Wheeler und die Malerin

Al Wheeler und die Malerin

Titel: Al Wheeler und die Malerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Ganze
in seinen Ohren okay klingen.
    Nach dem Anruf hatte er sie auf
die Vorveranda hinausgeschafft und am Geländer festgebunden. »Lockvogel« hatte
er sie genannt und gelacht, als sie ihn angefleht hatte, von seinem Vorhaben
abzulassen. »Es ist alles seine eigene Schuld«, hatte er ihr mit
leidenschaftlicher Überzeugung mitgeteilt. »Wheeler hat mich gegen George
aufgehetzt, dann Martin gegen mich und schließlich Kent Vernon gegen uns beide!
Wenn wir schon alle umkommen müssen, so ist es nur richtig, wenn er uns dabei
begleitet .«
    Der letzte Knoten war
schließlich gelöst, und Hilda brach prompt in meinen Armen zusammen. Ich
wünschte mir aufrichtig romantischere Empfindungen, als ich sie in diesem
Augenblick aufbrachte. Sobald es der Anstand erlaubte, stellte ich sie wieder
auf ihre eigenen Füße und bat sie, ein paar Minuten hier auf der Veranda zu
warten, während ich wieder ins Haus zurückkehrte.
    Ein schneller Blick ins
Wohnzimmer verriet mir, daß Dekkers Beschreibung dessen, was Mayer zugestoßen
war, aufs grausigste zutraf. Dann stieg ich die Treppe empor, ging in Janine
Mayers Schlafzimmer und fand ihre Leiche, wie Hilda erzählt hatte, auf dem Bett
ausgestreckt vor. Was sie nicht erwähnt hatte, war, daß Janine auf dieselbe
Weise ermordet worden war wie Hardacre . Jemand hatte
schier unablässig auf sie eingestochen.
    Ich kehrte zu Hilda zurück, und
etwa fünf Minuten später sah ich die Scheinwerfer des ersten Wagens mit einem
Schwung in die Zufahrt einbiegen.
    »Zwei Dinge muß ich tun, Süße«,
sagte ich. »Der Sheriff wird im nächsten Augenblick hier sein. Erzähl ihm
alles, was du mir erzählt hast, und fahr dann mit dem ersten Wagen in die Stadt
zurück und laß dich vor meiner Wohnung absetzen .«
    »Wie du meinst, Al«, sagte sie
ruhig.
    »Ich möchte nicht mit dem
Sheriff reden«, sagte ich finster. »Jedenfalls im Augenblick nicht. Er wird
wissen wollen, warum ich nicht gewartet habe. Sag ihm, er habe recht gehabt — dreimal
recht und vielleicht noch mehr .«
    »Was soll ich sagen, wenn er
fragt, wohin du gegangen bist ?«
    »Sag ihm, ich sei zum Regisseur
gegangen !«
     
     
     

ELFTES KAPITEL
     
    E s dauerte lange, bis ich die
ganzen Treppen erklommen hatte, und ich hatte es nicht eilig. Meine Schritte
hallten hohl auf dem zu der Atelierwohnung führenden Flur. Die Tür war noch
immer un verschlossen. Es war
überflüssig zu klopfen, sie mußte meine Schritte bereits auf der Treppe gehört
haben.
    Bella war damit beschäftigt,
eine neue Orchidee auf ihrer frischen Leinwand zu entwerfen, diesmal in Blau.
Auf ihrem Gesicht lag ein Ausdruck ernster Konzentration. Diesmal trug sie
einen weißen Baumwollkittel, der sittsam fast bis zu ihren Knien reichte. Es
änderte nicht allzuviel an den Tatsachen, denn der
Stoff war so dünn, daß sie nackter wirkte, als wenn sie gar nichts angehabt
hätte.
    Sie wandte langsam den Kopf und
ich sah die dunklen Flecken unter ihren Wangenknochen und die Spannung, die in
ihren schwarzblauen Augen lauerte. Sie fuhr sich langsam mit der Zungenspitze
über die Lippen und sagte dann: »Hallo, Al !«
    »Hallo, Bella!«
    Ich ging auf die altertümliche
Couch zu, setzte mich vorsichtig darauf und zündete mir eine Zigarette an.
    »Sie sind spät unterwegs«,
sagte sie unsicher.
    »In jener Nacht, als wir Hardacres Leiche an dem von Ihnen angegebenen Platz
fanden«, bemerkte ich gelassen, »warf Polnik einen
ausgiebigen Blick auf die nackte Hinteransicht des Aktbildes auf der Staffelei
und sagte schlankweg, eins wisse er bei dieser Lady mit Sicherheit — sie sei zu
haben! Heute während der Lunchzeit, nachdem er eben vom Mayerschen Haus zurückgekehrt war und mit Janine Mayer gesprochen hatte, fragte ich ihn,
was er von ihrer Sitzfläche hielte. Er sah nur ganz verdutzt drein und gab
schließlich zu, sie sei ihm überhaupt nicht aufgefallen .«
    »Sind Sie nur deshalb gekommen,
um eine Debatte über Damenhintern zu entfachen, Al ?« Sie versuchte es mit einem Plauderton, aber alles Neckische war schon bei der
zweiten Silbe aus ihren Worten gewichen.
    »Es war also Ihre eigene
Hinteransicht, Ihr eigener Po und vermutlich sogar Ihre eigene Malerei, Bella«,
sagte ich. »Selbstporträt, Po von Bella Bertrand. Hat Gil Sie dazu gezwungen,
es zu tun ?«
    »Es war sein Einfall«, sagte
sie mit dünner Stimme.
    »Nein«, sagte ich, »das haben
Sie bloß geglaubt .«
    »Was soll das heißen ?«
    »Es war der Einfall des
Regisseurs«, sagte ich, »des Genies, das

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