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Alarmstufe Blond

Alarmstufe Blond

Titel: Alarmstufe Blond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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wäre am liebsten im Erdboden versunken. Alle starrten mich an. Irgendwann hörte Tim auf und ließ die Zeitschrift sinken.
    Ich stammelte ein »Es tut mir leid, es war nicht so gemeint«, doch niemand reagierte darauf.
    »Ich wollte nur einen besseren Job«, stotterte ich schließlich. Niemand antwortete. Emma-Louise drehte sich um und ging hinaus in den Garten. Das war das Signal für alle anderen. Sie wandten sich von mir ab, ich war auf einmal Luft für sie. Und ich konnte es ihnen nicht einmal verdenken.
    Ich murmelte noch ein leises »Es tut mir leid«, bevor ich mit hochrotem Kopf und gesenktem Blick das Haus verließ.
     
    Danach saß ich in Carolines bezugsfertigem Haus und hatte keine Ahnung, was ich machen sollte. Ich hatte es versaut. Und wie!
    Ich hatte die Menschen, die mich schätzten und mir vertraut hatten, bitter enttäuscht. Und Leonard hielt mich nun wohl für eine gemeine, hinterlistige, herzlose und eiskalte Person und würde nie wieder etwas mit mir zu tun haben wollen. Mit ihm war es aus und vorbei.
    Was hatte ich getan? Ich hatte nur an mich und meinen Job gedacht, dass die Menschen, über die ich hergezogen war, meinen Text auch lesen würden, das hatte ich in meinem Übereifer und meiner Selbstsucht überhaupt nicht bedacht.
    Ich stöhnte laut auf.
    Was konnte ich nur tun, um das Geschehene rückgängig zu machen? Gab es nicht doch irgendwo eine Zeitmaschine? Verdammt? Warum mussten Wissenschaftler ihre Zeit mit einem Heilmittel für Krebs verschwenden, wenn es doch so viel Wichtigeres gab, was erfunden werden musste! Ich hätte jetzt so dringend eine Zeitmaschine benötigt, mit der ich meinen Artikel und diesen Leichenschmaus im Raum-Zeit-Kontinuum gelöscht hätte.
    Aber es gab sie nicht. Ich saß im Hier und Jetzt fest, mit den Konsequenzen meiner Handlungen, und war verdammt, in diesem Dorf noch ein paar Tage auszuharren, gehasst, verstoßen und verflucht, bis ich endlich wieder in mein Heim in der Stadt zurückkehren konnte.
    Aber das Schlimmste daran war, dass ich mein Ziel eigentlich völlig verfehlt hatte. Denn wenn es mir darum ging, mit meiner Arbeit etwas zu bewirken und geschätzt zu werden, dann hatte ich genau das nicht erreicht. Im Gegenteil, ich hatte mir den Unmut, vermutlich sogar den Hass von Menschen zugezogen, die mir etwas bedeuteten und die in den vergangenen Wochen meine Freunde geworden waren.
    Heiße Tränen der Reue flossen meine Wangen hinunter. Pippa, dachte ich, das hast du wirklich gründlich verbockt.

TAG 18
    20. Juli, Tag 1 nach dem Zweitschlag
     
     
    Am nächsten Tag wäre ich am liebsten gar nicht erst aufgestanden. Ich lag im Bett, eine Monsterpackung Tempotaschentücher neben mir, die mit jeder aufkommenden Erinnerung an die gestrige Katastrophe schrumpfte. Neben dem Bett häuften sich dafür die benutzten Tücher, der ganze Boden lag voll davon.
    Gegen Mittag hörte ich, dass die Haustür klappte und jemand die Treppen hinaufstieg. Das konnte nichts Gutes bedeuten! Ich verkroch mich hastig unter der Bettdecke und steckte meinen Kopf unter das Kopfkissen, in der festen Absicht, ihn niemals wieder herauszuziehen. Da vernahm ich eine vertraute Stimme.
    »Was ist denn hier los?«, fragte Caroline. »Was ist passiert? Wie heißt er? Der kann sich was anhören, meine beste Freundin zum Weinen zu bringen!«
    Sie trat zu mir ans Bett und setzte sich an die Bettkante, während ich den Kopf aus dem Kissen zog und ihr verheult in die Arme fiel.
    »Es ist nicht seine Schuld«, schniefte ich schluchzend an ihrer Schulter. »Ich habe mir das selbst eingebrockt.«
    »Der Arzt oder der Polizist?«
    »Der Arzt. Und der Polizist. Das ganze Dorf. Sie hassen mich alle!« Wieder schüttelte ein Weinkrampf meinen Körper.
    Es dauerte eine Weile, bis ich mich soweit beruhigt hatte, dass ich ihr alles erzählen konnte.
    Sie hörte zu, fragte ab und zu mal nach, wenn etwas unklar war. Danach schwieg sie lange und schüttelte schließlich den Kopf.
    »Das war wirklich nicht sehr clever von dir, Pippa. Ich muss dir Recht geben, du hast Mist gebaut.«
    Ich nickte kläglich. Auch wenn es das Problem nicht aus der Welt brachte und ich mir immer noch wie eine dumme Gans vorkam, so fühlte ich mich doch ein bisschen besser, nur weil ich es Caroline erzählt hatte.
    »Und was mache ich jetzt? Einfach abhauen? Sie haben meine Adresse in der Stadt nicht. Dort wäre ich sicher vor ihnen.«
    »Dann kannst du mich nie besuchen kommen.«
    »Ich könnte inkognito kommen, als Mann

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