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Alaska-Kid - V3

Titel: Alaska-Kid - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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Kid keinen Befehl erhalten hatte, blieb er ruhig sitzen. Er war zufrieden, daß er sich einen Augenblick ausruhen konnte.
    »Ein Boot, das auseinanderfällt, kann nicht schwimmen«, murmelte er vor sich hin.
    »Was wollen Sie damit sagen?« schnauzte Sprague ihn an.
    »Ich hielt Selbstgespräche, eine liebe alte Gewohnheit«, antwortete Kid.
    Sein Unternehmer beehrte ihn mit einem barschen Blick und schmollte weiter. Nach einigen Minuten gab er jedoch nach.
    »Suchen Sie meinen Sack heraus, Kid«, befahl er, »und helfen Sie beim Feuermachen. Wir fahren erst morgen früh ab.«

    Am nächsten Tage stürmte es immer noch. Der Linderman-See war eigentlich nur eine enge, mit Wasser gefüllte Schlucht. Der Wind, der von den Bergen herab in diesen Trichter wehte, war sehr unregelmäßig. Bald kam er in heftigen und stürmischen Stößen, bald besänftigte er sich und wurde zu einer leichten Brise.
    »Wenn Sie die Sache mir überlassen, glaube ich, daß ich es schaffe«, sagte Kid, als wieder alles zur Abfahrt bereit war.
    »Was verstehen Sie denn davon?« kläffte Stine ihn an.
    »Nichts verstehe ich«, antwortete Kid und setzte sich wieder.
    Es war das erste Mal, daß er für Lohn arbeitete, aber er war schon auf dem besten Wege, die notwendige Unterordnung zu lernen. Gehorsam und liebenswürdig hatte er sich an den vergeblichen Versuchen, vom Ufer abzukommen, beteiligt.
    »Wie würden Sie es denn machen?« fragte Sprague schließlich, halb seufzend, halb klagend.
    »Ich würde mich ruhig hinsetzen und warten, bis der Sturm für eine Weile nachläßt, und dann aus allen Kräften losschieben.«
    So einfach war seine Idee, aber er war doch der erste, der darauf kam. Und gleich das erste Mal, als sie seine Methode versuchten, hatten sie Erfolg. Dann hißten sie eine Decke als Segel und glitten auf den See hinaus. Stine und Sprague gerieten gleich in eine bessere Stimmung. Kurz war trotz seines Pessimismus sowieso immer gut aufgelegt, und Kid interessierte sich zu sehr für die ganze Sache, um schlechter Laune sein zu können. Sprague quälte sich eine Viertelstunde mit der Ruderpinne ab, dann sah er Kid ermunternd an, bis er ihn ablöste.
    »Meine Arme sind wie zerbrochen, so schwer ist es«, murmelte Sprague, wie um sich zu entschuldigen.
    »Sie haben wohl nie Bärenfleisch gegessen?« fragte Kid liebenswürdig.
    »Was, zum Teufel, meinen Sie damit?«
    »Gar nichts - ich fragte nur.«
    Aber hinter dem Rücken der beiden Chefs erwischte Kid ein verständnisvolles Grinsen von Kurz, der den tieferen Sinn des Gleichnisses verstanden hatte.
    Kid steuerte das Boot durch den ganzen Linderman-See und erwies sich dabei als so tüchtig, daß die beiden jungen Männer, die ebensoviel Geld wie Unlust zur Arbeit hatten, ihn einstimmig zum Steuermann ernannten. Kurz war nicht weniger zufrieden damit und überließ die Bootsarbeit gern dem andern, während er selbst freiwillig das Kochen übernahm. Zwischen dem Linderman- und dem Bennet-See kam eine Strecke, wo die Ausrüstung wieder getragen werden mußte. Nachdem sie den größten Teil gelöscht hatten, wurde das Boot den engen, aber reißenden Strom hinabgelotst, und bei dieser Gelegenheit erweiterte Kid sein Wissen von Wasser und Booten um ein Bedeutendes. Als sie aber die Ausrüstung tragen sollten, verschwanden Sprague und Stine spurlos, und die beiden Männer schufteten zwei Tage lang wie nie zuvor, um das ganze Gepäck zur neuen Ladestelle zu schaffen. Und dasselbe wiederholte sich ein Mal über das andere. Kid und Kurz arbeiteten bis zur völligen Erschöpfung, während ihre Herren und Meister sich regelmäßig drückten und auch noch Bedienung von ihnen verlangten.
    Aber der unerbittliche arktische Winter rückte immer näher, und immer wieder wurden sie von allen möglichen Verzögerungen, die sehr gut zu vermeiden gewesen wären, zurückgehalten. Als sie am »Windigen Arm« waren, nahm Stine eigenmächtig Kid die Ruderpinne aus der Hand, und es dauerte keine Stunde, so war es ihm schon gelungen, das Boot gegen das sturmgepeitschte Felsufer zu fahren, so daß es schwere Schäden erlitt.
    Die Reparatur kostete sie zwei Tage. Als sie dann wieder am Morgen abfahren sollten und an den Strand hinunterkamen, sahen sie, daß am Bug und Heck des Bootes mit Holzkohle in großen Buchstaben ein böses Wort geschrieben war: Chechaquo.
    Kid amüsierte sich über den boshaften Bootsnamen, der hier so außerordentlich passend erschien.
    »Aber hören Sie mal!« sagte Kurz, als Stine ihn

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