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Alarmstufe Blond

Alarmstufe Blond

Titel: Alarmstufe Blond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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beruhigten sich meine Lungen und ich ging zu der Treppe, die zur Eingangstür hinaufführte. Dort angekommen, musste ich mich erst einmal am Geländer abstützen. Mir war schwindelig. Offensichtlich blockierten die Sauerstoffatome wichtige Hirnwindungen und sorgten für ein Karussell in meinem Kopf. Schnell machte ich mir eine geistige Notiz, über Nacht den Motor meines Wagens vor dem Schlafzimmerfenster laufen zu lassen, um meinen Lungen ihr gewohntes Abgas-Gemisch zukommen zu lassen. Wie Caroline das in Zukunft aushalten wollte, war mir ein Rätsel, aber sie war auch aus einem anderen Holz geschnitzt als ich. Sie kam mit der Stadt nicht zurecht und wollte ihr den Rücken kehren.
    Ich konnte ihre Entscheidung überhaupt nicht nachvollziehen. Was waren schon ein paar Hautprobleme gegen den Luxus, an jeder Ecke Schuhläden zu finden, Eisdielen, Waxing-Studios und Friseure und auch alle anderen Gelüste sofort befriedigen zu können? Seitdem Caroline von einem Arzt die Diagnose einer dubiosen Hautkrankheit aufgrund von schlechter Luft, Stress und permanenter Lärmbelastung erhalten hatte, war sie nicht wiederzuerkennen. Sie badete in Quark, ging mit den Hühnern schlafen und wusch ihre Haare mit einem Extrakt aus Eiern und Avocados. Wenn man sie zu Hause überraschte, traf man sie mit Honig im Gesicht an, vorzugsweise bekleidet mit einem Schlafanzug aus handgepflückter, ökologisch sauberer, fair gehandelter Baumwolle und mit Knöpfen aus Horn. Und kürzlich hatte sie verkündet, ihr erspartes Geld statt in schicke Kleider, Kinokarten und elegante Schuhe, in ein Haus auf dem Land in der Nähe eines Sees angelegt zu haben.
    Und vor dem stand ich nun. Es war kein Schloss, aber von außen betrachtet wirklich mehr als annehmbar. Sie hatte einen guten Kauf getätigt.
    Gemächlich stieg ich in meinen kurzen Hosen und den Absatzschuhen die Treppe hinauf und fummelte den Haustürschlüssel, den mir Caroline mitgegeben hatte, aus meiner Handtasche. Er passte perfekt ins Schloss.
    Ich weiß nicht mehr, was ich erwartet habe, vielleicht ein Wunder wie in einem Märchen, in dem das Haus voller schöner Möbel stand, die nur darauf warteten, dass jemand sie wieder zum Leben erweckte. Als die Tür aufschwang, empfing mich jedoch nur gähnende Leere. Die Räume strahlten Kühle aus, Tapeten hingen in Fetzen herunter, ein paar Bretter lagen herum, ebenso ein einzelner Stuhl. Es roch muffig, als sei jahrelang nicht gelüftet worden.
    Ich schloss die Tür hinter mir und stöckelte die Treppe hinauf. Im Obergeschoss erwartete mich dasselbe Bild: leere Räume, renovierungsbedürftige Wände und schmutzige Böden. Ich seufzte leicht, obwohl sie mir genau diesen Anblick eigentlich angedroht hatte. Deshalb war ich hier. Ich sollte für Caroline das Haus in Ordnung bringen, damit sie am Ende des Monats einziehen konnte. Allerdings hatte es in meiner Vorstellung nicht ganz so trostlos ausgesehen.
    Erneut an meine Gesundheit denkend, versuchte ich, etwas Positives an meiner Aufgabe zu finden, doch das fiel mir in dem Moment unglaublich schwer. Ich holte tief Luft, um einmal aus tiefstem Herzen zu stöhnen, doch ein weiterer Hustenanfall machte meinen Plan zunichte. Verdammt, war dieser Sauerstoff sogar ins Haus eingedrungen?
    Schlurfend schlenderte ich über den alten Dielenboden, klopfte mit den Händen wie wild gegen die Wände und riss ein paar Tapetenfetzen ab, so dass bald der Staub in den Räumen tanzte. Vorsichtig holte ich wieder tief Luft. Kein Husten. So würde ich es aushalten können.
     
    ***
     
    Zwei Stunden später hatte ich fünf Koffer und drei Taschen mühsam aus meinem Auto ausgeladen, wobei mich zwei neugierige Augenpaare die ganze Zeit verfolgten. Sie gehörten zu einem alten Mann und einer Frau im mittleren Alter, die direkt nebenan in einem kleinen, von Efeu überwucherten Haus wohnten und hin und wieder herüberwinkten.
    Ich tat so, als würde ich sie nicht sehen, um gar nicht erst in Verlegenheit zu geraten, mich mit ihnen unterhalten zu müssen. Ein Gespräch mit Einheimischen war das Letzte, worauf ich heute Lust hatte. Ich wollte einfach nur das Haus inspizieren, damit ich wusste, was auf mich zukam, dann essen gehen, ein paar SMS an Caroline schicken und den Rest des Tages mit meinem Computer im Internet verbringen, um noch ein paar Sommersachen zu shoppen. Einen neuen Badeanzug zum Beispiel, da es ja hier in der Nähe einen See geben sollte und mein alter nicht mehr der neuesten Mode entsprach.
    Es begann

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