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Al Wheeler und die nackte Blondine

Al Wheeler und die nackte Blondine

Titel: Al Wheeler und die nackte Blondine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Einsamkeitsgefühlen leidet. Sie heißt Nesbitt, glaube ich. Es
klingt ganz so, als ob sie sehr begierig auf Sie wäre, Lieutenant. Ich kann
ihre Empfindungen verstehen.«
    »Du kannst das Gespräch hierher
legen«, fauchte Russell.
    Ich nahm den Hörer ab und sagte
in sachlichem Ton: »Wheeler!«
    »Ich möchte ja nicht drängen,
Lieutenant«, sagte Martha Nesbitts Stimme voller Kühle an mein Ohr, »aber diese
Hummermayonnaise, die ich bereitet habe, hält sich nicht ewig.«
    »Es dauert nicht mehr lang«,
versicherte ich ihr.
    »Sprechen Sie noch immer mit
Russell?«
    »Ja«, entgegnete ich. »Aber wir
sind fast am Ende.«
    »Mir fällt gerade etwas ein«,
sagte sie mit unschuldiger Stimme. »Fragen Sie ihn doch nach seiner Frau.«
    Ein Klicken ertönte, als sie
auflegte. Ich legte meinerseits auf und stellte fest, daß die Blonde
verschwunden war.
    »Ich glaube, ich habe keine
weiteren Fragen an Sie, Mr. Russell«, sagte ich. »Und ich werde Sie Ihrer Frau
nicht mehr länger fernhalten.«
    In seinen Augen blitzte etwas
auf, das sofort wieder verschwand. »Meine Frau ist tot«, sagte er mit belegter
Stimme.
    »Das tut mir leid«, murmelte
ich höflich.
    Er schluckte den Rest seines
Drinks hinunter. »Ich kann es Ihnen ebensogut gleich erzählen«,
sagte er. »Das erspart Ihnen die Nachforschungen. Das Ganze war eine üble
Sache. Sie rannte mit dem Gärtner weg. Ich weiß, es klingt lächerlich, wie ein
veralteter Kitschfilm, aber es war so. Er war vom College weggelaufen, halb so
alt wie sie. Das Ganze dauerte eine Woche dann verduftete er. Sie brachte sich
um. Ich hätte sie zurückgenommen. Vielleicht hätte ich sie nach Strich und
Faden verdroschen, aber zurückgenommen hätte ich sie. Ich glaube, es war ihr
Stolz. Sie nahm sich ein Zimmer in einem miesen Motel und schluckte eine
Riesenmenge Schlafpillen.«
    »Es tut mir leid«, wiederholte
ich.
    »Den Teufel tut es Ihnen leid!«
zischte er. »Hauen Sie bloß ab, Lieutenant, und zwar sofort!«
    An der Schwelle hielt ich noch
einmal inne und sah zurück. »Grüßen Sie Ihre Tochter von mir«, sagte ich
höflich, »und ich werde versuchen, beim Hinausgehen nicht über irgendwelche
toten Matrosen zu stolpern.«
    Er gab einen würgenden Laut von
sich, als ich die Tür schloß. Auf dem Weg hinaus traf ich weder das blonde Mädchen
noch stolperte ich über tote Seeleute. Die Fahrt zurück zum Nesbittschen Haus dauerte nicht lang, und der Hausboy öffnete die Tür nach dem ersten
Klingelzeichen.
    »Willkommen zu Hause,
Lieutenant«, sagte er mit einem verschmitzten Grinsen auf dem Gesicht.
    »Danke, Charlie«, erwiderte
ich.
    »Sie hat Ihnen also erzählt,
wie sie mich nennt«, sagte er. »Sehr witzig, wie?«
    »Was für ein Arbeitgeber war
Nesbitt?«
    »Ganz okay«, antwortete er.
»Wissen Sie, er war nicht so oft hier. Wenn er da war, stritten sie sich die
ganze Zeit. Wie Hund und Katze.«
    »Waren irgendwelche anderen
Männer hier, wenn er fort war?«
    »Lieutenant, ich bin nichts
weiter als ein ehrlicher und diskreter Hausangestellter.« Er grinste wieder.
»Außerdem bin ich ein unergründlicher Orientale. Sehen Sie mir das nicht an?«
    »Glauben Sie, daß Nesbitt durch
einen Unfall ums Leben kam?«
    »Über solche Dinge denke ich
überhaupt nicht nach«, sagte er ernst. »Es springt nichts dabei heraus.«
    »Ist sie im Wohnzimmer?« fragte
ich.
    »Natürlich«, sagte er. »Ich
habe den Rest des Abends frei, kann den Wagen benutzen und so weiter. Ich
glaube, ich werde in die Stadt fahren und mit den Jungens fan-tan spielen. Vielleicht vergrabe ich auch eine Streitaxt im Schädel eines Burschen
von der Konkurrenzbande.«
    »Wie zum Kuckuck heißen Sie nun
wirklich?« fragte ich.
    »Sammy Wong.« Erneut grinste
er. »Ich bin in der dritten Generation Amerikaner, und wenn jemand chinesisch
mit mir spricht, muß ich es von meiner Großmutter übersetzen lassen.«
    Martha Nesbitt wartete im
Wohnzimmer auf mich, einen Drink in der Hand.
    »Willkommen«, sagte sie.
»Gießen Sie sich was zu trinken ein. Ich kann übrigens nicht die ganze Zeit
über >Lieutenant< zu Ihnen sagen.«
    »Ich heiße Al.«
    »Das erweckt nicht gerade die
Assoziation von leise schluchzenden Violinen in mir«, sagte sie. »Aber
zumindest ist der Name kurz und kann kaum falsch ausgesprochen werden.« Ich
versorgte mich mit einem Drink und setzte mich ihr gegenüber.
    »Wie sind Sie denn mit Earl
zurechtgekommen?« fragte sie beiläufig.
    »Gar nicht«, antwortete ich.
»Wie alle anderen weiß er

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