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Alaska-Kid - V3

Titel: Alaska-Kid - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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Ausrüstung.«
    »Ich habe eine Stellung gefunden. Guck dir mal deinen Neffen Christoffer Bellew an! Er hat jetzt eine Stellung! Er ist Angestellter bei einem feinen Herrn! Er hat eine Stellung mit hundertfünfzig Dollar monatlich und freier Beköstigung. Er geht nach Dawson mit zwei Trotteln und einem anderen Angestellten dieses feinen Herrn - als Lagerkoch, Bootsführer und Mädchen für alles. Und O'Hara und die Woge können zum Teufel gehen! Auf Wiedersehen.«
    John Bellew war immer noch ganz aus dem Häuschen und konnte nur stottern: »Aber ich verstehe nicht...«
    »Man sagt, daß es eine Menge von Grizzlybären im Yukon-Tal gibt«, erklärte Kid. »Na - und ich habe nur eine Garnitur Unterwäsche und Lust auf Bärenfleisch, das ist alles.«
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2
    Fast ununterbrochen stürmte es, während Kid mühselig gegen den Wind nach dem Strande ankämpfte. In der grauen Morgendämmerung sah er einige Männer im Begriff, ein halbes Dutzend Boote mit den kostbaren Ausrüstungen, die über den Chilcoot getragen worden waren, zu beladen. Es waren nur schwerfällige, selbstgebaute Boote, von Männern zusammengezimmert, die keine Schiffsbauer waren und rohe Planken verwendet hatten, welche sie selbst mit eigenen Händen aus frischen, geschälten Baumstämmen gesägt hatten. Ein fertig beladenes Boot war schon zur Abfahrt bereit, und Kid blieb stehen, um sich die Sache anzusehen.
    Der Wind, der auf dem See günstig war, wehte hier gerade gegen das Ufer und peitschte das Wasser der seichten Pfützen zu schmutzigen Spritzern. Die Männer, die zu dem abfahrenden Boot gehörten, schoben es, in hohen Gummistiefeln watend, in das tiefere Wasser. Zweimal taten sie das. Dann kletterten sie schwerfällig hinein. Da sie aber nicht mit den Riemen umzugehen verstanden, wurde das Boot wieder an den Strand getrieben und stieß auf. Kid bemerkte, daß die Schaumspritzer an den Seiten des Bootes fast sofort zu Eis wurden. Der dritte Versuch führte immerhin zu einem Teilerfolg. Die beiden Männer, die zuletzt ins Boot kletterten, waren bis zum Leib durchnäßt, aber das Boot war jetzt jedenfalls flott. Sie arbeiteten ungeschickt mit den schweren Riemen, und langsam gelang es ihnen, von der Küste abzukommen.
    Dann setzten sie ein Segel, das aus Bettdecken zusammengenäht war; aber ein einziger Windstoß zerriß es, und sie wurden zum drittenmal an die Küste getrieben.
    Kid lachte vor sich hin und ging weiter. Alles das würde ihm vielleicht selbst bald passieren, denn auch er sollte - in seiner neuen Rolle als Angestellter eines feinen Herrn - in den nächsten Stunden in einem ähnlichen Boot von derselben Küste abfahren.
    Rings wurde mit der Kraft der Verzweiflung gearbeitet, denn der Winter mit seinem Eis stand vor der Tür. Es war deshalb das reine Hasardspiel, ob es ihnen gelingen würde, die große Kette von Seen zu durchqueren, bevor alles zufror. Als Kid das Zelt der Herren Sprague und Stine oben erreichte, war hier dennoch kein Anzeichen von Eifer und Arbeit zu bemerken.
    Am Feuer, im Schutz einer Persenning, saß ein kleiner vierschrötiger Mann und rauchte behaglich eine Zigarette aus Packpapier.
    »Hallo«, sagte er, »Sie sind wohl der neue Mann von Herrn Sprague?«
    Kid nickte zur Bestätigung, hatte aber gleichzeitig das Gefühl, daß der andere absichtlich die Worte »Herr« und »Mann« besonders betont hatte. Er war auch überzeugt, eine Andeutung von Blinzeln in den Augen des andern bemerkt zu haben.
    »Na, und ich bin der Mann von Doktor Stine«, fuhr der Fremde fort. »Ich bin nur fünf Fuß und zwei Zoll lang, und ich heiße Kurz, Abkürzung von Jack Kurz, und manchmal heiße ich auch "Hansdampf in allen Gassen".«
    Kid reichte ihm die Hand.
    »Bist du mit Bärenfleisch aufgezogen worden?« fragte er.
    »Todsicher«, antwortete der andere, »wenn mein erstes Frühstück, soweit ich mich entsinne, auch aus Büffelmilch bestand. Setz dich her und steck dir was ins Gesicht. Die Chefs pennen noch.«
    Obgleich Kid schon einmal gefrühstückt hatte, setzte er sich doch hinter die Persenning und verzehrte sein zweites Frühstück mit dreifachem Appetit. Die schwere Arbeit, die seinen ganzen Körper gereinigt hatte, hatte ihm auch den Magen und den Hunger eines Wolfs geschenkt. Er konnte essen, was und soviel es sein sollte, und fand dabei gar keine Gelegenheit zu merken, daß er eine sogenannte Verdauung besaß. Er stellte fest, daß Kurz eine ebenso beredte wie pessimistische Persönlichkeit war, und er erhielt von ihm nicht

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