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Al Wheeler und die Verführerin

Al Wheeler und die Verführerin

Titel: Al Wheeler und die Verführerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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— wie immer, wenn er mich sah — sein hochmütigstes Gesicht
auf. »Ich fürchte, unsere Preise sind für Sie ein bißchen zu hoch, Leutnant«,
sagte er naserümpfend. »Aber wir haben eine Pagenstelle frei. Interesse? Oder,
wünschen Sie etwa einen unserer Gäste zu sehen?« fragte er mit leichtem
Schauder. »Diese plattfüßigen Polizisten, die auf unseren herrlichen Teppichen
herumtrampeln.«
    »Habt ihr denn mehr als einen
Gast?« fragte ich ungläubig.
    »Hundertdreiundzwanzig, um es
Ihnen ganz genau zu sagen.«
    »Miß Brent«, sagte ich.
    »Acht-null-drei«, grunzte
Charlie. »Wenn Sie einen Augenblick warten, stelle ich fest, ob die Dame Sie
empfangen will.«
    »Ein Zimmer in eurer Flohkiste
mag sie ja haben, aber die Wahl, ob sie mich empfangen will oder nicht,
bestimmt nicht.«
    »Bitte sehr, bitte sehr.« Er
zuckte mit gekonnter Verachtung die Schultern: »Der Personalaufzug steht zu
Ihrer Verfügung.«
    Als ich hinaufkam, stellte ich
fest, daß es sich um kein Zimmer, sondern um ein Apartment handelte, was
bedeutete, daß Mrs. Geoffrey Summers die Rechnung so oder so zahlte. Ich
klopfte, und während ich wartete, malte ich mir aus, Mrs. Summers auf Charlie
so wütend zu machen, daß sie das Hotel kaufte, nur um ihn rausschmeißen zu
können und es mir dann für einen Dollar im Jahr zu verpachten. Ich würde Lavers
als Portier engagieren, Polnik als Empfangschef, und mir im Dachapartment einen
Harem anschaffen, mit Annabelle Jackson als Hauptfrau.
    »Wenn es sich um Schlafsucht
handelt, Leutnant«, sagte die liebenswürdige Stimme, »seien Sie ein lieber
Junge und ruhen Sie sich einen Stock höher aus.«
    Sie sah ganz anders aus als in
Lavers’ Büro, völlig anders. Das mitternachtsfarbene Haar war offen und
umrahmte in leichten Wellen das zarte Gesicht mit den haselnußbraunen Augen und
dem kleinen vollen Mund. Die Strenge in ihrem Blick war einem warmen,
paragraphenfernen Glanz gewichen; ihre Lippen wirkten weicher, mit einer
Unterlippe, die ihr ein ganz süßes Schnäuzchen gab. Sie hatte das seriös
wirkende anthrazitfarbene Kostüm mit einem ihre Oberweite betonenden Seidenhemd
und ein paar hautengen Wollhosen vertauscht.
    »Ein Mann, der seine Zeit im
Schlafen vergeudet, wenn er sich mit Ihnen unterhalten könnte, müßte verrückt
sein.«
    »Sehr hübsch, Leutnant«, sagte
sie mit einer heiseren Stimme, die mir ein Prickeln bis ins Rückgrat jagte,
»aber deswegen sind Sie doch wohl nicht gekommen?«
    »Ich dachte, wir beide könnten
uns ein bißchen unterhalten?«
    »Ein gemütliches Schwätzchen?«
Sie lächelte mokant. »Ganz neue Technik für einen Polizeibeamten. Oder sind Sie
gar nicht dienstlich hier?«
    »Es war meine Absicht, einen
dienstlichen Besuch zu machen — aber jetzt haben Sie mich ganz
durcheinandergebracht.«
    »Vielleicht kommen Sie trotzdem
rein und geben mir meine einstweiligen Verfügungen.«
    Ich folgte in das Wohnzimmer.
Von hinten sahen ihre Hosen noch hautenger aus.
    Sie setzte sich in einen der
Lehnsessel, und ich nahm ihr gegenüber Platz.
    »Was haben Sie auf dem Herzen,
Leutnant?«
    Ich erzählte ihr, was ich
bisher wußte: Wer die Smiths wirklich waren, daß sie das Motel am frühen Morgen
verlassen hatten und daß unsere Chance, sie zu finden, meiner Meinung nach
ziemlich gering war — sie konnten inzwischen schon in Mexiko sein.
    »Da würde ich mich nicht darauf
verlassen. Sie haben doch bestimmt eine Personalbeschreibung durchgegeben?
Besteht da nicht eine gute Chance, sie aufzugreifen?«
    »Wenn sie Marvin umgebracht
haben, würden sie sich irgendwo anders hin als nach Mexiko wenden.«
    »Glauben Sie, Leutnant, daß die
beiden ihn umgebracht haben?«
    »Im Augenblick scheinen sie mir
die nächstliegenden Verdächtigen.«
    Sie lehnte sich scheinbar
gelassen zurück, aber ihre Augen hatten jenen sanften Blick verloren und
blickten wach und aufmerksam.
    »Sie sind aber nicht deswegen
gekommen, nicht wahr?«
    »Nein. Ich dachte, es läge
Ihnen daran, mir zu sagen, was nach Mrs. Summers’ Ohnmacht geschehen ist.
Nennen Sie es Neugier — professionelle Neugier, aber ich hoffte, Sie würden
mich über Einzelheiten und die Hintergründe der Sache informieren.«
    »Sie meinen über Lyn?«
    »Wenn das Mrs. Summers ist,
ja.«
    »Es ist ihr Vorname und sie ist
meine Klientin, falls Sie das vergessen haben sollten, Leutnant.«
    »Mrs. Summers’ Interesse an
ihrer Tochter kam mir nicht sehr mütterlich vor, aber vielleicht bin ich da zu
altmodisch«, sagte ich. »Was

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