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Alaska-Kid - V3

Titel: Alaska-Kid - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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letzten auszunutzen.«
    »Das klingt ja sehr einfach«, sagte Kid kritisch, »so einfach, daß ich gar nicht begreifen kann, wie man überhaupt verlieren kann.«
    »Der Fehler ist ja eben«, gab Kurz zu, »daß die meisten Leute ihre Vorahnungen mißverstehen. Es ist natürlich hin und wieder auch geschehen, daß ich mich in meinen Vorahnungen geirrt habe. Man muß eben versuchen, es herauszukriegen.«
    Kid schüttelte den Kopf.
    »Das ist auch nur eine Art Berechnung, Kurz. Die meisten Männer irren sich aber in ihren Ahnungen.«
    »Aber hast du denn nie so ein todsicheres Gefühl gehabt, daß du nur dein Geld hinzulegen brauchtest, um den Gewinn in die Tasche zu stecken?«
    Kid lachte.
    »Ich bin zu ängstlich, wenn ich an die vielen Prozent Chancen denke, die ich gegen mich habe. Aber ich will dir was sagen, Kurz: Ich werde jetzt einen Dollar auf die "Hohe Karte" setzen und sehen, ob ich so viel gewinne, daß wir einen dafür trinken können.«
    Kid wollte sich den Weg zum Pharaotisch bahnen, aber Kurz hielt ihn am Arm zurück.
    »Laß mal, du. Ich habe eben eine von meinen Ahnungen. Setz lieber deinen Dollar an dem Roulett.«
    Sie gingen zum Roulettisch neben der Bar.
    »Warte, bis ich es dir sage«, riet Kurz.
    »Welche Nummer?« - »Das mußt du selbst bestimmen. Aber warte, bis ich es dir sage.«
    »Du willst doch nicht behaupten, daß ich gerade an diesem Tisch eine besondere Chance hätte?« wandte Kid ein.
    »Eine ebenso gute wie am nächsten.«
    »Aber jedenfalls keine so gute wie die Bank.«
    »Wart ab und sieh«, erklärte Kurz eindringlich. »Jetzt - jetzt los!«
    Der Bankhalter hatte soeben die kleine elfenbeinerne Kugel auf ihre wirbelnde Fahrt über den glatten Rand des rollenden Rades mit den vielen Löchern hinausfliegen lassen.
    Kid, der am unteren Tischende stand, lehnte sich über einen der Spieler und warf seinen Dollar achtlos auf den Tisch. Er rollte über das glatte grüne Tuch und blieb dann säuberlich in der Mitte von "34" liegen.
    Die Kugel hielt an, und der Bankhalter rief: »Vierunddreißig gewinnt.« Er strich das Geld vom Tisch und legte fünfunddreißig Dollar vor Kid hin. Als Kid das Geld in die Tasche steckte, klopfte Kurz ihm auf die Schulter.
    »Na, da siehst du, was eine Ahnung bedeutet, Kid! Wie ich es wissen konnte? Das kann ich dir nicht erklären. Ich wußte einfach, daß du gewinnen würdest. Denn, siehst du, wenn dein Dollar auf eine andere Zahl gefallen wäre, dann hätte die gewonnen. Wenn die Ahnung richtig ist, mußt du einfach gewinnen.«
    »Aber wenn nun Doppelzero herausgekommen wäre, was dann?« fragte Kid, während sie sich zur Bar begaben.
    »Dann wäre dein Dollar auf zwei Nullen liegengeblieben«, antwortete Kurz. »Das ist einfach unvermeidlich. Ahnung ist und bleibt Ahnung. Da kannst du sagen, was du willst - nichts zu machen. Aber komm jetzt wieder an den Tisch. Ich habe eine neue Ahnung bekommen, daß ich jetzt, nachdem ich dir gewinnen half, selbst ein paar Treffer kriege.«
    »Spielst du denn nach einem bestimmten System?« fragte Kid zehn Minuten später, als sein Kamerad schon hundert Dollar verloren hatte.
    Kurz schüttelte empört den Kopf, während er seine Spielmarken auf "3" und auf "17" legte. Außerdem legte er eine Marke, die er noch übrig hatte, auf Grün.
    »Die Hölle ist vollgepfropft mit Idioten, die nach Systemen gespielt haben«, bemerkte er noch, als der Bankhalter das Geld an sich raffte.
    Kid, der zuerst nur zugesehen hatte, wurde allmählich ganz bezaubert. Er verfolgte mit dem größten Interesse jede Einzelheit des Spieles von der wirbelnden Kugel bis zur Ein- und Auszahlung der Einsätze. Er selbst spielte nicht mit, sondern begnügte sich mit dem Zusehen. Aber es interessierte ihn so, daß Kurz, der erklärte, jetzt genug vom Spiel bekommen zu haben, ihn kaum vom Tisch wegziehen konnte.
    Der Bankhalter gab Kurz den Goldsack wieder, den er als Sicherheit hinterlegt hatte, um mitspielen zu dürfen, und gleichzeitig bekam er einen Schein, worauf stand: Verloren 350 Dollar.
    Kurz ging mit dem Sack und dem Schein quer durch den Raum, um beides dem Mann zu geben, der dort hinter einer großen Goldwaage saß. Er wog für dreihundertfünfzig Dollar Goldstaub ab und tat sie in den Goldbehälter des Hauses.
    »Diese Ahnung war wohl auch eine von deinen Berechnungen«, spottete Kid.
    »Ich mußte doch zu Ende spielen, nicht wahr? Nur um zu sehen, wie es zusammenhing«, gab Kurz zurück. »Und ich denke, ich mußte es auch durchführen, um

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