Al Wheeler und die nackte Blondine
enthüllte. Wenn
ich mein Gehör sehr anstrengte, dachte ich, konnte ich vielleicht so was wie
einen leise summenden Dynamo vernehmen, wobei es sich mit Sicherheit um ihren
derzeit im Leerlauf tändelnden Vibrator handelte.
»Ich bin Martha Nesbitt«, sagte
sie mit kühler, kultivierter Stimme. »Und Sie sind Lieutenant Wheeler vom Büro
des Sheriffs.«
»Es ist vermutlich meine
Schuld«, sagte ich. »Ich hätte Ihrem Hausboy gleich mitteilen sollen, daß ich
Ihren Mann sprechen möchte.«
Ihr Gesicht war plötzlich
düster. »Soll das ein schlechter Witz sein, Lieutenant?«
Ich starrte sie verdutzt an,
während ich mich fragte, ob vielleicht auch alle Brünetten unergründlich seien.
»Vom Büro des Sheriffs«,
wiederholte sie, und ihr Gesicht schien eine Spur aufzutauen. »Entschuldigen
Sie. In den letzten drei Wochen sind so viele Polizisten hier aufgetaucht, daß
ich natürlich gedacht habe, Sie seien auch schon dagewesen.«
Sie lächelte flüchtig. »Ich
drücke mich vermutlich nicht allzu klar aus?«
»Nicht sehr«, gab ich zu.
»Mein Mann ist tot«, sagte sie
kurz. »Er kam vor fast einem Monat bei einem Unfall mit Fahrerflucht um.«
»Das tut mir leid.«
»Sie wußten das offensichtlich
nicht.« Sie machte eine abwehrende Handbewegung. »Mir tut es nicht leid.«
»Ach ja?« sagte ich.
»Tom war eine ganz spezielle
Art von Bastard«, sagte sie. »Meine erste Reaktion war Erleichterung, als man
mir von seinem Tod berichtete. Ich beging den Fehler, den anderen
Polizeibeamten das nicht zu verhehlen — und sie verbrachten daraufhin die
nächsten vierzehn Tage mit dem Bemühen nachzuweisen, daß ich den Wagen gelenkt
hätte, mit dem er überfahren worden war. Oder daß ich, wenn ich es schon nicht
selbst gewesen sei, jemand angeheuert hätte, das zu tun.«
»Polizisten sind von Natur aus
mißtrauisch«, sagte ich. »Ehrliche Reaktionen sind etwas, das wir nicht
verstehen können.«
»Das leuchtet mir ein. Und
warum wollten Sie meinen verstorbenen und unbetrauerten Gatten sprechen?«
Ich erzählte ihr von George
Thompsons Ermordung und von den Namen, die in seinem diktierten Bericht erwähnt
waren.
»Das klingt faszinierend«,
sagte sie. »Möchten Sie was zu trinken haben, Lieutenant?«
»Gern«, antwortete ich.
Wir gingen ins Wohnzimmer, und
sie goß die Drinks an einer Bar ein, die für eine dreitägige Alkoholikersitzung
ausreichend ausgestattet war. Dann ließ sie sich in einem Sessel nieder, und
ich setzte mich ihr gegenüber auf eine Couch.
»Haben Sie den Mann erwischt,
der diesen Thompson umgebracht hat?« fragte sie.
»Klar, Er liegt im
Leichenschauhaus.«
Sie verzog das Gesicht. »Sie
können ihm also keine Fragen mehr stellen.«
»Aber Ihnen kann ich einige
Fragen stellen«, erklärte ich geduldig. »Zum Beispiel die, ob Ihnen irgendeiner
der im Thompsonschen Brief erwähnten Namen etwas sagt?«
»Ich hörte Tom ein paarmal die
Namen Bullen und Wolfe nennen«, sagte sie. »Sie haben eine
Public-Relations-Firma, die er gelegentlich engagiert hat.«
»Wofür?«
»Ich weiß nicht.« Sie zuckte
leicht die Schultern. »Ich war an dem, was Tom tat, nicht interessiert, und er
hat mich in dieser Beziehung auch nie ermutigt.«
»Wie steht es mit Russell?«
fragte ich,
»Earl Russell — der war mit Tom
befreundet.«
»Kennen Sie ihn gut?«
»Er gehörte nie zu meinen
Freunden«, sagte sie. »Er wohnt in Hillside , ungefähr
achthundert Meter von hier entfernt. Seit der Beerdigung habe ich ihn nicht
mehr gesehen.«
»Was ist mit Hardesty?«
Sie dachte einen Augenblick
lang nach und schüttelte dann den Kopf. »Ich habe niemals von jemand namens
Hardesty gehört.«
»Sie glauben also, daß Ihr Mann
durch einen Unfall ums Leben kam?«
»Jetzt fangen Sie an, ebenso zu
reden wie all die anderen Polizeibeamten«, sagte sie leichthin.
»Vielleicht wurde er
absichtlich umgebracht, wenn auch nicht von Ihnen«, fuhr ich fort, »sondern von
jemand anderem. Wer konnte an seinem Tod interessiert sein?«
»Abgesehen von mir?« Sie
lächelte auf eine seltsam katzenhafte Art. »Ich halte es durchaus für möglich,
daß irgendwelche Leute seinen Tod herbeiwünschten, aber im Augenblick fällt mir
kein passender Kandidat ein.«
»Fünfzehnter Juni«, sagte ich.
»War das das Todesdatum Ihres Mannes?«
»Ganz recht.« Sie runzelte
leicht die Stirn. »Woher wissen Sie das?«
»Aus der Akte in Thompsons
Büro«, sagte ich. »Die letzte Eintragung geschah an diesem Datum, und darunter
ist nur
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