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Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Titel: Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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dass es für alle Ewigkeit das letzte Mal war.«
    Elena beugte sich vor. »Du bringst auch schlechte Nachrichten, Meister Qual?«
    »Das kann man wohl sagen.« Harlekin hob den Arm und öffnete die Faust mit der Goldmünze. Auf der flachen Hand lag jetzt ein Stück Kohle. »Wenn du das Schwarze Herz besiegen willst, bleibt dir nur noch bis zur Mittsommernacht Zeit.«
    Elena runzelte die Stirn. »Nur noch ein Mond?«
    »Unmöglich«, schnaubte Er’ril.
    Harlekin musterte Elena mit seinen seltsamen Goldaugen. »Wenn du der Schwarzen Bestie bis zum nächsten Vollmond nicht den Garaus machst, seid ihr alle tot.«
    Merik lief über die Sturmschwinge. Seine Füße flogen nur so über die vertrauten Planken, behände sprang er über Balustraden und schwang sich von Deck zu Deck. Die Augen hielt er fest auf den Himmel gerichtet. Im Morgennebel sah er hoch über sich einen dunklen Fleck, der wie ein Stein vom Himmel fiel. Es war ein Elv’en Schiff auf dem Rückweg von seinem Erkundungsflug zu den Ländern und Meeren um die Vulkaninsel Schwarzhall.
    Das Schiff war offenbar in Schwierigkeiten.
    Endlich hatte Merik den Bug seines eigenen Schiffes erreicht. Er hob beide Arme und schickte seine Kräfte aus. Energie durchwogte seine Gestalt, pflanzte sich himmelwärts fort und verschwand im Eisenkiel des anderen Schiffes wie in einem leeren Brunnenschacht. Merik gab alles, was er hatte, aber das Schiff stürzte weiter unaufhaltsam auf die Gewässer um A’loatal zu.
    Es war ein aussichtsloses Unterfangen. Die Magik Reserven der Sturmschwinge gingen zur Neige, und auch sie sank nun auf den Hafen zu.
    Merik keuchte vor Anstrengung, aber er gab nicht auf. Mutter über uns! Hilf mir!
    Er sah jetzt mit zwei Augenpaaren: Das eine blickte nach oben, das andere nach unten. Und da er mit beiden Schiffen in Verbindung stand, spürte er den schwachen Herzschlag des anderen Kapitäns. Frelischa, eine seiner Kusinen, war dem Tode nahe. Sie musste sich völlig verausgabt haben, um das Schiff wenigstens so weit zu bringen.
    Merik flüsterte in den Wind hinein: »Gib nicht auf, Kusine!«
    Und er fand Gehör. Über die Magik Verbindung erreichten ihn die letzten Worte des Kapitäns: »Wir wurden verraten!«
    Merik spürte noch ein kurzes Flattern zwischen den erhobenen Händen, dann stand Frelischas Herz für immer still.
    »Nein!« Er brach in die Knie.
    Gleich darauf raste ein riesiger Schatten an der Steuerbordreling vorbei. Den Aufprall, das Splittern und Krachen hörte er nur von ferne. Er ließ den Kopf auf die Planken sinken. Im Hafen läuteten die Alarmglocken, ein Chor von erschrockenen Stimmen schallte zu ihm empor, doch er brachte nur ein Wort über die Lippen: »Verraten …«
    Ni’lahn saß im Großen Hof der Burg und sah die Kinder in ihrem Spiel innehalten, als im Hafen vor den Steinmauern die Glocken geläutet wurden. Auch ihre Finger verharrten über den Saiten der Laute.
    Da draußen war etwas geschehen.
    Ein paar Schritte weiter senkte Klein Rodricko den Stock, der ihm als Schwert diente, und sah sich nach seiner Mutter um. Sein kindlicher Gegner die kleine Scheschon von den De’rendi hatte den Kopf schief gelegt und lauschte. Auch sie hatte ihr Spielzeugschwert vergessen.
    Ni’lahn ging auf die Knie und wollte sich die Laute über die Schulter hängen. Dabei stieß sie gegen den dünnen Stamm des Koa’kona Baumes hinter sich. Über ihr rauschten die Blätter. Die Krone mit dem Sommerlaub war fast zu schwer für das schwache Bäumchen mit den dünnen Ästen, ähnlich wie der dichte Haarschopf für den kleinen Jungen, der mit dem Baum verbunden war.
    »Rodricko, komm her«, sagte Ni’lahn und streckte die Hand nach dem Jungen aus. Rodricko war rasch in die Höhe geschossen und schien nur aus Armen und Beinen zu bestehen. Der Mutter sei Dank, dass der erste Wachstumsschub fast abgeschlossen ist. Von jetzt an konnten der Baum wie der Junge etwas gemächlicher zu ihrer endgültigen Form finden.
    »Scheschon, du auch«, fügte Ni’lahn hinzu. »Wir gehen in die Küche und sehen nach, ob euer Haferbrei schon fertig ist.«
    Ni’lahn richtete sich auf und wühlte mit den nackten Zehen in der fruchtbaren Erde am Fuß des Baumes, um die Energie des Bodens in sich aufzunehmen. Bevor sie die Burg mit ihren dicken Steinmauern betrat, wollte sie noch ein wenig verweilen und die Wurzelkräfte tief in sich eindringen lassen.
    Der Garten im Großen Hof stand in voller Blüte. Die efeubewachsenen Mauern waren übersät mit winzigen

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