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Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Titel: Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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Elementarenergie. Die Klinge mochte man ihm nehmen, völlig wehrlos würde er dennoch nicht sein. Er half Ni’lahn vom Pferd. Auch die Fallensteller saßen ab. Alle legten Schwerter, Äxte und Bogen ab und schnallten sie den Tieren auf den Rücken. Auch Merik band sein Schwert an seinem Sattel fest.
    Harlekin blieb auf seinem Pferd sitzen. »Ihr sollt auch eure Stiefel ausziehen und barfuß auf den Hügel steigen.«
    »Wie bitte?« Merik war entsetzt.
    »Wie Dorn schon sagte … heiliger Boden.« Harlekin zuckte die Achseln. »Ich habe die Regeln nicht gemacht.« Er streifte sich geschickt die Stiefel von den Beinen und fing mit jeder Hand einen auf. Dann sprang auch er aus dem Sattel.
    »Wir sollten ihre Wünsche achten«, sagte Ni’lahn und setzte sich auf einen Stein.

Merik brummelte noch eine Weile vor sich hin, fügte sich endlich, schob im Stehen die Spitze des einen Stiefels unter den Absatz des anderen und zog den Fuß heraus. Als er ihn auf den Boden setzte, hatte er schlagartig das Gefühl, jemand hätte ihm einen Sack voll Steine aufgeladen. Er stolperte und drohte umzufallen. Mit rudernden Armen verlagerte er sein Gewicht auf den gestiefelten Fuß. Sobald er auf der Sohle stand, war die Last auf seinen Schultern verschwunden.
    »Merik?« fragte Ni’lahn, die ihn beobachtet hatte.
    »Schon gut. Wahrscheinlich ist mir nach dem langen Ritt nur ein wenig schwindlig geworden.« Er setzte den nackten Fuß wieder auf, und erneut krachte das Gewicht auf seine Schultern nieder. Er stöhnte, konnte diesmal allerdings das Gleichgewicht halten.
    Die Nyphai erhob sich besorgt. Doch sobald sie stand, griff sie sich an die Brust und keuchte.
    »Ni’lahn!« Der Elv’e schleppte sich mühsam zu ihr.
    Sie sah erschrocken zu ihm auf. Ihre strahlende Haut war matt geworden. Das honiggoldene Haar hing strohig herunter, und ihr Gesicht war eher grau wie Asche als weiß wie Schnee. Sie schien ihre ganze Lebendigkeit verloren zu haben. »Ich … ich höre das Lied des Waldes nicht mehr«, flüsterte sie.
    Merik versuchte, gegen die Last auf seinen Schultern mithilfe seiner Magik anzukämpfen, doch obwohl er den Quell der Windenergie spürte, gelang es ihm nicht, ihn anzuzapfen. Die anderen sahen ihm und der Nyphai verständnislos zu.
    »Was habt ihr denn?« fragte Harlekin.
    In Merik keimte ein Verdacht auf. Er hob den nackten Fuß an und stand nur auf dem gestiefelten Bein. Als er jetzt den Arm hob, sprühten seine Finger knisternde Energieblitze. Er fühlte sich wieder federleicht und konnte über die Macht der Lüfte und des Windes gebieten.
    Doch sobald er den nackten Fuß auf die Erde stellte, erloschen die Lichtkaskaden, und die Last drückte auf seine Schultern. »Das Land hier … schneidet uns von unseren Elementarkräften ab.«
    Ni’lahn hatte sich wieder gefangen und sah den Elv’en mit großen Augen an. »Merik hat Recht.«
    »Kein Wunder, dass sie uns auf ihrem heiligen Boden nur barfuß gehen lassen wollen«, nickte Harlekin. »Keine Magik.«
    »Sie wollen uns alles nehmen, womit wir uns verteidigen könnten«, sagte Merik. Er machte ein paar Schritte und brach unter dem Gewicht fast zusammen. Fühlte sich so ein gewöhnlicher Mensch?
    Ni’lahn trat zu ihm und reichte ihm die Hand. Dankbar griff er danach. Sie waren Leidensgenossen, jeder verstand die Lage des anderen und konnte ihm Trost geben.
    »So habe ich noch nie empfunden«, flüsterte sie. »Ich spüre die Kraft der Erde und der Wurzeln im Herzen, aber sie fließt nicht weiter in mein Blut.«
    »Ich weiß. Mir kommt es vor, als wäre meine Magik in einem Gewölbe eingeschlossen, und ich hätte den Schlüssel verloren.«
    Von vorn ließ sich eine Stimme vernehmen. »Man ruft uns«, sagte Harlekin.
    Merik hielt Ausschau nach der Fackel. Dorn, ihre Führerin, stieg bereits den Hügel hinauf. Sie mussten weiter.
    Schaudernd schüttelte er auch den zweiten Stiefel ab. Dann gingen sie den anderen barfuß nach.
    Am Fuß des Hügels angekommen, entdeckte Merik ein Stück weiter oben Joach. Elenas Bruder hatte seinen Stab nicht mehr und musste von seiner Schwester und Er’ril gestützt werden. Gleich hinter dieser Gruppe schritt Günther. Er hielt den Dunkelmagiker gepackt. Greschyms Hände waren hinter dem Rücken gefesselt.
    Merik begann mit dem Aufstieg. Das zusätzliche Gewicht machte ihm zu schaffen. Er hatte nicht geahnt, wie sehr die Magik Teil seines Körper war. Ohne sie schien die Welt mit zehnfacher Stärke an seinen Gliedmaßen zu

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